1.5. Die inner Gedanken- und Bilderwelt

1.5. Die inner Gedanken- und Bilderwelt

Die innere Gedanken- und Bilderwelt

 

Betrachten wir den Menschen als Ganzes, wissen wir, dass Gedanken im Großhirn entstehen – in einem vergleichsweise kleinen Teil des Körpers. Doch wenn wir unser Bewusstsein betrachten, zeigt das rechte Bild unseren Bewusstseinszustand treffender: Der Mensch befindet sich in einer Blase aus Gedanken und Bildern. Der größte Teil unseres Bewusstseins ist in dieser Blase gefangen, während nur ein kleinerer Anteil auf die Wirklichkeit unseres Körpers gerichtet ist.

Beobachte dies bei dir selbst: Wie viel Prozent deines Bewusstseins sind in diesem Moment mit der Wahrnehmung der Wirklichkeit durch deine fünf Sinne beschäftigt, und wie viel steckt in deiner inneren Welt aus Gedanken und Bildern?

Die Wirklichkeit liegt jedoch außerhalb dieser Blase – und das gilt nicht nur für die physische Realität, sondern auch für die geistige. Die geistige Wirklichkeit ist nicht in dieser Blase zu finden. Gott können wir nicht in der Gedanken- und Bilderwelt begegnen. Gott ist in der Wirklichkeit außerhalb der Blase.

Für viele religiöse Menschen ist dies nicht klar – zum Beispiel für viele Christen. Buddhisten hingegen haben ein tiefes Verständnis dafür, ebenso wie die christlichen Glaubensväter, die in der Philokalie zu Wort kommen. Sie wissen, dass Gedanken und Prozesse im Gemüt uns daran hindern, Gott zu erkennen und uns seiner Präsenz bewusst zu werden.

Natürlich reflektiert unser Gemüt geistige Geschehnisse. Doch wenn wir Gott direkt begegnen wollen, müssen wir unser Bewusstsein auf die Wirklichkeit lenken und uns aus der Fantasieblase befreien.

Alles Denken geht durch eine gewisse sinnhafte Vorstellung ins Herz ein. Aber erst dann leuchtet ihm das selige Licht der Gottheit, wenn es sich von allen Dingen zurückgezogen hat und überhaupt nichts Bildhaftes mehr ist, den Glanz des Götteslichtes offenbart sich dem reinen Geiste durch die Abwesenheit aller Gedanken...

 

Daher ist es wichtig, dass der Betende sich von allen Gedanken fernhalte, die den Geist durch Bilder beeindrucken. Ein Geist, der den Geist schaut, wird anders geformt und auf andere Weise geordnet als jener, der das Wort des Geistes betrachtet. Daraus lernen wir, auf welche Weise das geistliche Erkennen den Geist von den Gedanken, die ihn mit Bildern füllen, sondert. Wenn er aber nicht um die Bilder kreist, dann nähert sich der Geist Gott. 

 

...keine Einbildungskraft ist brauchbar, um zu Gott zu kommen.

 

Um dies musst du dich, da du es nun weißt, zu jeder Stunde mühen, zu Gott ohne sinnhaftes Bild, ohne Bild und Form, ganz reinen Geistes und mit gereinigter Seele mit aller Inbrunst zu beten.