Juliana von Norwich

Juliana von Norwich (ca. 1342–nach 1416) war eine englische Mystikerin, Anachoretin und eine der bedeutendsten geistlichen Schriftstellerinnen des Mittelalters. Sie lebte als Einsiedlerin in einer Klause bei der Kirche St. Julian in Norwich, von der sich ihr Name ableitet.

Im Alter von etwa 30 Jahren hatte Juliana während einer schweren Krankheit eine Reihe von mystischen Visionen über das Leiden Christi und die Liebe Gottes. Diese Revelations of Divine Love („Offenbarungen göttlicher Liebe“) gelten als das erste bekannte Werk, das auf Englisch von einer Frau verfasst wurde.

Zentrales Thema ihrer Theologie ist die bedingungslose Liebe und Barmherzigkeit Gottes. Berühmt ist ihr Vertrauen in die göttliche Vorsehung, das sich in ihrem bekannten Ausspruch ausdrückt: “All shall be well, and all shall be well, and all manner of thing shall be well.”

Julianas Denken war für ihre Zeit außergewöhnlich hoffnungsvoll und zukunftsweisend. Ihre mystische Schau verbindet tiefe Gotteserkenntnis mit seelsorgerlicher Weisheit und hat bis heute große spirituelle Bedeutung.

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Dort wird das Zeichen der Sünde in Ehre verwandelt

Auch zeigte mir Gott, dass Sünde dem Menschen nicht zur Schande gereiche, sonder zur Ehre. 

Sünde ist die schärfste Geißel, mit der eine auserwählte Seele gezüchtigt werden kann, und diese Geißel schlägt die Menschen völlig danieder und zerbricht sie völlig und lässt sie in ihren eigenen Augen nichtig erscheinen, so sehr, dass es ihnen dünkt, sie seinen zu nichts mehr würdig, außer in die Hölle zu versinken. 

© BLI - Thomas Schuh 2025