Gleichmut ist eine Geisteshaltung die uns von diesem gesteuerten Zustand befreit. Gleichmut bedeutet dass wir unbeeinflusst davon sind, wie wir uns fühlen oder wie die Umstände sind.
Wir verändern nicht unsere Geisteshaltung, weil sich die Umstände ändern.
Gleichmut bei einem Spiel würde bedeuten, dass es uns egal ist ob wir gewinnen oder verlieren. Es sind nur 2 Seiten einer Erfahrung. Einer verliert und ein anderer gewinnt.
Das bedeutet nicht dass wir Gleichgültig sind.
Wir investieren alles um zu gewinnen. Jedoch akzeptieren wir die Wirklichkeit hundertprozentig auch wenn wir verloren haben.
Dadurch erleben die Erfahrung des verlierens so wie sie ist und konstruieren kein unnötiges Drama daraus.
Das Wetter können wir nicht beeinflussen. Es sind die Umstände des Lebens. Einmal scheint die Sonne einmal regnet es. Wenn wir den Winter noch so hassen und den Sommer noch so lieben, wird es keine Stunde mehr oder weniger davon geben.
Das Wetter wie die Wirklichkeit zeigen vollständig unbeeidruckt von unserem Verlangen.
Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch
Das Wetter ist wie es ist, unser Gemüt kann damit hadern oder Gleichmütig sein. In der Haltung des Gleichmuts findet man vielleicht wieder Freude am Winter.
Es geht um ein tiefes inneres Annehmen der Wirklichkeit im gegenwärtigen Moment.
Gleichmut kann man leicht missinterpretieren und missverstehen. Oft werden östliche Philosopien dafür kritisiert zur Verantwortungslosigkeit zu neigen. Wahrer Gleichmut hat jedoch nichts damit zu tun unverantwortlich zu sein.
Wir verändern was wir verändern können zum Guten.
Aber was wir nicht verändern können nehmen wir so an wie es ist.
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Auch etwas zum Guten verändern basiert darauf die Wirklichkeit zu erkennen und anzuerkennen.
Gleichmut bedeuet absolutes anerkennen was ist.
Das Annehmen und Aushalten der Wirklichkeit wie sie ist. Wir erzeugen kein unnötiges Leiden und hadern nicht mit ihr.
Verdrängung – Flucht vor der ungewollten Wirklichkeit und ihre Folgen
Psychologisch gesehen entstehen viele Probleme – etwa Neurosen oder Suchterkrankungen – dadurch, dass wir es mit uns selbst nicht aushalten. Wir verdrängen das, was wir nicht sehen und vor allem nicht fühlen wollen.
So entstehen destruktive psychodynamische Muster. Bevor wir zu einem Suchtmittel greifen oder einem Suchverhalten nachgehen, erleben wir in der Regel einen Moment innerer Unruhe, Leere oder Schmerz.
Wären wir in der Lage, diesen Zustand bewusst auszuhalten, müssten wir dem Drang nach Ablenkung oder Betäubung nicht nachgeben.
Suchtverhalten dient letztlich dazu, der unangenehmen Wirklichkeit auszuweichen – sie nicht anschauen und nicht fühlen zu müssen.
Gleichmut – eine unterschätzte Quelle spiritueller Reife
Wer wahren Gleichmut in sich verwirklicht hat, braucht nichts mehr zu verdrängen – denn er kann alles annehmen, wie es ist. Und im christlichen Sinne bedeutet das auch:
Er braucht nicht mehr zu sündigen, weil er nicht mehr aus Angst, Mangel oder Vermeidung handelt.
Wie Meditation zu Gleichmut führt
In der Mediation können wir Gleichmut erwerben und die Wirkung direkt erfahren.
Es liegt es nicht in unserer Macht zu bestimmen, wie eine Meditation verläuft – ob der Gemüt ruhig oder zerstreut ist, ob uns Gnade geschenkt wird oder nicht, ob angenehme oder unangenehme Empfindungen auftauchen.
Alles geschieht – oder eben nicht.
Indem wir immer wieder üben, jeden Zustand so anzunehmen, wie er ist, entsteht nach und nach ein tiefer Gleichmut.
Wir lernen, das Unangenehme nicht durch unsere gewohnten Reaktionsmuster aufzulösen, sondern durch Hingabe an den Moment selbst.
So erfahren wir den Wert des Aushaltens – und erleben immer wieder, dass gerade im Durchleben der Schwierigkeit ein Geschenk verborgen liegt.
Gnadenerfahrungen offenbaren sich oft dort, wo wir nicht ausgewichen sind.
Auch im Alltag erkennen wir zunehmend: Unangenehme Phasen werden oft von innerem Wachstum, Erfolg oder tiefem Frieden gefolgt.
Gleichmut hilft uns, diesen Prozess bewusst mitzutragen.
Wechselwirkung von Hingabe und Gleichmut
Durch das Gebet entwickeln wir Hingabe – eine Kraft, die es uns erlaubt, uns innerlich Gott zu nähern.
Sie führt in tiefere Meditation, in innigeres Gebet und in eine immer freiere Hinwendung zu Gott.
Durch die Erfahrungen, die wir im Üben dieser Haltung machen, wächst nach und nach ein stabiler Gleichmut.
Gleichmut wiederum befähigt uns zur vollständigen Hingabe – selbst an eine unangenehme Wirklichkeit.
Hingabe und Gleichmut nähren einander – und führen in die Weite der inneren Freiheit.