2.2.1 Phase 1: Der Anfang des Weges

Die Grundvoraussetzung für den Weg des Gebets ist die Fähigkeit, uns zu sammeln und zu zentrieren. 

Es geht darum, unsere persönlichen Gedanken, Gefühle und unser Wollen loszulassen, unser Gemüt zu beruhigen und in die Stille zu führen, um zu einem klaren Bewusstsein zu gelangen.

Solange unser Bewusstsein mit ständigem Denken, Interpretieren und Reflektieren unseres Lebens ausgefüllt ist, können wir uns nicht für Gott öffnen. 

Mit einem in Gedanken verlorenen Bewusstsein ist keinerlei spirituelle Praxis möglich.

Wenn wir den Zugang zu unserem höheren Denken, Fühlen und Wollen im Geistigen Gemüt finden wollen, müssen wir unser vordergründiges Gemüt zuerst in die Stille führen.

Die übliche Erfahrung

Die meisten Menschen erleben in der Anfangsphase, dass sie sich immer wieder in Gedanken verlieren und ihr Bewusstsein darin gefangen ist. 

Nach einer Weile wird man wieder bewusst wach und erinnert sich daran, dass man eigentlich meditieren wollte.

Dies kann auch nach Wochen und Monaten weiterhin geschehen. Selbst nach vielen Jahren Meditation treten solche Zustände der Zerstreuung immer wieder auf. 

Das kann anfangs sehr frustrierend sein. Man mag sich fragen: Was ist der Gewinn davon? Man hat von beeindruckenden mystischen Erfahrungen gehört, doch stattdessen kämpft man nur mit seinen automatischen Gedanken.

2.2.2 Eine große Veränderung wird vorbereitet

In dieser Phase geschieht etwas sehr Bedeutendes: 

Eine grundlegende Veränderung wird vorbereitet. 

Wir erkennen zunehmend unseren realen Zustand und entwickeln die Sehnsucht, uns davon zu befreien.

In der Meditation erkennen wir, dass wir unser Bewusstsein in den Gedanken verloren haben, und kehren zur Wahrnehmung der Wirklichkeit zurück. Dieser Moment des Erwachens ist von großer Bedeutung – er erzeugt eine geistige Kraft, die die Voraussetzung für alles Weitere auf dem mystischen Weg ist. 

Das wiederholte Trainieren dieses kleinen Schrittes – Erkennen und zur Wirklichkeit zurückkehren – entwickelt eine entscheidende Fähigkeit, die zur beständigen Achtsamkeit des Bewusstseins führt.

Letztendlich bringt uns dies zur Erleuchtung oder, anders ausgedrückt, zum Bewusstsein der Präsenz Gottes in jedem Augenblick – einem Zustand, in dem wir von Wahrer Liebe erfüllt leben können.

Durch die Meditation werden wir uns langsam der unterschiedlichen Zustände bewusst: 

der Gefangenschaft und starken Identifikation mit unserem Denken und Fühlen einerseits und den bewussten Phasen andererseits.

In dem Moment, in dem wir wieder aufwachen, haben wir oft das Gefühl, die Zeit davor verschlafen oder vergeudet zu haben. Doch nach und nach wächst die Motivation, länger wach zu bleiben.

Um unseren Zustand zu verändern, muss uns unsere Realität zunächst schmerzhaft bewusst werden. 

Das gehört zum inneren Weg. Schritt für Schritt führt er uns zu immer tieferer Selbsterkenntnis.

2.2.3 Das Erleben von Veränderungen im Alltag

Die positive Veränderung zeigt sich in dieser Phase meist eher im täglichen Leben als in der Meditation selbst. 

Wir werden klarer und bewusster. Wir beginnen, unsere unterschiedlichen Bewusstseinszustände bewusst wahrzunehmen. 

Unser psychischer Zustand verbessert sich allmählich: Wir erleben insgesamt weniger negative Gefühle und lassen uns seltener emotional triggern. 

Negative Zustände werden schneller verarbeitet und aufgelöst.

Momente der Klarheit

Wenn ich nach der Meditation in der Küche mein Frühstück zubereite, fühle ich mich oft sehr klar – ich genieße jede Wahrnehmung bewusst und erlebe jede Handlung mit voller Präsenz. Das ist sehr angenehm und wertvoll. 

Ihr werdet zunehmend solche Momente im Laufe des Tages erleben. 

Oder vielleicht ein kurzes Gefühl von Freude, wenn ihr z. B. einen Vogel seht oder den Himmel betrachtet. 

Ebenso können wir in Begegnungen mit Menschen bewusster werden.

Selbst wenn solche Erfahrungen noch selten sind, zeigen sie uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. 

Wir sollten sie also wertschätzen.