2.8.1 Phänomen 5: Gottes Führung und Gnade erfahren
Nun habe ich bereits wesentliche Prozesse des Weges beschrieben.
Es ist nicht immer leicht zu verdauen, was der Weg zu Gott von uns abverlangt.
Nach der harten Arbeit auf dem Feld im Frühjahr reifen die Früchte langsam über den Sommer hinweg. Schließlich kommt die Erntezeit.
Genauso dürfen auch wir – wenn wir die Voraussetzungen geschaffen und die Phasen geduldig durchlebt haben – Gottes Gnade empfangen.
In diesem Abschnitt möchte ich das Prinzip erläutern, wie wir Gottes Gnade und Führung empfangen können.
Um dies greifbarer zu machen, werde ich einige persönliche Erfahrungen schildern.
2.8.2 Ich bin kein Arbeitgeber!
Es war eine Lebensphase, in der ich sehr viel arbeitete. Wir hatten ein fast 100 Jahre altes, sanierungsbedürftiges Haus gekauft. Unsere Vision war es, einen Wohnort und zugleich einen Ort für innere und spirituelle Entwicklung zu schaffen. Da nach dem Kauf kein Geld mehr übrig war, blieb uns nichts anderes übrig, als alles selbst zu machen.
Sieben Jahre lang tat ich kaum etwas anderes als arbeiten und beten.
Nach der Arbeit zog ich sofort meine Handwerkerhose an und arbeitete am Haus, bis meine Kräfte erschöpft waren – meist bis 22 Uhr.
Bis auf Ziegel und Balken erneuerten wir fast alles.
Nach einigen Jahren fühlte ich mich unter Druck. Ich war bereits Ende 50 und wollte unbedingt noch etwas für Gott tun. Doch der Arbeitsaufwand war so gewaltig, dass sich alles endlos hinzog.
Immer wieder fragte ich Gott, was ich in dieser Situation für ihn tun könnte.
Dann gab er mir eine Botschaft.
Ich hatte einen Traum mit ungewöhnlich klaren Bildern. In diesem Traum bewarb ich mich bei einer Firma um eine Arbeitsstelle. Noch war unklar, welche Position ich bekommen würde. Mir wurden verschiedene Aufgaben gezeigt – Büroarbeit oder technische Tätigkeiten. Doch keine dieser Aufgaben begeisterte mich besonders.
In einem längeren stillen Gebet geschah plötzlich etwas.
Ich hatte eine Einsicht – nicht nur eine intellektuelle Erkenntnis, sondern eine kleine Erleuchtung.
Es kam wie aus dem Nichts über mich.
Zunächst war es ohne Inhalt, ein reines geistiges Erleben, das aus einer Tiefe kam, die man im Nichts zu erahnen beginnt. Einen Moment später wurde es zu einem klaren Satz:
„Ich bin kein Arbeitgeber! Ich möchte nur durch dich da sein!“
Diese Botschaft überwältigte mich emotional. Noch heute bekomme ich Tränen in den Augen, wenn ich daran denke. Sie veränderte meinen Blickwinkel vollkommen.
Gott wollte nicht jemanden, der für ihn arbeitet – doch genau so hatte ich die Beziehung zu ihm gelebt. Ich hatte ihn wie einen Arbeitgeber behandelt, für den ich arbeiten konnte, um mir seinen Lohn zu verdienen. Ich glaubte, ihn zufriedenstellen zu können, wenn ich genug leistete.
Doch Gott rüttelte mich aus dieser begrenzten Vorstellung wach. Das war nicht die Beziehung, die er mit mir wollte.
Gott möchte in uns leben. Gott möchte sich durch uns manifestieren.
Diese Einsicht veränderte mein Gefühl zu Gott.
Nicht mehr der Druck, etwas vollbringen zu wollen, um Gott Freude zu machen, stand im Vordergrund. Stattdessen wurde mein Fokus, mich vorzubereiten und zu öffnen, damit Gott in mir wohnen kann.
Wenn Gott in erster Linie durch mich da sein will, dann kann er das in jedem Moment – während ich Putz von den Wänden klopfe, auf der Toilette sitze, spazieren gehe oder mit einem Menschen spreche.
Nicht die äußere Handlung ist entscheidend, sondern mein Bewusstsein und meine Liebe zu Gott in jedem Moment.
Was ich für Gott tun kann, entspringt dann nicht mehr meiner Überlegung und Planung, sondern entfaltet sich im Herzen in jedem Moment meines Lebens.
Jeder Moment wird so zu einem Ausdruck des Seins und Wirkens im Sinne Gottes.
2.8.3 Wie funktioniert die Beziehung zu Gott
Wenn wir uns durch die Suche nach Wahrheit und ein bestimmtes Gottesbild auf den Weg zu Gott machen, entwickeln wir oft eine Vorstellung von ihm. Unsere Beziehung zu Gott gestaltet sich dann entsprechend dieser Vorstellung.
Auf dem mystischen Weg jedoch suchen wir über das Gebet eine direkte Erfahrung mit Gott – und dabei gab es für mich einige Überraschungen.
Zu Beginn unseres Gebetslebens wenden wir uns Gott zu, ähnlich wie wenn wir mit einem Menschen sprechen. Wir haben ein Gegenüber, dem wir uns ausdrücken, und erwarten eine Reaktion.
Doch hast du jemals darüber nachgedacht, wie es möglich ist, mit Gott eins zu sein und gleichzeitig mit einem Menschen in Beziehung zu stehen?
Wir können nicht zu Gott beten und gleichzeitig mit jemandem sprechen – das würde unsere Aufmerksamkeit spalten. Das wäre unerträglich.
Die Beziehung zu Gott ist jedoch völlig anders als die zu einem Menschen.
Gott manifestiert sich nicht als Gesprächspartner im herkömmlichen Sinne, sondern als neues Gefühl in unserem Herzen.
Man könnte es als Resonanz bezeichnen – eine innere Schwingung, in der wir Gott in uns fühlen. Wir kommunizieren nicht mit Gott über Gedanken oder Worte, sondern erfahren ihn unmittelbar durch dieses innere Erleben.
Dadurch sind wir in der Lage, einem Menschen unsere volle Aufmerksamkeit zu schenken, ohne auch nur für eine Sekunde die Nähe und den Kontakt zu Gott zu verlieren.
2.8.4 Gott liebt uns mehr als wir uns vorstellen können
Wenn uns ein Mensch liebt, kann er für uns da sein, uns umarmen, uns aufmerksam zuhören, uns etwas schenken, uns unterstützen und verteidigen.
Verglichen mit der Liebe, die Gott uns geben möchte, ist das noch sehr wenig. Gott geht noch einen bedeutenden Schritt weiter.
Er möchte in uns wohnen.
Er möchte mit dem Wertvollsten, was er hat – seinem Herzen – mit dir persönlich eins werden.
Es ist die größte Wertschätzung, die vorstellbar ist, die größte Aufmerksamkeit, die möglich ist, die größte Hingabe, die denkbar ist, und das größte Geschenk, das es in diesem Universum gibt.
Alles möchte er uns darbringen.
Wie viel von seiner Liebe würde Gott uns wohl geben wollen?
Gottes Liebe wird nicht gemäß irgendwelcher Grenzen gegeben, die bestimmen, wie viel genug ist. Es ist eine Liebe, die unbegrenzt geben möchte. Selbst nachdem Er alles gegeben hat, wird Gott immer noch sagen:
„Ich möchte deinetwegen in dir leben.“
2.8.5 Das Prinzip von Offenbarungen
In einer bedeutenden mystischen Rede, in der Sun Myung Moon den Nullpunkt-Standard erklärt, spricht er auch über Offenbarungen. Er gibt einige Beispiele, wie diese übermittelt werden.
Das Feld eures Gemüts ist nicht flach wie eine Glasfläche, sondern es ist uneben.
Es besitzt die Form einer flachen Oberfläche, aber die Form selbst ist uneben. Wenn also ein himmlischer Strahl auf die unebene Fläche eures Gemüts trifft, dann wird er in eine Richtung reflektiert, die der des auftreffenden Strahls entgegengesetzt ist, genau wie bei der Reflexion des Lichts.
Visionen sind deshalb alle verschieden. Gott arbeitet auf diese Weise, um jeden Teil eures Gemüts zu erleuchten.
Grundsätzlich kommen Offenbarungen aus dem geistigen Bereich. Gott und die geistige Welt mit all ihren geistigen Wesen bilden diesen Bereich.
Die Kommunikation dort erfolgt nicht durch direkte Worte.
Wir brauchen keine Sprache, um zu kommunizieren. Wie genau das funktioniert, kann ich nicht sagen. Doch in meiner eigenen Erfahrung konnte ich das Prinzip erleben:
Eine geistige Botschaft kommt aus dem geistigen Bereich. In diesem Stadium besteht sie noch nicht aus Worten. Erst wenn sie auf unser geistiges Gemüt mit seiner individuellen Oberfläche trifft – wie es in der Rede beschrieben wird – wird sie zu einem inhaltlichen Satz. Erst dann kann sie in Bilder oder Worte gefasst werden.
Zusammenwirken von Ereignissen im Leben oder Träumen – die im Nachhinein zu Erleuchtungen werden
Anhand eines Beispiels könnt ihr seine Bedeutung erkennen:
Eine Person, die vorübergeht, sieht zufällig, wie ein Vogel von der Mauer eines schönen Hauses wegfliegt; auch nachdem der Vogel schon weggeflogen ist, erteilt die Beobachtung dieses Geschehens im Nachhinein noch eine Lehre.
Solche Phänomene werden geschehen. Solche Dinge werden in eurem täglichen Leben tatsächlich stattfinden. Die Zahl dieser bedeutungsvollen Beobachtungen wird sich mehren.
Ihr werdet Einblick in neue Zusammenhänge bekommen, während ihr jemanden reden hört. Solche Erfahrungen werden langsam zahlreicher werden.
In meinen Erfahrungen waren es oft Träume, die ich nur teilweise verstand.
Erst im Gebet wurden sie zu einer Erleuchtung, die mir ihre Botschaft offenbarte.
Genauso kann Gott durch Ereignisse in der Natur oder an einem bestimmten Ort im Alltag etwas aufzeigen. Auch wenn Menschen sprechen oder wir etwas hören, kann plötzlich eine solche Erleuchtung geschehen.
Eine geistige Erleuchtung lässt uns die Botschaft dann erkennen und verstehen.
Wenn wir viel beten und unsere geistige Empfindsamkeit geöffnet ist, können wir solche Erfahrungen häufiger machen. Wahrscheinlich geschehen sie oft, doch wir erkennen sie nicht oder sind nicht offen für die Erleuchtung.
Ihr werdet beginnen, in euren Träumen Offenbarungen zu erhalten, aber damit meine ich nicht die Träume, während ihr tief schlaft.
Der heilige Paulus erlebte den dritten Himmel, während er halb wach war. Lasst solche Phänomene nicht unachtsam an euch vorübergehen. Sammelt und analysiert die Daten wissenschaftlich, um herauszufinden, mit was sie euch verbinden wollen.
Das Ergebnis wird sicherlich erscheinen. Ihr werdet langsam erfahren, dass die Offenbarungen, die ihr in euren Träumen hattet und die ihr schwerlich vergessen könnt, in der Realität zu 100 Prozent wahr werden.
Ihr werdet solche Erfahrungen haben.
Wir sollen solche Offenbarungen also ernst nehmen und wertschätzen.
Gleichzeitig müssen wir darauf achten, nicht alles, was geschieht, als Offenbarung zu überinterpretieren. Das kann passieren, wenn wir auf der mentalen, intellektuellen Ebene stehen bleiben.
Ein entscheidender Satz im Zitat lautet:
"Das Ergebnis wird sicherlich erscheinen."
Hier kommt das geistige Phänomen der Erleuchtung ins Spiel. Erst durch geistige Empfindsamkeit öffnen wir uns für die Erleuchtung – das Erscheinen. Diese erlangen wir, wie beschrieben, durch Meditation und ein intensives Gebetsleben.
2.8.6 Eine persönliche Erfahrung mit Verheißungen
An einem 1. Januar hatte ich einen Traum von Sun Myung Moon. Er war sehr klar und real, und ich fühlte mich ihm sehr nahe. Er saß mit gekreuzten Beinen auf dem Boden, und ich genauso ihm gegenüber. Dann nahm ich seine Hand und betrachtete sie genau.
Ich sagte zu ihm: „Eine gute Hand.“ Er antwortete: „Gute Hand – gutes Herz.“ Dann nahm er meine Hand und sagte: „Auch eine gute Hand.“
Damit war der Traum schon vorüber.
Es war 3 Uhr morgens, und ich konnte nicht mehr schlafen. Also zog ich mich an und machte einen Spaziergang im Park. Dort sah ich einen Hasen – und dann noch einen. Irgendwie fühlte es sich besonders an. Es ist grundsätzlich nichts Ungewöhnliches, nachts Hasen zu sehen, aber es tauchten immer mehr auf, bis es schließlich fünf waren.
Fünf Hasen!
Plötzlich überkam mich ein Schauer, und ich erkannte die Parallele:
Eine Hand hat fünf Finger – und nun diese fünf Hasen.
Zudem repräsentiert der Mensch die Zahl 5 – 4 Gliedmaßen und den Kopf. Sofort erinnerte ich mich daran, dass Sun Myung Moon einmal sagte, Hasen seien ein gutes Verheißungszeichen.
Es folgte ein innerlich sehr schwieriges Jahr.
Doch während dieser Zeit sah ich immer wieder einen Hasen – und jedes Mal geschah kurz darauf etwas Gutes im Zusammenhang mit meiner mystischen Arbeit.
Beispielsweise entstanden die ersten Kontakte völlig überraschend. Ich konnte Menschen in Gesprächen bewegen, die dann den ersten Workshop organisierten. Auch vor dem ersten Probeworkshop mit meiner Familie sah ich wieder einen Hasen. Das ganze Jahr über gab es diese zusammenhängenden Phänomene.
Diese Ereignisse standen immer im Zusammenhang mit dem neuen mystischen Ansatz und dem Vorhaben, meine Erfahrungen weiterzugeben.
Vor dem Workshop hatte ich seltsamerweise immer wieder den Gedanken, dass ich nicht vor dem Workshop sterben durfte. Dieses Ereignis war für meine Aufgabe von großer Bedeutung. Ich fühlte stark, dass ich die Erfahrungen und die Botschaft, die Gott mir gegeben hatte, an die nächste Generation weitergeben musste.
Die Frage stand im Raum, ob ich bereit wäre, dafür zu sterben.
Ich sagte mir: Wenn ich danach sterbe, ist es nicht so schlimm - aber nicht davor. Irgendwie wurde das Thema Sterben oder nicht sterben vor diesem Workshop zu einer inneren Auseinandersetzung.
Als ich schließlich den ersten Workshop durchführte, bekam ich in der Nacht darauf plötzlich Schweißausbrüche und Herzschmerzen – ein Gefühl, das ich zuvor noch nie erlebt hatte. Ich hatte Angst, dass es ein Herzinfarkt sein könnte, und ließ mich von meinem Sohn ins Krankenhaus fahren. Die ganze Nacht über wurde ich untersucht, doch es stellte sich heraus, dass mit meinem Herzen alles in Ordnung war. Erleichtert spazierte ich um 5 Uhr morgens nach Hause.
Dank einiger Videos, die wir während des Probeworkshops aufgenommen hatten, konnte ich mir eine kurze Pause gönnen und den Workshop trotzdem vollständig durchführen.
In der nächsten Nacht hatte ich wieder intensive Träume und lag um 3 Uhr hellwach im Bett. Dann verspürte ich einen inneren Ruf von Sun Myung Moon, hinauszugehen. Also machte ich erneut einen Spaziergang, doch diesmal hatte ich das starke Gefühl, einen anderen Weg zu wählen.
Auf diesem Weg fand ich dann 50,- €.
Ich war überrascht und musste sofort wieder an die Zahl fünf denken. Ich interpretierte es als Zeichen, dass die fünf Verheißungen mit diesem Workshop erfüllt waren.
Diese Erfahrungen zeigen, wie Geschehnisse, Träume und Erleuchtungen zusammenwirken und zu Botschaften werden.
Gott kann uns durch solche Mittel führen und lehren.
Früher hatte ich oft Zweifel und achtete darauf, solche Ereignisse nicht überzubewerten. Doch durch mein intensiveres Gebetsleben hat sich meine geistige Empfindsamkeit weiter geöffnet.
Hinzu kam der Aspekt der Erleuchtung, der eine enorme Intensität besitzt – so sehr, dass ich die Zusammenhänge nicht mehr leugnen kann.