Buch 1: Ein mystischer Ansatz
Buch 1: Ein mystischer Ansatz
Stand 22.02.2025
Ein Entwurf für einen mystischen Ansatz: Integration interreligiöser Perspektiven und Praxis
Dieses Kapitel bietet eine Einführung in die Mystik und versucht, christliche Mystik mit der östlichen, insbesondere der buddhistischen Mystik, in Verbindung zu bringen. Die mystische Lehre von Sun Myung Moon – einem koreanischen Geistlichen, der in beiden Traditionen verwurzelt war – dient dabei als wertvoller Orientierungspunkt.
Besonderen Wert lege ich auf den Bezug zur realen menschlichen Erfahrung und Praxis der verschiedenen Traditionen. Die mystische Praxis und die daraus entstehenden Erfahrungen sind oft unmittelbarer und greifbarer als theoretische Überlegungen oder theologische Konzepte. Dadurch birgt die Mystik ein großes Potenzial für interreligiöses Verständnis.
Meine Ausführungen erheben keinen Anspruch auf absolute Wahrheit. Sie sind lediglich ein Entwurf und ein erster Schritt in dieser interreligiösen Betrachtung. Mein zentrales Anliegen ist es, hinter die Begriffe zu blicken, damit wir uns öffnen, voneinander lernen und sowohl unseren eigenen Weg als auch unsere mystische Praxis weiterentwickeln können.
Perspektivenwechsel zwischen Wahrheitssuche und mystischer Erfahrung
Dieses Buch richtet sich insbesondere an religiöse Menschen, die sich bisher wenig mit Mystik beschäftigt haben. Daher betone ich an einigen Stellen den Unterschied zwischen einem glaubensbasierten Zugang, der vorwiegend auf Wahrheit fokussiert ist, und dem mystischen Zugang. Beides hat seinen Platz und Wert.
Indem ich hervorhebe, was die Mystik von traditionellen Glaubenspraktiken unterscheidet, könnte es den Eindruck erwecken, dass Letztere als weniger tiefgehend erscheinen. Möglicherweise fühlt sich dadurch jemand in seinen religiösen Überzeugungen verletzt. Das ist keinesfalls meine Absicht. Sollte dies dennoch der Fall sein, bitte ich um Entschuldigung.
Die folgenden Ausführungen sind mit höchstem Respekt für gläubige Menschen aller Traditionen verfasst.
1.1. Mystik – der Weg der Meditation und des Gebets
1.1. Mystik – der Weg der Meditation und des Gebets
Der innere Weg, mit Gott eins zu werden, ist das Gebiet der Mystik, die man auch als den Weg des Gebets bezeichnen könnte.
Warum dann Meditation? Die einfachste Antwort ist, dass die Voraussetzung für tiefes Gebet die Fähigkeit zur Sammlung ist, und durch Meditation erlangt man diese Fähigkeit.
Das tiefe Gebet der Heiligen und Mystiker findet auf einer anderen Ebene statt als das herkömmlich gesprochene Gebet. Es ist das reine Gebet im Geist. Es geht über das Gemüt oder die Psyche hinaus – also über Verstand, Gefühl und Wille. Es geschieht auf der Ebene des Geistes, wo kein Denken mehr stattfindet. Jeder gewöhnliche Gedanke würde die innige Nähe zu Gott stören.
Um dies zu erreichen, muss man lernen, alle Gedanken, Gefühle und Wünsche des Gemüts loszulassen.
Je mehr du loslässt, desto näher bist du Gott.
Wir müssen den Nullpunkt des Gemüts erreichen... Das ist der Standard der uns ermöglicht vollkommenes Objekt Gottes zu werden... Der Nullpunkt ist ein ähnlicher Zustand wie Buddhisten in der Zen-Meditation erfahren.
1.2. Definitionen von Mystik
1.2. Definitionen von Mystik
Der Ausdruck Mystik (von altgriechisch μυστικός mystikós ‚geheimnisvoll‘, zu myein ‚Mund oder Augen schließen‘) bezeichnet Berichte und Aussagen über die Erfahrung einer göttlichen oder absoluten Wirklichkeit sowie die Bemühungen um eine solche Erfahrung.
-- Wikipedia --
Mystik ist im Volksmund als Einswerden mit Gott oder dem Absoluten bekannt, kann sich aber auch auf jede Art von Ekstase oder verändertem Bewusstseinszustand beziehen, dem eine religiöse oder spirituelle Bedeutung beigemessen wird. Sie kann sich auch auf die Erlangung von Einsicht in ultimative oder verborgene Wahrheiten und auf die durch verschiedene Praktiken und Erfahrungen unterstützte menschliche Transformation beziehen.
-- Wikipedia – übersetzt aus der englischen Version --
1.3. Äußere und innere Dimension des Glaubenslebens
1.3. Äußere und innere Dimension des Glaubenslebens
Pater Bernhard, ein *Zisterziensermönch und Priester, sagt Folgendes:
Die Theologie und die Sakramente sind wie eine äußere Schale, die bereits etwas vom inneren Kern verrät. Der innere Kern ist die mystische Erfahrung mit Gott. Die Schale weist auf den Kern hin, aber wir können die Schale nicht "essen."
Unser Glaubensleben umfasst Handlungen wie das Studium heiliger Schriften, den Besuch von Glaubensveranstaltungen, die Ausübung von Ritualen, das Sprechen von Gebeten sowie religiös motivierte Aktivitäten zum Wohle anderer. Dies bezeichnen wir als einen religiösen Lebensstil. All diese Handlungen haben eine äußere und eine innere Dimension.
Pater Bernhard veranschaulicht dies mit der Metapher einer Schale und eines Kerns: Das Äußere kann uns zum Inneren führen, doch das Innere ist der direkte Zugang zu Gott.
Oft begnügen sich religiöse Menschen mit der Schale und hören auf, nach dem Kern zu suchen. Gelegentlich machen sie indirekte Erfahrungen mit Gott, etwa durch Gebetserhörungen: Wir beten, und etwas geschieht, das wir als Antwort Gottes deuten.
Die direkte Erfahrung hingegen ist die mystische Erfahrung mit Gott. Hier erleben wir seine Präsenz und Liebe unmittelbar in unserem Inneren. Mystik ist die reale Erfahrung der geistigen Wirklichkeit des lebendigen Gottes.
Der mystische Weg ist ein innerer Pfad, auf dem wir Gott direkt erfahren und eins mit ihm werden.
1.4. Die praktische Dimension der Mystik
1.4. Die praktische Dimension der Mystik
Die Erfahrungen und Erkenntnisse der Mystik wurden über Jahrtausende gesammelt und weitergegeben. Es gibt keine verborgenen Geheimnisse – man muss lediglich an den richtigen Stellen suchen, die richtigen Bücher lesen und Menschen treffen, die diesen Weg kennen.
Mystik lehrt uns einen praktischen, konkreten Weg, wie wir eins mit Gott werden können. Es ist der Weg, den Menschen in verschiedenen Religionen über Jahrtausende gegangen sind.
Mystik ist die Kunst des Gebets – der Weg, Gott im Inneren zu suchen und zu finden.
Zugang zum Geist und zum wahren Selbst
Auf dem mystischen Weg erhalten wir Zugang zu unserem Geist. Wir erkennen, dass wir nicht unser Denken und Fühlen sind, sondern dass unser wahres Selbst Geist ist. Dieses Geistige Selbst lernen wir konkret zu erfahren. Wir bekommen Zugang zu dem, was wir als Geistiges Gemüt und Herz bezeichnen – Bereiche, die uns im herkömmlichen Bewusstsein oft verschlossen bleiben.
Mystik sucht den direkten Zugang zu Geist und Gott, der reiner Geist ist. Begriffe wie „Erfüllt sein mit dem Heiligen Geist“, „Einheit von Geist und Körper“ oder „direkte Herrschaft Gottes“ werden dadurch konkreter erfahrbar.
Am Ende führt uns die Mystik zu unserem wahren Selbst und offenbart uns die Überraschung des Seins.
1.5. Was ist Mystik noch?
1.5. Was ist Mystik noch?
- Mystik ist keine Philosophie, keine Theologie und keine Ideologie.
- Mystik entspringt der Erfahrung und der Erleuchtung.
- Mystik ist eine empirische Wissenschaft über den inneren Weg zu Gott.
- Sie basiert auf den Erfahrungen und Erkenntnissen der Mystiker und Heiligen, gesammelt über Jahrtausende hinweg.
- Mystik eröffnet einen praktischen und konkreten Weg, uns innerlich weiterzuentwickeln.
- Sie ist die Kunst des Gebets.
- Sie ist der Weg, Zugang zu unserem geistigen Gemüt und Herzen zu finden.
- Sie ist der Pfad, unser wahres Selbst zu entdecken.
- Sie ist der Weg, mit dem Heiligen Geist erfüllt zu werden.
- Sie ist der Weg zur Einheit von Geist und Körper.
- Mystik führt zur direkten Herrschaft Gottes.
Mystik und Theologie im Vergleich
Mystik ist keine Philosophie oder Ideologie, denn diese entstehen aus dem Denken. Denken und Fantasieren können alles erzeugen, ohne etwas zu beweisen. Auch Theologie ist keine Naturwissenschaft. Es gibt Hunderte von einander widersprechenden Theologien. Jeder kann grundsätzlich glauben, was er will.
Theologien haben ihren Ursprung oft in den mystischen Erfahrungen der Gründer von Religionen. Aus diesen Erfahrungen wurden erklärende Gedankengebäude entwickelt, die weitergegeben und gelehrt werden. Vieles bleibt jedoch für deren Nachfolger theoretisch und muss geglaubt werden, da es für sie nicht unmittelbar erfahrbar ist.
Mystik hingegen basiert auf Erfahrung. Diese Erfahrung wird durch bestimmte Voraussetzungen ermöglicht. Wenn wir eine bestimmte Haltung einnehmen, uns öffnen, unsere innere Einstellung kultivieren und Praktiken ausüben, machen wir konkrete Erfahrungen – unabhängig davon, ob jemand vor Tausenden von Jahren oder heute diesen Weg geht, und unabhängig davon, ob er Christ, Buddhist, Muslim oder Anhänger einer anderen Religion ist.
In diesem Sinne ist Mystik eine empirische Wissenschaft. Ein Mensch, der es schafft, sich Gott nahe zu fühlen, kann erforschen, was diese Nähe verstärkt oder was sie wieder verschwinden lässt. Auf dieser Grundlage entsteht eine religiöse Ethik – aus der Erfahrung der Liebe Gottes. In der Nähe zu Gott spüren wir, was Sünde ist und was Tugend bedeutet.
1.6. Der Unterschied zwischen Mystik und Mysterium
1.6. Der Unterschied zwischen Mystik und Mysterium
Definitionen von chatGPT
Mystik ist der Glaube oder das Streben nach einer direkten, persönlichen Erfahrung des Göttlichen oder der ultimativen Wirklichkeit, oft durch innere Kontemplation oder spirituelle Praktiken.
Mysterium bezeichnet etwas, das schwer oder unmöglich zu verstehen oder zu erklären ist, oft verbunden mit verborgenen Wahrheiten oder unerklärlichen Phänomenen.
Die beiden verwandten Begriffe werden oft synonym verstanden, doch es gibt einen großen Unterschied zwischen ihnen. Für jemanden, der mystisch unerfahren ist, bleibt die Mystik vollständig geheimnisvoll. Jemand, der jedoch direkten Zugang zum Geist gefunden hat, wird viele Dinge erfahrbar und durch Erleuchtung offenbart. Die Realität und Wirklichkeit des Geistes wird für ihn greifbar und real.
Mystik ist ein konkreter Weg und eine Praxis, durch die man neue Erfahrungen macht und eine tiefgreifende innere Veränderung erlebt.
Andererseits bleibt Gott für das menschliche Bewusstsein immer mysteriös und nicht vollständig erfassbar. Wir bewegen uns auf einem Weg, um die mysteriöse Wirklichkeit dieses Universums immer mehr persönlich zu erfahren und zu begreifen. Dies geschieht durch eine Erweiterung des Bewusstseins, die neue Formen der Wahrnehmung eröffnet.
Ihr werdet ein neues, dreidimensionales Gefühl erleben, das ihr niemals vorher empfunden habt.
1.7. Weitere Perspektiven auf die Mystik
1.7. Weitere Perspektiven auf die Mystik
Religionsgründer und Reformatoren waren Mystiker
Alle Religionsgründer und religiösen Reformatoren waren Mystiker mit konkreten, persönlichen Erfahrungen mit Gott. Sie haben diese Erfahrungen gelehrt und daraufhin Lehren sowie Gedankengerüste – Theologien – entwickelt. Diese Lehren wurden von anderen aufgenommen, gelernt und geglaubt. Daraus folgte das Praktizieren des Glaubens.
Das Praktizieren des Glaubens sollte zu eigenen mystischen Erfahrungen führen. Doch viele Gläubige bleiben im Glauben und im ethischen Leben stehen. Sie vertiefen sich nicht ausreichend ins Gebet und machen keine eigenen direkten Erfahrungen mit dem Geist und der Liebe Gottes.
Mystik ist ein Forschungsgebiet
Wie sich die Vorsehung Gottes weiter entfaltet, so kann auch die Mystik sich weiterentwickeln. Es ist ein reiches Forschungsgebiet, das sich mit der persönlichen Erfahrung des Einzelnen befasst, der diesen Weg geht. Erfahrungen und Erleuchtungen können gesammelt, strukturiert und für die mystische Praxis genutzt werden.
Der mystische Weg braucht viel Motivation
Ein strukturierter Überblick über den Weg, die Erfahrungen fortgeschrittener Praktizierender und eine klare Vorstellung einer funktionierenden, individuell anpassbaren Praxis wirken sehr motivierend. Motivation ist ein zentrales Thema auf dem mystischen Weg. Alles zieht unsere Aufmerksamkeit von Gott weg – die Anforderungen des Lebens, die Aufgaben des Alltags, die Verlockungen der Freizeit und die Medien. All dies lenkt unser Bewusstsein nach außen und von Gott ab. Sogar religiöser Aktivismus kann uns vom Weg des Gebets abhalten.
Die Voraussetzung für ein fundiertes Gebetsleben ist jedoch, Gott mehr zu suchen als alles andere und die tiefe Sehnsucht nach Gott zu wecken.
Dafür müssen wir uns immer wieder neu motivieren. Dabei helfen uns mystische Schriften und Gemeinschaften von Menschen, die diesen Weg gemeinsam gehen.
1.8. Verschiedene Arten von Religionen
1.8. Verschiedene Arten von Religionen
Mein Glaube ist, dass alle Religionen von Gott inspiriert wurden – in verschiedenen Kulturen, zu unterschiedlichen Zeiten und mit verschiedenen Zwecken oder Schwerpunkten.
Als moderne Menschen können wir nicht mehr sagen: „Ich glaube alles, was aus meiner Religion stammt, und nichts, was aus anderen Religionen kommt.“ Auf dem Weg zu Gott sollten wir von allem lernen, was von Gott kommt.
Religionswissenschaftlich unterscheidet man zwischen den Buchreligionen und den mystischen Religionen.
Bedeutenste Buchreligionen:
- Judentum
- IslamChristentum
Bedeutenste mystische Religionen
- Hinduismus
- Buddhismus
Die beiden Schwerpunkte der Religionen
Bei den mystischen Religionen stehen Meditation und Gebet im Mittelpunkt. Sie konzentrieren sich auf den inneren, persönlichen Weg zu Gott. Die Inhalte der Schriften dienen dabei als Anleitung. Der Glaube bezieht sich hier darauf, dass jeder Mensch in der Lage ist, Gott zu finden. Dieser Glaube bietet eine starke Motivation auf dem Weg. Auf diesem Weg erfahren die Gläubigen die Erleuchtung der Wahrheit. Die Ethik entsteht aus der inneren Erleuchtung und der Erfahrung mit dem Heiligen Geist. Letztlich geht es darum, aus der Liebe Gottes zu leben, der man sich nähert.
Gebetspraxis – Gotteserfahrung – Ethisches Leben und Nächstenliebe
Bei den Buchreligionen sind die Schriften und der Glaube an diese von zentraler Bedeutung. Daraus entspringt die Ethik, nach der gelebt werden soll. Neben den Sakramenten und Glaubensritualen ist die Nächstenliebe die bedeutendste Praxis.
Wahrheit – Glaube – Ethisches Leben und Nächstenliebe
Hier können wir erkennen, dass die Buchreligionen eher von außen angehen, durch das Verstehen, während die mystischen Religionen mehr durch innere Gotteserfahrung wirken. Beides ergänzt sich auf dem Weg.
1.9. Zweck der Religionen aus der Perspektive der Vorsehung Gottes
1.9. Zweck der Religionen aus der Perspektive der Vorsehung Gottes
Aus der Perspektive der Vorsehung Gottes, wie sie im GP (Göttliches Prinzip) verstanden wird, könnte man den besonderen Zweck des Judentums und des Christentums als die Wiederherstellung der Blutslinie Gottes begreifen, die beim Sündenfall verloren ging. Daraus entsteht ein sündenloser Mensch, ein zweiter Adam und letztendlich eine zweite Eva. Durch die „Anpfropfung“ kann der Mensch wieder in einem sündenlosen Zustand, wie vor dem Sündenfall, hergestellt werden.
Der besondere Zweck der mystischen Religionen ist es, den Menschen persönlich wiederherzustellen und ihn zu einem Zustand der Geist-Körper-Einheit und inneren Einheit mit Gott zu führen.

Laut dem GP sollte der Mensch idealerweise die Geist-Körper-Einheit erreicht haben und bis zum Ende der Wachstumsstufe herangereift sein, um dann den Messias zu treffen. Hier findet die Anpfropfung an die Blutslinie Gottes statt und die himmlische Ehesegnung. Auf dieser Grundlage wächst der Mensch als Paar und Familie durch die Vollendungsstufe zu himmlischen Geistern heran.
Diese beiden Fundamente der mystischen und der Buchreligionen führen letztendlich zusammen zu dem großen Ziel der Wiederherstellung: Menschen in direkter Herrschaft Gottes, die als Familien, Stämme und Nationen das Himmelreich auf Erden bilden.
Der Kern seiner (Sun Myung Moon) Lehre war der Wunsch, jede Person zu führen, um eine gottzentrierte Einheit von Geist und Körper zu erreichen - ein göttliches Gleichgewicht des Selbst als Sohn oder Tochter Gottes.
Auf dieser Grundlage lehrte er uns die nächste Stufe, die Segnung, bei der zwei Menschen als verheiratetes Paar in vollständiger Harmonie und Liebe zusammenkommen.
1.10. Die beiden Bereiche Wahrheit und Geist im Christentum
1.10. Die beiden Bereiche Wahrheit und Geist im Christentum
Kirche – Wahrheit und Glaube
Ähnlich wie es die Unterscheidung zwischen Buchreligionen und mystischen Religionen gibt, finden wir auch in jeder Religion diese beiden Bereiche. Ein Beispiel hierfür ist das Christentum. In der Kirche, mit ihren Klerikern und Laien, wird die Wahrheit und Ethik gelehrt. Die Gläubigen glauben an diese Wahrheit und praktizieren sie. Was sie verstehen und anerkennen, versuchen sie im Leben zu verwirklichen. Verstand, Gefühl und Wille – die wesentlichen Instrumente der Psyche oder des Gemüts – spielen dabei eine zentrale Rolle.
Kloster – Heiliger Geist
Die Klöster mit ihren Nonnen und Mönchen repräsentieren den mystischen Bereich. Gebet und Kontemplation sind die zentralen Elemente der Praxis. Das Ziel ist es, selbst ein Tempel Gottes zu werden. Hier stehen der Geist Gottes und das Leben im Heiligen Geist im Mittelpunkt.
Dies repräsentiert die beiden Bereiche Wahrheit und Geist.
1.11. Die unterschiedlichen Ansätze von Wahrheit und Geist
1.11. Die unterschiedlichen Ansätze von Wahrheit und Geist
Wahrheit und Glaube
schieht das Wachstum durch das Praktizieren der Nächstenliebe. Es wird versucht, auf die Gesellschaft einzuwirken, indem man die Wahrheit lehrt und vorlebt. Die Menschen sollen die Wahrheit verstehen, annehmen und in ihrem Leben umsetzen. Es wird auf die Kraft der Wahrheit vertraut.
Geist und Mystik
Im Bereich des Geistes liegt der Fokus zunächst darauf, selbst ein liebender Mensch zu werden, in dem der Heilige Geist wohnt. Der Königsweg ist das Gebet im Geiste – die ständige Kontemplation. Es geht darum, das immerwährende Gebet zu werden. Aus der Liebe Gottes im eigenen Herzen folgt die Praxis der Nächstenliebe. Die Veränderung der Gesellschaft geschieht durch das Lehren des mystischen Weges, was Menschen inspiriert, denselben Weg zu gehen. Die Mystik vertraut auf die Kraft des Gebets.
Der Glaube der orthodoxen Einsiedler Mönche ist, dass durch einen Menschen, der den Heiligen Geist in sich trägt, Tausende von Seelen gerettet werden.
1.12. Die Balance zwischen Wahrheit und Geist
1.12. Die Balance zwischen Wahrheit und Geist
If you want to preach for one hour, you must pray for eight hours.
Sun Myung Moon und seine Frau Hak Ja Han betonen, dass es eine Balance zwischen Wahrheit und Geist geben sollte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Methode der Wahrheit das Studium, den Glauben und die Praxis umfasst. Die Methoden des Geistes sind Meditation, Gebet und Achtsamkeit. Daraus folgt selbstverständlich eine ähnliche Lebensweise. Der Unterschied liegt darin, dass die Handlungen hier nicht primär aus dem Verstehen, sondern aus dem Heiligen Geist initiiert werden. Wahrheit beginnt eher äußerlich, während Geist einen inneren Fokus hat.
Der Fokus des Ansatzes durch Wahrheit liegt auf der persönlichen Verantwortung. Der Ansatz des Geistes vertraut auf das Erlangen der Gnade Gottes und das Wirken Gottes. Im GP wird erklärt, dass zur Verwirklichung des Willens Gottes 95 % Gottes Verantwortung und 5 % die Verantwortung des Menschen sind. Diese 5 % bedeuten für den Menschen jedoch 100 % Einsatz. Dennoch dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass das Wirken Gottes der Großteil ist. Verantwortung und Vertrauen müssen in Balance sein.
Was bedeutet Vertrauen in diesem Zusammenhang?
Vertrauen bedeutet, dass wir eine Haltung einnehmen, die nicht auf unser eigenes Wirken fokussiert ist. „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ – Jesus Christus. Eine Haltung der Demut und Offenheit für Gott ist eine wesentliche Voraussetzung, damit Gott wirken kann.
Im Gebet des Geistes lernen wir, Gott staunend zu betrachten – vergleichbar mit dem Schauen in den Himmel in der Sehnsucht, eine Sternschnuppe zu sehen. Niemand weiß, wann sie erscheint, und niemand kann sie beeinflussen. Die Gnade Gottes kommt zu seiner Zeit und auf seine Art und Weise. Das liegt nicht in unserer Hand. Unsere liebevolle Hinwendung zu Gott ist jedoch die Voraussetzung, um die Gnade zu empfangen. Auf dem Weg des Gebets ist das Verharren in dieser Haltung und das vertrauensvolle Hinwenden ein Teil des Weges. Die Zeit, die wir bis zum Erhalt der Gnade durchhalten und gewissermaßen durchleiden, ist Wiedergutmachung.
Wie schon erwähnt sollten die persönliche Verantwortung und Aktivität mit einem tiefen Vertrauen in Gott in Balance kommen.
1.13. Wahre Liebe
1.13. Wahre Liebe
Wahre Liebe ist keine menschliche Liebe, sie ist Gottes Liebe.
Die Liebe, die du in der geistigen Welt teilst, ist nicht weltliche menschliche Liebe, sondern wahre Liebe.
Ohne mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein, können wir keine wahre Liebe geben. Menschliche Liebe ist immer bedingt. Wir fühlen nicht die gleiche Liebe zu einem Menschen, den wir mögen, und zu einem Menschen, der uns verletzt und angreift.
Die Liebe Gottes ist wie die Sonne. Sie strahlt bedingungslos auf alles. Sie richtet sich genauso an den übelsten Menschen wie an den besten und liebevollsten Heiligen.
Wenn du die Sonne anschaust, wisse, dass sie die Lebenselemente des gesamten Universums symbolisiert, und lerne die Liebe Gottes von ihr.
2.1. Geist-Körper-Einheit
2.1. Geist-Körper-Einheit
Sun Myung Moon bezeichnet den Zustand persönlicher Vollkommenheit als Geist-Körper-Einheit, ausgerichtet auf Gott. Dies ist gleichzeitig der erste Segen, den Gott dem Menschen gegeben hat – „werde fruchtbar“.
In der Vereinigungsbewegung wird die Geist-Körper-Einheit oft stark vereinfacht als Körperkontrolle und die Willenskraft, das Gute zu tun, erklärt. Dies rührt daher, dass im Bereich der Wahrheit das Verstehen und daraufhin Handeln im Vordergrund steht.
Wenn wir uns mit diesem Verständnis zufrieden geben, bleibt uns die Tür zum wahren Verständnis der Geist-Körper-Einheit und einer wirkungsvollen Praxis verschlossen.
Die zentrale Frage beim Verständnis des Begriffs „Geist-Körper-Einheit“ ist: Was ist mit „Geist“ gemeint? Der Geist soll auf Gott ausgerichtet und über den Körper Subjekt sein. Bei Körperkontrolle steht der Verstand mit seinem Prinzipienwissen und der gute Wille in der Subjektposition. Verstand und Wille sind Bestandteile des Gemüts.
2.2. Was ist Geist im Begriff Geist-Körper-Einheit?
2.2. Was ist Geist im Begriff Geist-Körper-Einheit?
Wenn wir den ursprünglichen koreanischen Begriff für „Geist“ untersuchen, kommen wir zum chinesischen Begriff „xin 心“, der dem sino-koreanischen Begriff „Shim“ in „Shim-jeong“ entspricht oder dem ursprünglichen koreanischen Wort „Ma-eum“. Im Göttlichen Prinzip wird die Einheit von Geist und Körper als die Einheit von Ma-eum (Herz-Geist) und Mom (Körper) bezeichnet.
Religionswissenschaftler D.Z.
Dies eröffnet eine tiefere Perspektive: Der Begriff „Geist“ – (Mind in mind-body-unity) im GP ist besser als „Herz-Geist“ zu verstehen. Das Herz ist jedoch kein Bestandteil des Gemüts, sondern des geistigen Selbst. Es bildet das Zentrum des Geistigen Gemüts, welches wiederum der innere Teil des geistigen Selbst ist.
Was ist die allgemeine Bedeutung von Gemüt im GP?
Im Kontext des Göttlichen Prinzips (GP) bezieht sich der Begriff „Gemüt“ auf die grundlegenden Aspekte des Verstands, Gefühls und Willens.
Die grundlenden Aspekte des Gemüts sind Verstand, Gefühl und Wille.
Diese Aspekte bilden das, was in herkömmlicher Sprache als „Psyche“ bezeichnet wird. Die Psychologie erforscht die Vorgänge in der Psyche des Menschen.
2.3. Ist die menschliche Psyche das Geistige Gemüt?
2.3. Ist die menschliche Psyche das Geistige Gemüt?
Menschen könnten verwirrt sein und denken, dass das Gemüt der Geist ist. Das Gemüt ist kein Teil der geistigen Welt. Aufgrund des Falls hat das Gemüt keine Beziehung zur geistigen Welt.
Dieses Zitat verdeutlicht, dass das konventionelle Gemüt nicht Teil des spirituellen Selbst ist. Im Göttlichen Prinzip lernen wir jedoch, dass das Geistige Gemüt tatsächlich Teil des spirituellen Selbst ist, welches zur geistigen Welt gehört. Daraus können wir schließen, dass in diesem Zusammenhang der Begriff „Gemüt“ sich auf die allgemein verstandenen Funktionen von Intellekt, Emotion und Willenskraft bezieht – die menschliche Psyche. Wir lernen, dass dies nicht notwendigerweise Teil des spirituellen Selbst ist.
In anderen Reden bezieht sich der Begriff „Gemüt“ auf das Geistige Gemüt, das ein Teil des spirituellen Selbst ist.
Der griechisch-armenische Mystiker Georges I. Gurdjieff erklärt, dass es im Menschen höhere Zentren für Denken und Fühlen gibt, auf die gewöhnliche Menschen nur begrenzten Zugang haben. Dies könnte das Geistige Gemüt im Göttlichen Prinzip widerspiegeln.
Sun Myung Moon erwähnte, dass, wenn das Geistige Gemüt erwacht, man ein dreidimensionales Gefühl erlebt, wie man es zuvor nie empfunden hat.
Lassen Sie uns das Gemüt als menschliche Psyche und das Geistige Gemüt unterscheiden und erforschen.
2.4. Sind Denken und Fühlen Geist?
2.4. Sind Denken und Fühlen Geist?
Im Kontext des Göttlichen Prinzips (GP) ist die Antwort auf diese Frage komplex und verlangt eine Unterscheidung zwischen verschiedenen Ebenen des menschlichen Seins:
Tiere und ihre Natur: Tiere haben grundlegende Gefühle wie Freude, Angst, Ärger und Trauer. Im GP wird erklärt, dass Tiere zwar eine „innere Natur“ besitzen, jedoch kein „Geistiges Selbst“ wie der Mensch. Sie können einfache Denkprozesse durchführen und haben ein Gedächtnis, aber keine Seele und kein Geistiges Selbst wie der Mensch. Wir können also behaupten, dass alle Grundgefühle und Denkprozesse im Körper und Gehirn erzeugt werden können, ohne dass ein Geistiges Selbst und ein Geistiges Gemüt vorhanden sein müssen.
Das menschliche Gehirn: Das menschliche Gehirn, das das hochentwickeltste Gehirn im Tierreich darstellt, ist körperlich und somit Teil des physischen Körpers. Es ist jedoch nicht dasselbe wie das „Geistige Selbst“. Das Gehirn ist Teil des Körpers und erfüllt die Funktion der Verarbeitung von Informationen, während der Geist eine tieferliegende, geistige Dimension ist.
Die Natur des Geistes neu betrachten: Wenn wir beginnen, das Verständnis, dass unser herkömmliches Denken und Fühlen unseren „Geist“ ausmachen, infrage zu stellen, öffnen wir uns der Frage was „Geist“ wirklich ist. Es öffnet sich die Möglichkeit in uns, danach zu suchen.
Differnzierung zwischen Geistige Gemüt und das Physische Gemüt
Wir haben begonnen zu ergründen, dass es 2 Ebenen von Denken, Fühlen und Wollen im Menschen gibt. Diese werden im Göttlichen Prinzip das Physische Gemüt und das Geistige Gemüt genannt. Die Unterscheidung ist entscheidend für das Verständnis der tieferen Dimensionen menschlicher Existenz und spiritueller Praxis.
2.5. Sind Denken und Fühlen Geist, betrachtet aus der Perspektive der menschlichen Erfahrung?
2.5. Sind Denken und Fühlen Geist, betrachtet aus der Perspektive der menschlichen Erfahrung?
Automatisches Denken
In der Meditation erkennen wir sehr deutlich, dass Denken ständig automatisch von statten geht, ohne eine bewusste intension. Dieses Denken hält uns von einem tiefen Gebet und dem Zugang zu unseren tiefen Wesensaspekten und zu Gott ab. Wenn wir das im Alltag beobachten erkennen wir dass das meiste Denken ohne bewusste Entscheidung beginnt. Wollen wir uns für ein höheres Bewusstsein öffnen, müssen wir uns also von diesem unbewussten Denken lösen. Diese art von Denken würde ich dem Gehirn und dem Physischen Gemüt zuordnen. Selbstverständlich gibt es auch bewusste initiertes Denken. Ob dies von einer tieferen Ebene des Seins dem Geistigen Gemüt entspringt oder rein vom physischen Gehirn ist schwer zu erforschen. Es hängt m.E. sehr vom persönlichen Zugang zum Geistigem Gemüt ab. Im Geist-Körper-Einheit Zustand ist das Geistige Gemüt das führende und initierende Gemüt über das Physische Gemüt.
Tiefere Ebene des Denkens
Auf der anderen Seite gibt es in tiefer Meditation einen Zugang zu einer anderen Art des Denkens. Dies nennen wir gewöhnlich Intuition und kommt von einer tieferen Ebene unseres Wesens. Dies würde ich dem Geistigen Gemüt und dem sprirituellen Herzen zuordnen. Dies kann bis in unser bewusstes Denken hinein wirken.
Ebenen von Gefühlen
Ähnlich verhält es sich mit Gefühlen. Affekte sind Reaktionen auf unmittelbare Erfahrungen. Dies findet auch bei Tieren statt. Dies ist ohne das zutun des Geistigen Gemüts möglich. Auch die unbewussten Verhaltens und Reaktionsmuster können durch Gehirnstukturen von statten gehen und verlangen kein Gesitiges Selbst.
Der Geist hat ein körperähnliches Element und ein gemütsähnliches Element. Der Teil, der dem Gemüt des Geistes ähnelt, ist in der Geistigen Welt verankert. Er steht immer in Beziehung zu Gott. Das gemütsähnliche Element des Geistes kommt ohne eine Beziehung zu Gott nicht ins Dasein. Es ist wichtig zu verstehen, dass Geist und Gemüt zwei verschiedene Dinge sind. Das gefallene Gemüt hat keine Beziehung zu Gott. Es hat sich von ihm entfernt. Gott kann weder mit dem gefallenen Gemüt in Beziehung treten noch seine direkte Herrschaft über es ausüben.
Es scheint, dass die Funktionen, die Teil der menschlichen Psyche und des physischen Gehirns sind, nicht notwendigerweise zum geistigen Gemüt gehören, sondern eher zum physischen Gemüt. Sie sind Funktionen des Gemüts, aber nicht unbedingt des „Geistes“, wie Sun Myung Moon erklärt. Es gibt eine weitere spirituelle Ebene der Funktionen von Intellekt, Emotionen und Willen, die ein Teil des spirituellen Selbst sind – das Geisige Gemüt.
Mit anderen Worten: Der Teil unseres Wesens, der mit Gott verbunden ist, ist das geistige Gemüt. Dies beeinflusst nicht notwendigerweise unser konventionelles Denken, Fühlen und Wollen.
2.6. Das Geistige Gemüt
2.6. Das Geistige Gemüt
Hier folgt ein Zitat von Sun Myung Moon.
Jedoch, wenn spirituelle Energie in uns wohnt und das Erwachen unseres Geistigen Gemüts hervorruft, vereinen sich unser Geist und Körper auf natürliche Weise. Bis diese Art von Revolution in uns stattfindet und bis wir den Ursprung erkennen, der alles von der Wurzel her korrigieren kann, haben wir keinen Weg, das Ideal zu finden.
Fazit aus diesem Zitat:
- Das geistige Gemüt muss zuerst erwachen.
- Das Erwachen des geistigen Gemüts ist eine innere Revolution.
- Durch diese Revolution können wir den Ursprung (Gott) entdecken.
- Mit dieser Erfahrung kann alles von der Wurzel her korrigiert werden.
- Wenn das geistige Gemüt erwacht, vereinen sich Geist und Körper auf natürliche Weise.
- Dies ist der Weg, wie Geist und Körper vereint werden – nicht durch bloße Willenskraft.
Hieraus wird deutlich dass wir unser Geistiges Gemüt erst erwecken müssen bzw. einen Zugang dazu entwickeln müssen. Dies verlangt eine spirituelle Praxis.
2.7. Die Beziehung des physisches Gemüts und des Geistiges Gemüts
2.7. Die Beziehung des physisches Gemüts und des Geistiges Gemüts
Wir haben gelernt, dass das physische Gemüt, das unser Gehirn repräsentiert, grundsätzlich in der Lage ist, Emotionen und Gedanken zu erzeugen, ohne dass ein spirituelles Selbst oder ein Geistiges Gemüt erforderlich ist. Das Geistiges Gemüt ist ein tieferer Aspekt der menschlichen Existenz. Das Geistiges Gemüt ist nicht notwendigerweise aktiv in unserer menschlichen Psyche, die den Intellekt, die Emotionen und den Willen enthält.
Das Geistiges Gemüt muss erweckt werden, um die spirituelle Realität vollständig in unserem menschlichen Geist und unserer Psyche zu etablieren. Dies ist eine innere Revolution, die unseren Zustand grundlegend verändert. Dies kann nicht alleine durch Willenskraft getan werden.
2.8. Eine Metapher - Teelichtglas und die Sonne
2.8. Eine Metapher - Teelichtglas und die Sonne
Wenn wir den Geist auf Verstand und Gefühl reduzieren und alles, was wir über den Geist lernen, durch den Filter von Verstand und Emotionen erklären, dann ist es, als ob wir die Sonne in ein Teelichtglas einsperren. Die Sonne repräsentiert den Geist, und das Teelichtglas steht für unser Gemüt. Wir können die wahre Dimension des Geistes und Gottes – der reiner Geist ist – nicht durch den begrenzten Rahmen von Verstand und Gefühlen unseres Gemüts erfassen.

Wir brauchen einen persönlichen direkten Zugang zu der Welt des Geistes
Der wahre Geist ist eine höhere, transzendente Realität, die nicht allein durch den Verstand oder die Emotionen erfasst werden kann. Um diese Dimension des Geistes zu erfahren, brauchen wir einen direkten, persönlichen Zugang – einen mystischen Zugang zur Welt des Geistes, der uns jenseits von Verstand und Gefühl führt.
2.9. Ist Geist-Körper-Einheit ausgerichtet auf Satan möglich?
2.9. Ist Geist-Körper-Einheit ausgerichtet auf Satan möglich?
In Vorträgen über das GP habe ich einmal das Konzept gehört, dass die Geist-Körper-Einheit auf Gott ausgerichtet sein muss, da es auch möglich ist, eine Geist-Körper-Einheit ausgerichtet auf Satan zu haben. Dies kann man so sehen, wenn man Geist-Körper-Einheit als reine Willenskraft versteht. Soldaten eines bösen Regimes wie den Nazis oder organisierte Verbrecher haben auch eine starke Willenskraft.
Sun Myung Moon erklärt dies folgendermaßen: Gott, Geist und Körper bilden ein gleichschenkliges Dreieck. Je näher Geist und Körper kommen, desto näher ist man Gott.

Es gibt also keine Geist-Körper-Einheit, die uns nicht Gott näherbringt. Sonst ist es keine wahre Geist-Körper-Einheit, sondern eine Einheit zwischen dem gefallenen Gemüt und dem Körper.
Geist-Körper-Einheit ist ein spirituell höherer Zustand und Bewusstsein. Hier ist das Geistige Gemüt Subjekt über das physische Gemüt, das Gehirn und den Körper. Wie wir im GP lesen, ist das Geistige Gemüt ist nicht von Gott trennbar und existiert nur in Verbindung mit Gott. Hier sehen wir wieder, wie wichtig es ist zu verstehen, dass unser Gemüt nicht der Geist ist und dass unser herkömmliches menschliches Gemüt oder die Psyche und das Geistige Gemüt verschiedene Ebenen darstellen.
2.10. Motivation der Begriffsklärung
2.10. Motivation der Begriffsklärung
Meine Motivation für die präzise Unterscheidung und Begriffsklärung ist, dass wir uns für eine geistige Realität öffnen, die wir bislang noch nicht erfahren haben. Dass wir uns neugierig auf eine sehr praktische Suche nach unseren Geist und dem Geist Gottes machen.
Die Idee für die Klärung kam nicht aus dem Nachdenken, sondern aus eigenen Erfahrungen, die mir offenbart haben dass es noch viel mehr zu entdecken gibt. Das hat mir gezeigt das wir mystische Beschreibungen oft zu einfach interpretieren und lehren, weil uns der Zugang und die Erfahrungen fehlen.
Wir haben jedoch die Möglichkeit und Fähigkeit, einen persönlichen Zugang zu unserem Geistigen Gemüt und damit einen direkteren Zugang zum Geistigen Bereich und zu Gott zu finden. Hierfür müssen wir zuerst ein erweitertes und differenzierteres Verständnis entwickeln.
Letztendlich geht es mir darum einen für jeden gangbaren Weg aufzuzeigen, die mystische Welt des Geistes real zu erleben und selbst in Resonanz mit der wahren Liebe Gottes zu kommen.
3.1. Buddhas Weg und Erfahrung
3.1. Buddhas Weg und Erfahrung
Betrachten wir, was Sun Myung Moon über Buddha aussagt. Auf diese Weise können wir die Begriffe präzisieren, Buddhas Erleuchtung besser verstehen und seinen eröffneten Weg im Lichte der Prinzipien einordnen.
Sobald du in einen Zustand der Liebe eintrittst, wirst du feststellen, dass jedes einzelne Wesen als das einzige, einzigartige Wesen existiert. Als der Buddha sagte: „Himmel und Erde, ich allein bin der Ehrwürdige“, sprach er nicht leichtfertig. In einem Zustand der Einheit zwischen seinem Geist und Körper sagte er: „So wie es jetzt ist und in der Vergangenheit war, sind Himmel und Erde in Harmonie. Indem ich in mich selbst schaue und alles in Bewegung betrachte, in das Reich der Resonanz wahrer Liebe eingetreten bin, kann ich sehen, dass Gott in mir wohnt, alle Dinge der Schöpfung in mir sind, und alle Dinge meine Freunde sowie Brüder und Schwestern sind. Da ich der Subjekt-Partner bin, bin ich wie ihr Eigentümer. Da ich der Subjekt-Partner bin, bin ich im gesamten Kosmos der alleinige Ehrwürdige.
Buddha befand sich nach seiner Erleuchtung im Zustand vollkommener Liebe und Geist-Körper-Einheit. Er erkannte, dass Gott in ihm wohnt und dass es keine Trennung mehr zwischen Gott, ihm selbst und allen Wesen gibt.
Wenn du den Zustand der Einheit zwischen deinem Geist und deinem Körper erreichst, ist es dasselbe, was der Buddha erfahren hat. Es ist der Zustand, in dem du fühlen kannst: „Im Himmel und auf der Erde bin ich der Einzige, der geehrt wird.“ Wenn du im Zentrum der Dinge bist, kann keine Form von Energie im Bereich der Liebe in Aktion treten, ohne dieses Zentrum zu durchqueren.
Dieses Zitat verdeutlicht noch viel direkter, dass Buddha nach seiner Erleuchtung in den Zustand der Geist-Körper-Einheit eingetreten ist. Darüber hinaus wird klar, dass er zugleich den Bereich der wahren Liebe erreicht hat.
Wenn du in das Reich der Resonanz wahrer Liebe eintrittst, wirst du Himmel und Erde klar erkennen können. Der Buddha sagte: „Im Himmel und auf der Erde bin ich der Einzige, der geehrt wird.“ Er sagte dies, weil er, als er den Kern dieses Reiches der Resonanz betrat, die gesamte Welt in seinen Händen fand, Gott in ihm wohnte und das himmlische Gesetz mit ihm verbunden war.
In diesem Zitat wird deutlich, dass Gott in Buddha wohnte. Dies zeigt, dass Buddha in einem Zustand der Einheit mit Gott war. Obwohl Buddha selbst kein Konzept von Gott entwickelt hat, war er dennoch eins mit Gott.
3.2. Der Zustand des Erfülltseins mit dem Heiligen Geist: Eintritt in das Reich der Resonanz wahren Liebe
3.2. Der Zustand des Erfülltseins mit dem Heiligen Geist: Eintritt in das Reich der Resonanz wahren Liebe
Ich vermute, dass das, was Sun Myung Moon mit dem Eintritt in das Reich der Resonanz wahrer Liebe meint, der Zustand ist, den viele christliche Mystiker erlebt haben und als Erfülltsein mit dem Heiligen Geist bezeichneten. Dies ist nicht unbedingt dasselbe wie die Identität des Heiligen Geistes, der in der Trinität von Gott, Jesus und dem Heiligen Geist verehrt wird. Vielmehr ist es ein Zustand, in dem sie Gottes Liebe in sich fühlen konnten.
In diesem Zustand spüren wir eine geistige Schwingung in unserem Herzen, die nicht aus uns selbst stammt und doch eins mit unserem innerstem Wesen ist. Es ist ein mystischer Zustand, in dem wir in Resonanz mit der Liebe Gottes sind. Diese Liebe erfahren wir eher als den weiblichen Aspekt Gottes, womit sich der Bezug zur Trinität wiederum erklären lässt. Gott hat mir solche unbeschreiblichen Erfahrungen geschenkt, um diese Zusammenhänge zu erkennen.
Dies führt uns zu der Erkenntnis, dass Buddhas Erleuchtung ein ähnlicher Zustand war wie das Erfülltsein mit dem Heiligen Geist, das christliche Mystiker erlebt haben. In diesem Sinne könnte das Erfülltsein mit dem Heiligen Geist als Eintritt in das Reich der wahren Liebe verstanden werden. Wer dieses Reich betritt, richtet sich natürlicherweise nach dem göttlichen Willen aus und ist erfüllt von der Liebe und Gegenwart Gottes.
Fazit:
Wir können annehmen, dass der von Buddha eröffnete Weg zur Erleuchtung ein Weg zur Einheit von Geist und Körper ist, ausgerichtet auf Gott, wie es im Göttlichen Prinzip erklärt wird. Zudem erkennen wir, dass der Zustand der vollkommenen Erleuchtung nur eine andere Perspektive dessen ist, was christliche Mystiker als das Erfülltsein mit dem Heiligen Geist bezeichnen.
Sun Myung Moon verbindet mit seinem Begriff – in der Resonanz wahrer Liebe – die Erfahrungen christlicher und buddhistischer Mystiker. Dies ist von unschätzbarem Wert, denn auf diese Weise können wir die Religionen in ihrem tiefsten Inneren verbinden. Darüber hinaus lernen wir, andere zu verstehen und voneinander zu lernen.
3.3. All-Eins-Bewusstsein
3.3. All-Eins-Bewusstsein
Buddha beschreibt den Zustand der Erleuchtung als ein Bewusstsein, mit allem eins zu sein. Die Trennung zwischen Gott und allen Wesen ist hier aufgehoben. Blicken wir noch einmal auf die Aussagen von Sun Myung Moon:
Sobald du in einen Zustand der Liebe eintrittst, wirst du feststellen, dass jedes einzelne Wesen als das einzige, einzigartige Wesen existiert… Indem ich in mich selbst schaue und alles in Bewegung betrachte, in das Reich der Resonanz wahrer Liebe eingetreten bin, kann ich sehen, dass Gott in mir wohnt, alle Dinge der Schöpfung in mir sind, und alle Dinge meine Freunde sowie Brüder und Schwestern sind.
Sun Myung Moon betont hier ebenfalls das All-Eins-Bewusstsein als den Zustand, in Resonanz mit der wahren Liebe zu sein, in dem Gott in einem wohnt. Es handelt sich also nicht um ein rein buddhistisches Phänomen, sondern um eine Erfahrung, die jeder im Zustand der Geist-Körper-Einheit machen wird.
Warum ist es so wichtig, Buddhas Erleuchtung richtig einzuordnen?
Sun Myung Moon hat nicht präzise erklärt, wie wir den Zustand der Geist-Körper-Einheit erreichen können, genauso wenig wie Jesus im Detail erläutert hat, wie wir meditieren und beten lernen. Dieser Weg war jedoch bereits vor der Zeit Jesu durch Buddha eröffnet und bekannt. Im Göttlichen Prinzip wird betont, dass wir idealerweise den Zustand der Geist-Körper-Einheit, also die persönliche Vollkommenheit, schon vor dem Treffen des Messias erreicht haben sollten, um dann die Veränderung der Blutslinie empfangen zu können.
Fazit:
Sun Myung Moon gibt uns mit seinen Aussagen einen wertvollen Hinweis: Wir können von Buddha lernen, wenn es um den konkreten, praktischen Weg zur Geist-Körper-Einheit geht.
Sehr interessant ist, dass die frühen christlichen Mystiker, die das christliche Mönchtum in Ägypten begründeten, eine Gebetsform und Praxis entwickelten, die der Zen-Praxis in wesentlichen Punkten ähnelt. So gibt es eine enge Parallele zwischen der Zen-Meditation und Kontemplation und dem Jesusgebet – dem stillen Gebet im Geist. Ebenso findet sich die Praxis der Achtsamkeit aus dem Zen-Buddhismus in der ständigen Wachsamkeit der christlichen Mönche wieder.
3.4. Einige Aussagen Sun Myung Moons über Meditation
3.4. Einige Aussagen Sun Myung Moons über Meditation
Unser Geist lenkt uns ständig auf unserem Weg um. Er sagt uns: 'Dreh um. Kehre an den alten Ort zurück. Kehre an den tiefsten Ort in deinem Geist zurück.' Deshalb ermutigt uns der Buddhismus zur Meditation.
Wenn Menschen selbstbewusst sind, haben sie einen Ort tief in ihrem Herzen, an dem der Geist zur Ruhe kommen kann. Dein Geist sollte seinen Weg zu diesem Ort finden. Wenn er etwas von seiner Müdigkeit ausgeschlafen hat, wird er wieder empfindsam. Wenn du diesen Moment nutzt, um deinen Geist zu fokussieren, ohne andere Gedanken im Kopf zu haben, wirst du alles andere herausfinden können. Deshalb musst du meditieren und beten.
Du solltest dir Zeit nehmen, um mit deinem Geist Freude zu erleben. Für andere mag es so aussehen, als wärst du ganz allein, aber in dieser Zeit schließe Freundschaft mit deinem Geist. Setze dich mit deinem Geist an einen ruhigen Ort und meditiere. Dann wirst du in einen Zustand tiefen Gebets eintreten. Auf diese Weise wirst du in eine Welt eintreten, die niemand außer dir kennt. Solche Erfahrungen brauchst du.
4.1. Der Nullpunkt Standard
4.1. Der Nullpunkt Standard
Zuerst einige Passagen aus Ansprachen von Sun Myung Moon.
Um spirituelle Erfahrungen zu haben, muss man zuerst beten. Du musst deinen Geist fokussieren. Wenn du kannst, solltest du zum Nullpunkt hinabsteigen.
Was ist der schnellste Weg, dies zu erreichen? Der schnellste Weg zum Nullpunkt ist, sich zu demütigen.
Deshalb konzentrieren sich Menschen, die Zen-Meditation praktizieren, auf die Frage: „Was ist der Geist?” Die Antwort ist sehr einfach. Da Gott das ewige, ideale Subjekt des Guten ist, kann der Geist jederzeit die Position eines unveränderlichen Objektpartners vor diesem Subjekt einnehmen. Dies wird in der Vereinigungskirche als der Geistiges Gemüt bezeichnet. Wenn du in einen mystischen Zustand im Gebet eintauchst und eine wechselseitige Beziehung mit Gott eingehst, dann erscheint transzendentale Kraft in dir. Es ist, als der Gautama Buddha das Nirwana erreichte und bemerkte: „Im Himmel und auf Erden bin nur ich der Ehrwürdige.”
Ein zentraler Begriff in der mystischen Lehre von Sun Myung Moon ist der Nullpunkt-Standard. Er beschreibt den Zustand des Gemüts, in dem wir zu vollkommenen Objektpartnern Gottes werden. Dieser Zustand ist essenziell für das Erreichen der Einheit mit Gott.
In diesem Kapitel werden wir eine der wichtigsten Reden Sun Myung Moons im Detail durchgehen, um den Nullpunkt-Zustand besser zu verstehen und die tiefere Bedeutung dieses Zustands zu erfassen.
Obwohl wir uns in einer Situation befinden mögen, in der wir Gott als Mittelpunkt unseres Glaubens verehren, ist unsere Position doch unklar. Wo sollten wir dann nach dieser Position Ausschau halten?
Obwohl unser Subjektpartner klar etabliert ist, können wir das nicht empfinden. Wir können eine solche geistige Angelegenheit nicht mit der gleichen Bestimmtheit wahrnehmen, mit der wir Dinge mit unseren fünf physischen Sinnen erkennen. Wenn wir uns überlegen, wie wir an dieses Problem herangehen sollten, dann wird uns klar werden, dass wir nicht damit beginnen können, den Subjektpartner zu untersuchen. Wir können diese Sache nicht wirklich anpacken, indem wir Gott selbst untersuchen. Wir sollten vielmehr damit beginnen, zuerst in uns selbst hineinzuschauen.
Dieses Zitat liefert uns einen entscheidenden Hinweis für den mystischen Weg, um mit Gott eins zu werden. Der Weg beginnt nicht im Außen, sondern in uns selbst. Er führt nicht an unserem eigenen Inneren vorbei, sondern fordert uns auf, in die Tiefe unseres Selbst einzutauchen.
Der mystische Weg ist ein innerer Prozess, bei dem wir Gott in unserem eigenen Herzen und Geist suchen. Diese Reise nach innen ist der erste Schritt, um die Verbindung mit dem Göttlichen zu entdecken und zu vertiefen.
Jede Person besitzt ein Gemüt und einen Körper. Obwohl wir Gemüt und Körper besitzen, können wir nicht auf unseren Körper ausgerichtet nach dieser Position suchen. Die Suche sollte vielmehr auf das Gemüt ausgerichtet sein.
Der Begriff „Gemüt“ verweist in diesem Zusammenhang nicht auf die herkömmliche menschliche Psyche, sondern auf das Geistige Gemüt, den inneren Aspekt des geistigen Selbst. Daher liegt die wahre Suche nach Gott nicht allein in den psychologischen Prozessen des Körpers, sondern im Geistigen Gemüt, das einen höheren Aspekt unseres Selbst repräsentiert.
Die Suche nach Gott bedeutet somit die Suche nach diesem tieferen, geistigen Aspekt unseres Wesens – dem Geistigen Gemüt. Dieses stellt unsere Brücke zur Welt des Geistes und zu Gott dar.
Es geht darum, sich von den oberflächlichen Aspekten der Psyche zu lösen und Zugang zum Geistigen Gemüt zu finden, das als das wahre Tor zu Gott und zur inneren Einheit mit ihm verstanden wird.
Wenn wir heutzutage gefallene Menschen beobachten, ob es tausend oder auch zehntausend sind, können wir dann beobachten, dass jeder das gleiche Gemüt hat? Obwohl die Wurzel vielleicht die gleiche sein mag, unterscheiden sich die Gemüter, abhängig von der Natur ihres jeweiligen Umfelds. Sie sind nicht alle gleich. Warum nicht? Unsere Gesichter unterscheiden sich, unsere Gewohnheiten unterscheiden sich, und die Gefühle, die wir empfinden, unterscheiden sich auch.
In diesem Zitat bezieht sich das „Gemüt“ auf das gewöhnliche Gemüt, also die menschliche Psyche. Es wird hier darauf hingewiesen, dass, obwohl alle Menschen die gleiche grundlegende Natur haben, ihre individuellen Erfahrungen und Umfelder zu unterschiedlichen Ausprägungen ihres Gemüts führen. Unsere Erfahrungen, besonders im familiären und sozialen Umfeld, prägen unser Denken, Fühlen und unsere Gewohnheiten, weshalb sich unsere Gemüter voneinander unterscheiden. Diese Unterschiede sind Ausdruck unserer einzigartigen persönlichen Entwicklung und der Art und Weise, wie wir als Individuen auf unsere Umwelt reagieren.
In gleicher Weise sind unsere horizontale Linie und die senkrechte Linie, mit der wir einen Winkel bilden, verschieden. Wir müssen den Winkel richtig einstellen.
Wenn ihr eine horizontale Linie betrachtet, dann erscheint sie wie eine Fläche. Aber wenn sie senkrecht steht, dann wird der Standard für diese senkrechte Linie anders sein. Wie passt ihr euch dem Nullpunkt an?

In dieser Metapher wird die horizontale Linie als das variierende menschliche Gemüt, die Psyche, verstanden, die durch unterschiedliche Lebenserfahrungen geprägt ist. Die senkrechte Linie hingegen repräsentiert das Geistige Gemüt, das laut dem Göttlichen Prinzip untrennbar mit Gott verbunden ist. Der Winkel, den diese Linien bilden, muss korrekt eingestellt werden, um in Einklang mit Gott zu kommen.
Ein Winkel von 90 Grad symbolisiert den Zustand des Gemüts, in dem wir uns mit Gott verbinden können – der Nullpunkt-Standard. Der „Nullpunkt-Standard“ beschreibt den Zustand, in dem das menschliche Gemüt optimal ausgerichtet ist, um sich direkt mit Gott zu verbinden. Dieser Zustand ist die Voraussetzung, um die volle Einheit mit Gott zu erfahren.
4.2. Welcher Zustand herrscht beim Gemüt im Nullpunkt-Zustand?
4.2. Welcher Zustand herrscht beim Gemüt im Nullpunkt-Zustand?
Was für ein Standard ist das? Es ist etwas, das existiert, aber doch nicht existiert, oder etwas, das nicht existiert und doch vorhanden ist. Einen solchen Ort gibt es.
Wer den Buddhismus kennt, weiß sofort, was hier gemeint ist. Es ist das „Nichts“, auf Japanisch „Mu“. Das bekannteste Rinzai-Zen-Koan, das eine buddhistische Kontemplation auf das „Nichts“ darstellt. Sun Myung Moon sagte einmal, dass das „Nichts“ im Buddhismus Gott ist.
Hinter jedem Inhalt des Gemüts, also Verstand, Gefühl und Wille, liegt ein Bereich im Menschen, den wir Geist nennen. Das Gemüt hat immer einen Inhalt. Um über das Gemüt in den geistigen Bereich vorzudringen, müssen wir allen Inhalt loslassen. Das ist der Nullpunkt des Gemüts.
Dies ähnelt dem mystischen Prozess in der Praxis der Zen-Buddhisten, die in ihrer Kontemplation mit dem Koan „Was ist Geist?“ in den geistigen Bereich eintauchen. Die Antwort auf die Frage ist: „Kein Geist!“. Der Begriff Geist ist immer noch Inhalt und hält uns im Gemüt gefangen, doch Geist ist jenseits des Gemüts und somit von jeglichem Inhalt befreit.
Die Natur des Gemüts und des Geistes sind unterschiedlich
Für Menschen ohne mystische Erfahrungen mag es sehr seltsam klingen, dass Geist keinen Inhalt hat. Es ist jedoch die Erfahrung der Mystiker aller Religionen, dass man durch den Nullpunkt des Gemüts gehen muss um die Präsenz Gottes direkter zu erfahren.
Das bedeutet nicht, dass Gott keine konkrete Botschaften gibt die Inhalt haben. Sobald etwas von Gottes Geist auf unser Gemüt trifft erscheint es wieder als für uns verständlicher Inhalt. Dann können Gottes Botschaft als Satz formulieren und kommunizieren. Jedoch ist die Kommunikation im Geist von anderer Natur als der Inhalt unseres Verstandes. Eine Person, die mit Gott eins ist, bleibt dennoch ein Individuum mit persönlichen Merkmalen. Sie vereint jedoch den Geist Gottes mit dem Gemüt und dem Körper eines einzelnen Menschen.
Wir erinnern uns an die Aussagen von Meister Eckhart.
Je mehr du loslässt, desto näher bist du Gott… Gott ist dort, wo der Mensch aufhört.
Im Nullpunkt-Zustand des Gemüts sind wir frei von persönlichem Denken, Fühlen und Wollen und vollständig offen für Gott. Gott kann in uns einziehen und wohnen. Unser „Ich“ ist dann nicht mehr das menschliche Ego, sondern Gott, der in unserem Herzen, dem Zentrum des geistigen Gemüts, präsent ist.
Das klingt wie ein Widerspruch zu der vorherigen Aussage. Ist der Mensch noch ein Individuum, nachdem er eins mit Gott ist? Ja und Nein – beides ist richtig. Im Nullpunkt-Zustand werden wir vollkommen offen für Gott. Gott zieht in uns ein. Im innersten sind wir in Resonanz mit Gott und wahrer Liebe. Gott wirkt in uns auf der Ebene des Geistes, aber durch die Ebene des Gemüts erhält sein Wirken Form und Ausdruck eines Individuums.
4.3. Wie finden wir den Weg zum Nulllpunk-Zustand?
4.3. Wie finden wir den Weg zum Nulllpunk-Zustand?
Diejenigen, die Zen-Meditation üben, gebrauchen den Begriff Ekstase, um einen ähnlichen Zustand des Gemüts (Nullpunkt-Zustand) zu beschreiben. Ihr solltet fähig sein, eine solche geistige Stufe zu erreichen.
Durch Zen-Meditation erreicht man also einen ähnlichen Zustand wie den Nullpunkt-Zustand.
Als Umkehrschluss könnte man sagen, dass wir etwas Ähnliches wie Zen-Meditation praktizieren müssen, um den Nullpunkt-Zustand zu erreichen.
Was ist dieser Zustand genauer?
Das Wort „Ekstase“ könnte irreführend sein. Das ursprüngliche Sanskrit-Wort für diesen Zustand ist Samadhi, auf Japanisch Sanmai (三昧) und wird üblicherweise als „meditative Versenkung“ übersetzt.
Samadhi ist ein Zustand den man in tiefer Meditation erreichen kann.
4.4. Betrachten wir den Samadhi Zustand genauer anhand der Erfahrungen?
4.4. Betrachten wir den Samadhi Zustand genauer anhand der Erfahrungen?
Beschreibung der Merkmale von Samadhi aus buddhistischer Literatur:
- Einpünktigkeit des Geistes (ekaggatā): Der Geist wird fokussiert und von Ablenkungen befreit, was zu Klarheit und Stabilität führt.
- Tiefe Ruhe und Gelassenheit (samatha): Körperliche und geistige Unruhe werden überwunden, was zu einem Zustand der Stille führt.
- Freude und Glückseligkeit (pīti und sukha): In tieferen Samadhi-Zuständen treten oft Gefühle von Freude und Wohlbefinden auf.
- Transzendenz des Denkens: Der Zustand geht über das gewöhnliche diskursive Denken hinaus und ermöglicht direkte, intuitive Einsichten.
Hier ist die Beschreibung tiefer Meditationszustände anhand meiner Erfahrungen:
- Hier sind die automatischen Gedanken zu einem Ende gekommen. Ruhe und Stille sind eingekehrt.
- Das erzeugt auch eine innere Ruhe, Gelassenheit und Erleichterung.
- Man verweilt im reinen Da-Sein. Da-Sein ist ein sehr schöner und kraftvoller Zustand.
- Das Herz ist offen und bewegt. Man spürt das geistige Herz und darin Liebe und Freude. Man ist sich der Anwesenheit Gottes bewusst. Gott ist im Raum um einen herum und gleichzeitig im eigenen Herzen.
- Man ist zudem offen für den geistigen Bereich. Hier hat man Zugang zu Intuition und Inspiration. Man ist der geistigen Welt sehr nahe, ohne Geister zu hören oder zu sehen. Dennoch fühlt man sich genauso in der geistigen Welt wie in der physischen Welt.
Manchmal ist es, als ob der ganze Raum ausgefüllt ist mit einer Botschaft. Ich fühle etwas geistig sehr klar und deutlich, beispielsweise die Präsenz der wahren Mutter oder des wahren Vaters. Oder es ist jemand vom Berg Athos anwesend. Wenn man hier selbst einen Gedanken denkt, hat dieser große Wirkung. Da man sich in einem Zustand natürlicher Ehrfurcht befindet, denkt man hier nicht einfach, etwas, außer es hat wirklich eine große Bedeutung und ist stimmig mit dem Herzen.
In tiefer Meditation sind nicht immer alle Aspekte gleichzeitig präsent. Es gibt unterschiedliche Zustände, in denen bestimmte Erfahrungen im Vordergrund stehen. Diese Zustände können sehr verschieden lang andauern. Manchmal erlebe ich sie für ein paar Minuten am Ende der Meditation. Selten tritt ein solcher Zustand direkt zu Beginn auf. Oft sind es zunächst nur wenige Sekunden, gefolgt von wiederkehrendem Denken, bevor ich nach und nach länger eintauche und schließlich darin verweilen kann.
In jedem Fall ist geistige Unterstützung dabei entscheidend. Solche Zustände lassen sich nicht aus eigener Kraft erreichen – sie sind immer ein Akt der Gnade. Man wird sozusagen von Gott mit Liebe in diesen Zustand gehoben.
Häufig geht dieser Erfahrung eine Phase voraus, in der man wochen- oder sogar monatelang mit sich selbst und der Meditation ringt. Dann, plötzlich, erhält man die Gnade.
4.5. Der Nullpunkt-Zustand und Samadhi Erfahrungen
4.5. Der Nullpunkt-Zustand und Samadhi Erfahrungen
Wir haben also gehört, dass der Nullpunk-Zustand den Sun Myung Moon erwähnt dem Zustand von Samadhi ähnelt, der in Zen-Meditation erreicht werden kann. Zudem haben wir die tatsächlichen Erfahrungen in diesem Zustand näher betrachtet.
Hier sei anzumerken, dass das Hauptziel des Weges nicht mystische Erfahrungen in der Meditation sind, sondern die Liebe Gottes in sich zu tragen und in den Handlungen des Lebens zu verwirklichen.
Lasst uns noch einen weiteren Punkt aus Sun Myung Moons Ansprache über den Nullpunktzustand betrachten.
Sobald ihr diesen Standard erreicht, werdet ihr etwas finden, das es eurem horizontalen Standard sicherlich ermöglicht, zu erwidern.
In diesem Zustand geschieht noch etwas Entscheidendes: Wir werden etwas finden, das es unserem menschlichen Gemüt, unserer Psyche, ermöglicht, auf Gott zu antworten. Bereiche unseres Gemüts treten in Resonanz mit Gott.
An diesem Punkt wirkt Gott auf uns ein und bewirkt eine tiefgreifende innere Veränderung. Unser Gemüt wird von innen heraus gereinigt. Auch in der christlichen Mystik wird betont, dass das Verweilen im reinen Schauen auf Gott eine tiefgreifende Veränderung in uns bewirkt.
4.6. Das Tor des Geistigen Gemüts
4.6. Das Tor des Geistigen Gemüts
Im Anschluss spricht Sun Myung Moon über das Tor des Gemüts. Der Begriff „Gemüt“, wie er in diesem Abschnitt verwendet wird ist das Geistige Gemüt.
Es gibt ein Tor in eurem Gemüt und es wird das Tor des Gemüts genannt. Es öffnet sich nicht nur in eine Richtung. Da euer Gemüt sich dreht, bewegt sich auch das Tor. Ohne durch ein solches Tor zu gehen, könnt ihr, als ein Minus, keine Beziehung zum Plus aufbauen. Jeder besitzt ein solches Tor des Gemüts. Wenn ihr betet, dann bekommt ihr ein anderes Gefühl, abhängig vom Zeitpunkt eures Gebetes...
Wenn das Tor Gottes und das Tor eures Gemüts vollkommen eins werden und sich um einen bestimmten Standard drehen, dann werdet ihr den Weg finden, auf dem ihr voll und ganz erfahren könnt, was Gott fühlt...
Was solltet ihr tun, um diesen Zustand zu erreichen? Ihr müsst euer Gemüt kultivieren.
Seid euch daher ständig der Tiefe eures Gemüts bewusst und versucht, das Tor zu eurem Gemüt zu öffnen. Versucht es dann auf den Ort auszurichten, an dem sich das Tor des Himmels befindet. In eurem Glaubensleben ist dies das kostbarste Ziel, das ihr erreichen könnt...
Ihr werdet ein neues, dreidimensionales Gefühl erleben, das ihr niemals vorher empfunden habt. Irgendwie werdet ihr dahin kommen, dieses unbekannte Gefühl zu erleben.
Zusammenfassung über das Tor des Gemüts
Sobald du den Nullpunkt-Zustand erreichst, der dem Zustand des Samadhi ähnelt, wirst du das Tor des Geistigen Gemüts entdecken.
Das Tor des geistigen Gemüts dreht sich und ist zu bestimmten Zeiten mehr oder weniger für Gott geöffnet.
Indem du das Tor deines geistigen Gemüts auf Gott ausrichtest, wirst du fühlen, was Gott fühlt.
Aus meiner Erfahrung: Wenn du spirituelle Sensibilität entwickelt hast – was bedeutet, dass dein geistiges Gemüt erwacht ist – wirst du es spüren, wenn du in der Lage bist, dich innerlich Gott zuzuwenden.
4.7. Abschließend zu diesem Entwurf eines mystischen Ansatzes
4.7. Abschließend zu diesem Entwurf eines mystischen Ansatzes
Dies war ein kurzer Einblick und eine Begriffsklärung über wichtige Begriffe der mystischen Lehre von Sun Myung Moon. Diese Begriffe haben wenig Beachtung in den Vorträgen über das Göttliche Prinzip gefunden, sind jedoch für den praktischen mystischen Weg von zentraler Bedeutung.
Durch die Verbindung mit altbekannten Begriffen aus den mystischen Religionen wie Hinduismus und Buddhismus sowie der christlichen Mystik können wir die Lehren miteinander verbinden und voneinander lernen. Wir können als Christen vom Buddhismus lernen, der eine sehr präzise, praktische Lehre über den Weg der Meditation und Kontemplation bietet. Auf der anderen Seite können wir die mystische Lehre von Sun Myung Moon erst verstehen, wenn wir die mystischen Lehren anderer Religionen kennen, da wir dadurch die Erfahrungen von Mystikern und Heiligen mit den Begriffen in Verbindung bringen können.
Letztendlich erfassen wir die Mystik erst, nachdem wir selbst Erfahrungen im Bereich des Geistes und eigene Erleuchtungserfahrungen gemacht haben. Dafür brauchen wir jedoch einen konkreten, praktischen Weg, der uns dorthin führt.
Nicht zuletzt entwickelt sich die Vorsehung Gottes weiter. Sun Myung Moons Offenbarungen und Lehre, die wir als großes Update der christlichen Lehre verstehen können, müssen auch ein Update des mystischen Verständnisses und der Praxis nach sich ziehen.
Im folgenden Kapitel wird präzisiert, was mystische Erfahrungen sind. Zudem werde ich anhand meiner eigenen Erfahrungen den Prozess auf dem Weg des Gebets hin zum Einswerden mit Gott darlegen, den mir Gott durch meine Erfahrungen angedeutet hat. Im nachfolgenden Kapitel geht es um die Praxis des Gebets.