Einleitung

Einleitung Thomas Schuh

Der Zustand der Menschheit

Der Zustand der Menschheit

Wenn wir den Zustand der Menschheit betrachten, ist es kaum vorzustellen, dass wir das menschliche Potential schon entfaltet haben.

Wir sehen überall Konflikte, die in gewaltsamen Auseinandersetzungen eskalieren. Menschen verhungern, obwohl genug zu essen für jeden vorhanden ist. Die Gier einzelner führt so weit, dass ganze Nationen und Gesellschaften in den Ruin getrieben werden. Diese Liste könnte man lange fortführen.

Geht man den einzelnen Themen auf den Grund, landet man immer bei dem scheinbar mangelhaften Charakter einzelner verantwortlicher Menschen. Jeder stößt sich an der unverhältnismäßigen Macht- und Geldgier einzelner, wenn sie ohne Rücksicht auf das Allgemeinwohl ihren eigenen Vorteil durchsetzen. Wären überall charakterstarke, anständige Menschen in verantwortlichen Positionen, dann würde es keine Korruption geben.

Wir alle sind mit diesem Zustand nicht zufrieden.

Manche Businessphilosophien behaupten: "Das Ego der Manager ist das Problem". Wir wollen jedoch hier nicht einzelne Gesellschaftschichten stigmatisieren. Im Grunde sind wir alle mehr oder weniger Mittäter in einem System. Wir könnten auch behaupten "Das Ego der Menschen ist das Problem".

Stehen wir nicht alle in dem inneren Konflikt zwischen unserem eigenen Wohl und dem Gemeinwohl? Anders ausgedrückt, in uns allen besteht der Konflikt zwischen der Befriedigung unserer eigenen Bedürfnisse und der unserer Mitmenschen. Wenn wir auch die Mitmenschen mit einbeziehen, die in Afrika hungern, die durch unsere Waffenindustrie zu Invaliden werden, und denen durch unseren Konsum der Lebensraum entzogen wird, dann ist das Spannungsfeld unerträglich.

Die meisten blenden wohl die großen Spannungsfelder weitgehend aus und konzentrieren sich nur auf das nächste Umfeld, wo Menschen in ähnlicher Situation sind und die Spannung nicht so extrem ist. Hier hilft die Unterhaltungsindustrie, sich ein Leben lang erfolgreich von dem Konflikt abzulenken.

Lösungsversuch durch den Verzicht auf Ehtik

Manche versuchen, diesen Konflikt zu lösen, indem sie ihren Anspruch an eigenes ethisches Verhalten auf nahezu Null reduzieren. Dies führt jedoch genau zu dem Zustand, an dem wir uns stoßen und im Extrem zur Anarchie.

Menschen, die extrem auf Kosten anderer leben, versuchen eine Distanz aufbauen, so dass sie die Folgen für andere Menschen nicht wahrnehmen müssen. Langfristig werden sie innerlich verhärtet. Es ist nicht möglich mit einem offenen Herzen, ständig gegen sein Gewissen zu handeln.

Anfangs ist es vielen noch möglich, sich selektiv zu öffnen. Beispielsweise im Geschäftsleben erbarmungslos auf Kosten anderer den eigenen Erfolg durchzusetzen und zuhause liebevoller Vater oder liebevolle Mutter zu sein. Auf Dauer werden skrupellose Geschäftsleute aber auch irgendwann zu ihrer eigenen Familie lieblos. Dieses Phänomen konnte ich auch in meiner Tätigkeit als Familientherapeut beobachten.

Überzogener Egoismus ist ein Zeichen für einen mangelnden Reifezustand

Im Grunde zeigt uns ein überzogener Egoismus einen mangelnden menschlichen Reifezustand. Dies ist unabhängig von IQ, Bildungsstand und gesellschaftlicher Position.

Säuglinge sind maximal egoistisch, sie sind nur auf die Befriedigung ihrer Bedürfnisse bedacht. Sie sind jedoch auch gleichzeitig offen und können die Liebe der Eltern empfangen. Dies ist in dieser Phase ein gesunder und stimmiger Zustand.

Werden Kinder älter und entwickeln ihre Fähigkeiten und ihren Charakter, erwartet man natürlicherweise, dass sie ihre Fähigkeiten für die Gemeinschaft einsetzen. Der Mensch entwickelt ein Verantwortungsgefühl, Empathie und einen Sinn für das Gemeinwohl. Er wird tendienziell ein Stück selbstloser. Dies ist ein Reifungsprozess, der mit dem Erwachsen-werden nicht enden sollte.

Bleibt der Mensch egoistisch, auch nachdem er seine Fähigkeiten entwickelt hat, ist das nicht mehr altersgerecht und stimmig. Die Entwicklung der Fähigkeiten hat die charakterliche Reife überholt.

Je älter ein Mensch wird, desto großer wird natürlicherweise seine gesellschaftliche Verantwortung. Hier sollte der Reifungsprozess immer weiter gehen und der Mensch immer wertvoller für das Allgemeinwohl werden.

Die Überwindung der menschlichen Habgier erfordert demnach einen inneren Reifungsprozess. Vielfach liegt einen oft verborgene Existenz- und Verlustangst zugrunde. Diese kann nur durch die Entwicklung eines Urvertrauens gelöst werden. Mangelndes Selbstwertgefühl wird häufg durch Statussymbole und Machtausübung kompensiert. Ein ungenügender Zugang zu unserem innersten Wesen verhindert die Befriedigung unser tiefsten menschlichen Bedürfnisse. Oft versuchen Menschen durch ständige materielle Anschaffungen eine kompensatorische Befriedigung zu erlangen.

Die globalen Probleme der Menschheit sind nur zu lösen, wenn wir alle ein Stück selbstloser werden.

Die Menschheit hat keine andere Wahl. Es gibt nur eine Möglichkeit auf diesem Planeten mit begrenzten Ressourcen und Lebensraum in Frieden zusammen zu leben und dies ist, wenn wir Menschen selbstloser werden. Wenn wir nicht mehr Verantwortung übernehmen und an das Wohl des Ganzen denken, werden Konflikte immer wieder eskalieren. Konfliktlösungen werden immer wieder an den Stellen scheitern, wo die Konfliktparteien Zugeständnisse für das Gemeinwohl machen müssten. Das zeigt sich auf allen Ebenden der menschlichen Gesellschaft. Es wäre schon viel gewonnen, wenn wir einen globalen Konsens über diese Tatsache hätten.

 

Thomas Schuh

Hat der Mensch das Potential selbstloser zu werden?

Hat der Mensch das Potential selbstloser zu werden?

Unser Gewissen akzeptiert nicht, dass wir auf Kosten anderer leben. Doch können wir dem Anspruch unseres Gewissens gerecht werden, ohne gegen unsere eigenen Bedürfnisse und unsere eigene Energie zu kämpfen? Hier stellt sich auch die Frage: ist das menschliche Wesen im innersten Kern eher selbstlos oder egoistisch?

Wenn wir das Gewissen betrachten, finden wir zuerst Prägungen durch Erziehung, Kultur und Umfeld. Dies mag auch als eine destruktive, selbstanklagende, kritische Instanz in Erscheinung treten. Diese Instanz geht oft lieblos oder gar erbarmungslos mit uns ins Gericht. Vermischt mit der Angst abgelehnt zu werden, treibt sie uns, die Erwartungen anderer zu erfüllen. Diese Erscheinungsform des Gewissens ist im Grunde eine Außensteuerung, da sie im Laufe unserer Sozialisierung an uns herangetragen wurde. Sie kommt also nicht aus unserem innersten Wesenskern.

Es gibt aber auch eine andere Erscheinungsform des Gewissens. Ich konnte in meiner langjährigen psychotherapeutischen Tätigkeit immer wieder einen reinen inneren Impuls im Menschen erkennen. Jeder noch so ungerecht handelnde Mensch hat ein reines Wesen, das konstruktiv und liebevoll handeln möchte. Hier tritt das Gewissen, als ein Impuls Erscheinung, der tief aus dem innersten Wesen zu entspringen scheint. Wenn wir diesem innersten Wesen vertrauen, uns dafür öffnen und es entfalten, kann sich die Qualität unserer Persönlichkeit nachhaltig entwickeln.

Wenn die Reifung des menschlichen Wesens tatsächlich zu einem selbstloseren Dasein führt, dann ist dies die Chance der Menschheit. Reifung führt grundsätzlich zu mehr Erfüllung und Zufriedenheit. Wenn wir durch Reifung stimmig selbstloser werden können, dann ist damit nicht nur unser eigenes Glück, sondern auch das unserer Umgebung mit verbunden.

Wie können wir die Welt verändern?

Als Systemiker weiß ich, dass wir andere nicht verändern können, sondern nur uns selbst. Aber ich weiß auch, dass eine wirkliche Änderung meiner Selbst, das System ändern muss. Zieht man an einem Knoten (Mensch) in einem Netz (System), verändert sich das Spannungsverhältnis im ganzen Netz (System). Beispielsweise konfrontiert das Aussprechen eines Tabus von einem Systemmitglied alle und damit das ganze System. Jeder ist gezwungen, in irgendeiner Weise darauf zu reagieren. Oder ein anderes Beispiel. Wenn jemand in einer Guppe gemobbt wird, genügt es, wenn ein Mitglied der Gruppe sich mit dem Gemobbten solidarisiert. Die negative Dynamik wird gestört und unterbrochen.

Wir sind also nicht machtlos. Wir müssen nur an der richtigen Stelle ansetzen. Die größte Macht, die wir ausüben können, ist die, die wir durch die Veränderung unserer Selbst ausüben.

Hier dürfen wir jedoch nicht nur an der Oberfläche kratzen. Veränderung bedeutet nicht, sich nur damit zu arrangieren, oder das Verhalten zu ändern. Sie geschieht dadurch, dass wir unser menschliches Potential erkennen, entfalten und leben. Hierzu müssen wir das Wesen des Menschen tief verstehen.

Thomas Schuh

Der Ursprung des Konflikts zwischen Gewissen und Ego

Der Ursprung des Konflikts zwischen Gewissen und Ego

Um das menschliche Wesen und dessen Zustand zu verstehen, stellen wir folgende Fragen: Sind der überzogene Egoismus und die Gier im menschlichen Wesen verankert? Gehört der Konflikt zwischen Gewissen und Ego zum Mensch-sein?

Wenn dieser Konflikt im menschlichen Wesen angelegt ist, dann hätte es zur Folge, dass wir gegen unsere Anlage kämpfen müssen, um selbstloser zu werden. Dies würde den Menschen herabstufen und der ewige Kampf mit den eigenen Ego wäre vorbestimmt.

Manche spirituelle Menschen behaupten, dass der Konflikt gar nicht existiert und man das nur erkennen muss. Das mag für einzelne so sein, jedoch ist Fakt, dass dieser Konflikt die Menschheit die Geschichte hindurch beherrscht hat und beherrscht.

Die christliche Lehre und die vieler anderer Religionen, geht davon aus, dass dieser Konflikt nicht seit Urbeginn im Menschen existiert. Sie beschreiben einen Vorfall am Anfang der Menschheitsgeschichte, an dem dieser begonnen hat. Im christlichen Sprachgebrauch wird der Vorfall Sündenfall genannt.

Was immer da vorgefallen ist. Das Konzept geht von dem Bild aus, dass es einen ursprünglichen Zustand vor dem Sündenfall gab. Zudem, dass sich durch den Vorfall der menschliche Zustand negativ verändert hat. Die Qualität des menschlichen Wesens entspricht demnach nicht dem ursprünglichen Zustand. Das bedeutet der Mensch, wie wir heute kennen, ist nicht der ursprüngliche Mensch.

Das Konzept von einem Sündenfall finde ich wesentlich, weil es den Blick auf den Menschen, wie wir ihn heute kennen, verändert. Es erweitert unseren Blick auf ein vielleicht noch viel größeres Potential im Menschen, das wir bislang noch nicht kennen.

Dies wirft die Frage auf: Wie ist der urspüngliche Mensch? Oder wie ist der von Gott geplante Mensch? Was unterscheidet ihn von dem Menschen, der sich in dem ungelösten Grundkonflikt befindet, und versucht, sich damit zu arrangieren. Diese Frage können wir nicht alleine durch Beobachten und Analysieren des heutigen Menschen beantworten. Hierfür brauchen wir auch Anhaltspunkte aus spirituellem Wissen, das Religionen schon seit Jahrtausenden gesammelt und teilweise durch Offenbarungen und spirituelle Erfahrungen erhalten haben.

Thomas Schuh

Auf der Suche nach dem Potential des Menschen

Auf der Suche nach dem Potential des Menschen

Auf der Suche nach der Lösung und dem urspünglichen Potential des Menschen

Auf der Suche nach einer Antwort auf diese Frage habe ich schon im Jugendalter begonnen, die Schriften und Praktiken verschiedener Religionen und Philosophien zu studieren. Darunter war die Bibel, buddhistische Schriften und zahlreiche Bücher wie z.B. von P.D. Ospensky über G. Gurdjieff's Lehre. Einer der aufschlussreichsten Texte, die ich gefunden habe, ist das Göttliche Prinzip und die Schriften von Sun Myung Moon1, dessen Erklärungen sehr allumfassend sind. Sie vereinen das christliche Konzept der Nächstenliebe mit den östlichen Philosopien, die meist mehr auf die persönliche Reifung und das Zurückfinden zum wahren Wesen fokussiert sind.

Philosophisches und spirituelles Wissen hilft uns, Thesen aufzustellen, zu denen wir durch Beobachtung und psychologische Wissenschaft allein nicht kommen können. Diese Thesen müssen jedoch durch Erfahrung überprüft und zu praktischen Modellen verarbeitet werden.

Ich beobachte seit meinem 16. Lebensjahr die inneren Vorgänge in mir selbst. Damals habe ich die Arbeit an meiner Entwicklung mit Meditation, Selbsthypnose, Achtsamkeit und therapeutischen Methoden begonnen. Mit 19 Jahren hatte ich nach einer langen Phase konsequenter Achtsamkeit eine Art Erleuchtungserlebnis. Dies war wie ein Erwachen aus einem Dauerschlaf. Die Intensität der sinnlichen Wahrnehmung war vervielfacht und ich konnte die Liebe in allen noch so kleinen Kreaturen fühlen. Im Laufe meines Lebens hatte ich immer wieder intensive spirituelle Erlebnisse verschiedener Art. Dadurch habe ich einige Einblicke in spirituelle Vorgänge gewinnen können.

In 17 Jahren psychotherapeutischer Tätigkeit, habe ich hunderte Menschen in ihren Entwicklungsprozessen begleitet. Dabei konnte ich die Tiefen des menschlichen Wesens und dessen Entwicklungsprozesse erforschen.

Seit 2015 arbeite ich nun daran, diese Erfahrungen in einem Trainingsprogramm für innere und spirituelle Entwicklung zu verarbeiten. Die Prozesse, die ich hier erkläre, habe ich zumindest punktuell selbst erfahren und sie bei anderen Menschen begleitet. Das Wertvollste sind m.E. nicht die einzelnen Details, sondern das ausgewogene und zielgerichtete Gesamtbild, das sich nicht zuletzt durch Anlehnung an die Perspektive des Göttlichen Prinzips herauskristallisiert hat. Die Erkenntnisse, die durch diese intensive Aufabeitung entstanden, haben mich selbst vielfach überrascht.

 

1 Sun Myung Moon ist ein koreanischer Geistlicher. Er hat das Göttliche Prinzip verfasst und in hunderten Ansprachen über geistige Zusammenhänge gesprochen. Es kommt vor, dass bei Lesern, wenn sie den Namen Sun Myung Moon hören, eine dumpfe Erinnerung an negative Presseberichte in Verbindung mit diesem Namen hochkommt. In diesem Fall bitte ich Sie, die kurze Erklärung mit den Stellungnahmen der deutschen Bundesregierung, über die Geschichte im Umgang mit religösen Minderheiten in Deutschland zu lesen.

Thomas Schuh