Kleine Philokalie

Die Philokalia ist eine bedeutende Sammlung spiritueller Schriften aus der christlich-orthodoxen Tradition. Sie wurde im 18. Jahrhundert von den Mönchen Nikodemos von der Heiligen Berg Athos und Makarios von Korinth zusammengestellt. Die Texte stammen ursprünglich von verschiedenen frühchristlichen und byzantinischen Autoren (u. a. Evagrios Pontikos, Johannes Klimakos, Maximos der Bekenner) und reichen vom 4. bis zum 15. Jahrhundert.

Im Zentrum der Philokalia steht die Praxis der inneren Sammlung, insbesondere durch das „Herzensgebet“ („Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner“), mit dem Ziel der Theosis – der Vergöttlichung des Menschen durch Vereinigung mit Gott. Die Sammlung betont Askese, Wachsamkeit (griechisch nepsis), geistliche Unterscheidung und die Reinigung des Herzens.

Sie gilt bis heute als grundlegendes Werk für die orthodoxe Mystik und das kontemplative Gebet.

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Unseren Geist vollkommen auf die Gegenwart Gottes gerichtet

Hat das beharrliche und reine Gebet uns von allen irdischen Reizen befreit und betrachtest du sie alle als Schatten und haben wir unseren Geist vollkommen auf die Gegenwart Gottes gerichtet, dann ersteht uns in der Gottesliebe ein Bundesgenosse. Der flehende Gebetsruf lässt in unserer Seele die Liebe zu Gott wie eine Quelle aufrauschen, ergreift unseren Geist, um ihn ein geheimnisvolles Land schauen zu lassen. 

Gebet im Geist ohne Gedanken

Alles Denken geht durch eine gewisse sinnhafte Vorstellung ins Herz ein. Aber erst dann leuchtet ihm das selige Licht der Gottheit, wenn es sich von allen Dingen zurückgezogen hat und überhaupt nichts Bildhaftes mehr ist, den Glanz des Götteslichtes offenbart sich dem reinen Geiste durch die Abwesenheit aller Gedanken...

© BLI - Thomas Schuh 2025