2.7.1 Phänomen 4: Auflösung der Ego-Identifikation

Die Auflösung der Ego-Identifikation ist eine Betrachtungsweise die aus mystischen Traditionen, insbesondere Hinduismus und Buddhismus stammt. Sie beschreibt einen inneren Prozess in dem wir uns von dem selbstzentrierten Selbst lösen und unser Bewusstsein erweitern. 

In diesem Zustand wird das "Ich" nicht mehr als getrennt oder isoliert wahrgenommen, sondern als verbunden mit dem universellen Geist oder der Ganzheit (Gott) und allen Wesen. 

Wir beginnen zunächst mit einer philosophischen Betrachtung.

Im Buddhismus bedeutet die Überwindung des Egos, die Illusion eines festen Selbst zu durchschauen und egozentrische Anhaftungen loszulassen. 

Das Ego ist nicht zu töten, sondern zu durchschauen. Es ist eine Illusion, ein Prozess, kein festes Ding.

Jack Kornfield

Im Buddhismus führt Achtsamkeit, Weisheit und Mitgefühl zur Auflösung der Identifikation mit vergänglichen Gedanken und Gefühlen – und damit zur inneren Freiheit.

Unterschiedliche Bezeichnungen für das wahre Wesen und das Ego

Der Buddhismus unterscheidet zwischen dem wahren Wesen und dem Ego. 

Im Göttlichen Prinzip entsprechen dem die Begriffe „ursprüngliches Gemüt“ oder Herz und „gefallene Natur“, ähnlich wie im christlichen Sprachgebrauch. 

Das Göttliche Prinzip beschreibt vier Hauptaspekte der gefallenen Natur, die ihren Ursprung im Sündenfall haben. Da nur diese vier Hauptaspekte genannt werden, bleiben viele weitere daraus resultierende Aspekte unerwähnt. 

Der Buddhismus hingegen benennt 108 Trübungen und Befleckungen – darunter Gier, Hass und Verblendung –, die es zu überwinden gilt.

© BLI - Thomas Schuh 2025