1.3. Der Charakter mystischer Erfahrungen

Wenn wir durch konsequente mystische Praxis in der Realität verankert bleiben, öffnet sich unser Bewusstsein für spirituelle Wahrnehmung. Es geht dabei nicht darum, Geister zu sehen oder zu hören, sondern eine natürliche geistige Empfindsamkeit oder Sensitivität zu entwickeln – eine zusätzliche Fähigkeit der Wahrnehmung.  

Sogar mit geschlossenen Augen werdet ihr spüren können, wer an euch vorübergeht und ob es gute oder schlechte Menschen sind. Ihr werdet geistig empfindsam werden.

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Mit dieser geistigen Empfindsamkeit nehmen wir neue Gefühle und Wahrnehmungen wahr. Wir können Energien spüren, die uns zuvor verborgen blieben, weil uns die Sinne dafür fehlten.  

Auf dem mystischen Weg wollen wir immer in der physischen Realität geerdet bleiben. Es geht nicht darum, sich Fantasien über Gott und Liebe auszumalen und so künstlich ein Liebesgefühl zu erzeugen. Solche Gefühle können wir im Gemüt leicht hervorrufen, doch das ist nicht das Ziel der Mystik.  

Die Mystik sucht die Realität Gottes – hier und jetzt, in diesem Augenblick, geerdet im physischen Körper. Alle großen Mystiker, seien es die buddhistischen oder die christlichen in den orthodoxen Klöstern, haben sich in der physischen Realität verankert. Auch sie traten aus der Gedanken- und Fantasiewelt des Gemüts heraus.  

Aus der Sicht der christlichen Glaubensväter sind die Gedanken, die uns im Gebet kommen, Eingebungen des Teufels oder von Dämonen, die uns vom Weg zu Gott abhalten wollen.  


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