Ich hatte auf meinem persönlichen Weg verschiedene Erfahrungen, die mir ein klares Bild davon vermittelt haben, wie der innere Prozess zur Einheit mit Gott aussieht. Ähnliche Erfahrungen wurden bereits vielfach von christlichen und buddhistischen Mystikern beschrieben. Dennoch habe ich nirgendwo eine so klare Beschreibung des gesamten Prozesses gefunden.
Was ich erleben durfte, ist bestimmt nur die erste Runde eines spiralförmigen Weges, der unendlich weiterführt. Ich selbst bin kein annähernd heiliger oder besonders guter Mensch. All diese Erfahrungen erhielt ich durch die Gnade Gottes. Meine Überzeugung ist, dass Gott mir diese Erfahrungen geschenkt hat, um sie weiterzugeben und in eine ausgewogene mystische Praxis einzuführen.
Mit „ausgewogen“ meine ich eine Praxis, die auf Nächstenliebe ausgerichtet ist. Manche mystischen Wege verlieren sich im Streben nach mystischen Erfahrungen und vergessen, dass es nur ein Ziel gibt – in der Nächstenliebe zu wachsen.
Ich hatte hierzu einmal einen Traum von einem Gespräch mit Sun Myung Moon. Der Traum war sehr real, farbig und scharf, so wie Träume es nur selten sind. Ich lag auf dem Boden neben ihm und sagte: „Mit Bewusstseinsentwicklung hast du wenig am Hut – oder?“ Er antwortete: „Nein, nur mit wahrer Liebe!“ Dann stand er auf und lehrte mich etwas über Familienbeziehungen.
Dieser Traum machte mir den richtigen Fokus noch einmal deutlich und dass mystische Praxis kein Selbstzweck ist. Sie muss uns dabei unterstützen, wahre Liebe in unseren Beziehungen zu verwirklichen. Mystische Praxis muss also im Alltag des Familienlebens und in einer modernen Gesellschaft möglich sein.
Die Bedeutung der Stille in einer reizüberladenen Welt
Andererseits ist mystische Praxis auch ein Heilmittel für unsere informationsüberladene, virtualisierte und mediendominierte Lebensweise. Wir Menschen brauchen einen Ausgleich, der uns wieder zur Ruhe bringt und uns mit uns selbst in Kontakt führt. Wir müssen zuerst wieder lernen, Ruhe ohne ständige Reize auszuhalten, um sie dann wieder genießen zu können.
Manchmal versucht man, junge Menschen durch viel Animation und Musikveranstaltungen für ein religiöses Leben zu motivieren. Das ist grundsätzlich gut. Dennoch habe ich erfahren, dass besonders junge Erwachsene sehr dankbar sind, wenn man ihnen den Weg in die Tiefe zeigt – zu einem fühlbaren Kontakt mit sich selbst und einem persönlichen Zugang zu Gott. Das darf in keinem Fall fehlen.
Phasen und Phänomene
Im Folgenden werde ich die Phasen des inneren Weges strukturiert darstellen. Während Phasen eine zeitliche Reihenfolge haben, können Phänomene in verschiedenen Phasen auftreten und lassen sich nicht eindeutig zeitlich einordnen.