Was für ein Standard ist das? Es ist etwas, das existiert, aber doch nicht existiert, oder etwas, das nicht existiert und doch vorhanden ist. Einen solchen Ort gibt es.
Wer den Buddhismus kennt, weiß sofort, was hier gemeint ist. Es ist das „Nichts“, auf Japanisch „Mu“. Das bekannteste Rinzai-Zen-Koan, das eine buddhistische Kontemplation auf das „Nichts“ darstellt. Sun Myung Moon sagte einmal, dass das „Nichts“ im Buddhismus Gott ist.
Hinter jedem Inhalt des Gemüts, also Verstand, Gefühl und Wille, liegt ein Bereich im Menschen, den wir Geist nennen. Das Gemüt hat immer einen Inhalt. Um über das Gemüt in den geistigen Bereich vorzudringen, müssen wir allen Inhalt loslassen. Das ist der Nullpunkt des Gemüts.
Dies ähnelt dem mystischen Prozess in der Praxis der Zen-Buddhisten, die in ihrer Kontemplation mit dem Koan „Was ist Geist?“ in den geistigen Bereich eintauchen. Die Antwort auf die Frage ist: „Kein Geist!“. Der Begriff Geist ist immer noch Inhalt und hält uns im Gemüt gefangen, doch Geist ist jenseits des Gemüts und somit von jeglichem Inhalt befreit.
Die Natur des Gemüts und des Geistes sind unterschiedlich
Für Menschen ohne mystische Erfahrungen mag es sehr seltsam klingen, dass Geist keinen Inhalt hat. Es ist jedoch die Erfahrung der Mystiker aller Religionen, dass man durch den Nullpunkt des Gemüts gehen muss um die Präsenz Gottes direkter zu erfahren.
Das bedeutet nicht, dass Gott keine konkrete Botschaften gibt die Inhalt haben. Sobald etwas von Gottes Geist auf unser Gemüt trifft erscheint es wieder als für uns verständlicher Inhalt. Dann können Gottes Botschaft als Satz formulieren und kommunizieren. Jedoch ist die Kommunikation im Geist von anderer Natur als der Inhalt unseres Verstandes. Eine Person, die mit Gott eins ist, bleibt dennoch ein Individuum mit persönlichen Merkmalen. Sie vereint jedoch den Geist Gottes mit dem Gemüt und dem Körper eines einzelnen Menschen.
Wir erinnern uns an die Aussagen von Meister Eckhart.
Je mehr du loslässt, desto näher bist du Gott… Gott ist dort, wo der Mensch aufhört.
Im Nullpunkt-Zustand des Gemüts sind wir frei von persönlichem Denken, Fühlen und Wollen und vollständig offen für Gott. Gott kann in uns einziehen und wohnen. Unser „Ich“ ist dann nicht mehr das menschliche Ego, sondern Gott, der in unserem Herzen, dem Zentrum des geistigen Gemüts, präsent ist.
Das klingt wie ein Widerspruch zu der vorherigen Aussage. Ist der Mensch noch ein Individuum, nachdem er eins mit Gott ist? Ja und Nein – beides ist richtig. Im Nullpunkt-Zustand werden wir vollkommen offen für Gott. Gott zieht in uns ein. Im innersten sind wir in Resonanz mit Gott und wahrer Liebe. Gott wirkt in uns auf der Ebene des Geistes, aber durch die Ebene des Gemüts erhält sein Wirken Form und Ausdruck eines Individuums.