1.7. Weitere Perspektiven auf die Mystik

Religionsgründer und Reformatoren waren Mystiker

Alle Religionsgründer und religiösen Reformatoren waren Mystiker mit konkreten, persönlichen Erfahrungen mit Gott. Sie haben diese Erfahrungen gelehrt und daraufhin Lehren sowie Gedankengerüste – Theologien – entwickelt. Diese Lehren wurden von anderen aufgenommen, gelernt und geglaubt. Daraus folgte das Praktizieren des Glaubens.

Das Praktizieren des Glaubens sollte zu eigenen mystischen Erfahrungen führen. Doch viele Gläubige bleiben im Glauben und im ethischen Leben stehen. Sie vertiefen sich nicht ausreichend ins Gebet und machen keine eigenen direkten Erfahrungen mit dem Geist und der Liebe Gottes.

Mystik ist ein Forschungsgebiet

Wie sich die Vorsehung Gottes weiter entfaltet, so kann auch die Mystik sich weiterentwickeln. Es ist ein reiches Forschungsgebiet, das sich mit der persönlichen Erfahrung des Einzelnen befasst, der diesen Weg geht. Erfahrungen und Erleuchtungen können gesammelt, strukturiert und für die mystische Praxis genutzt werden.

Der mystische Weg braucht viel Motivation

Ein strukturierter Überblick über den Weg, die Erfahrungen fortgeschrittener Praktizierender und eine klare Vorstellung einer funktionierenden, individuell anpassbaren Praxis wirken sehr motivierend. Motivation ist ein zentrales Thema auf dem mystischen Weg. Alles zieht unsere Aufmerksamkeit von Gott weg – die Anforderungen des Lebens, die Aufgaben des Alltags, die Verlockungen der Freizeit und die Medien. All dies lenkt unser Bewusstsein nach außen und von Gott ab. Sogar religiöser Aktivismus kann uns vom Weg des Gebets abhalten.

Die Voraussetzung für ein fundiertes Gebetsleben ist jedoch, Gott mehr zu suchen als alles andere und die tiefe Sehnsucht nach Gott zu wecken.

Dafür müssen wir uns immer wieder neu motivieren. Dabei helfen uns mystische Schriften und Gemeinschaften von Menschen, die diesen Weg gemeinsam gehen.


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