Wenn wir uns durch die Suche nach Wahrheit und ein bestimmtes Gottesbild auf den Weg zu Gott machen, entwickeln wir oft eine Vorstellung von ihm. Unsere Beziehung zu Gott gestaltet sich dann entsprechend dieser Vorstellung. Auf dem mystischen Weg jedoch suchen wir über das Gebet eine direkte Erfahrung mit Gott – und dabei gab es für mich einige Überraschungen.
Zu Beginn unseres Gebetslebens wenden wir uns Gott zu, ähnlich wie wenn wir mit einem Menschen sprechen. Wir haben ein Gegenüber, dem wir uns ausdrücken, und erwarten eine Reaktion. Doch hast du jemals darüber nachgedacht, wie es möglich ist, mit Gott eins zu sein und gleichzeitig mit einem Menschen in Beziehung zu stehen? Wir können nicht zu Gott beten und gleichzeitig mit jemandem sprechen – das würde unsere Aufmerksamkeit spalten. Das wäre unerträglich.
Die Beziehung zu Gott ist jedoch völlig anders als die zu einem Menschen. Gott manifestiert sich nicht als Gesprächspartner im herkömmlichen Sinne, sondern als neues Gefühl in unserem Herzen. Man könnte es als Resonanz bezeichnen – eine innere Schwingung, in der wir Gott in uns fühlen. Wir kommunizieren nicht mit Gott über Gedanken oder Worte, sondern erfahren ihn unmittelbar durch dieses innere Erleben.
Dadurch sind wir in der Lage, einem Menschen unsere volle Aufmerksamkeit zu schenken, ohne auch nur für eine Sekunde die Nähe und den Kontakt zu Gott zu verlieren.