2.1 Aufbau und Dynamiken im Geistigen- und Physischen Gemüt

2.1 Aufbau und Dynamiken im Geistigen- und Physischen Gemüt Thomas Schuh

2.1.1 Geistiges Gemüt und Physisches Gemüt

2.1.1 Geistiges Gemüt und Physisches Gemüt

Im Göttlichen Prinzip ist das Geistige Selbst und das Physische Selbst des Menschen beschrieben. Das Geistige Selbst besteht aus dem Geistigen Gemüt und dem geistigen Körper. Das Physische Selbst besteht aus dem Physischen Gemüt und dem physischen Körper.

Im Folgenden untersuchen wir den Aufbau der geistigen und physischen Aspekte des menschlichen Gemüts genauer.

Das menschliche Gemüt

Ein Gemüt besteht grundsätzlich aus Verstand, Gefühl und Wille.

Thomas Schuh

Die grundlegenden Aspekte unseres Gemütes sind Intellekt, Emotion und Wille.

S. 187

Daher können wir davon ausgehen, dass es im Geistigen wie auch im Physischen Gemüt jeweils die Aspekte Verstand, Gefühl und Wille gibt.

Geistiges Gemüt und Physisches Gemüt

Das menschliche Gemüt setzt sich aus Geistigem und Physischem Gemüt zusammen.

 

Das menschliche Gemüt besteht aus Geistigem Gemüt und Physischem Gemüt. Das Verhältnis der beiden Gemüter entspricht dem von Sông Sang (innerem Wesen) und Hyông Sang (äußerer Gestalt).

S. 58 Abs. 4

2.1.2 Das Geistige Gemüt und das Herz

2.1.2 Das Geistige Gemüt und das Herz

Der Begriff "Geistiges Gemüt" wurde aus dem Koreanischen Wort saengshim 생심 übersetzt und bedeutet wörtlich: Lebens-Gemüt, Lebenskern, Lebensherz.

Der Ort, wo Gott im Menschen wohnt

Thomas Schuh

Das geistige Gemüt ist der Kern des Geistigen Selbst, es ist der Ort, an dem Gott wohnt.

S. 56 Abs. 2

Wie wir dem Göttlichen Prinzip entnehmen, ist das Geistige Gemüt der Kern des Geistigen Selbst, es ist der Ort, an dem Gott wohnt.

Gleichermaßen ist das Herz, der Ort, wo Gott im Menschen seinen Platz hat.

Wenn ihr (Gott) fragt: „Wo bist Du?“, wird Er antworten: „Wo soll Ich sonst sein? Ich bin im Innersten deines Herzens! Ich bin in deinem Herzen!“.

S. 1541

Der Platz im Menschen, wo wahre Liebe verankert ist

Das Geistige Gemüt ist, wie das Herz, der Aspekt im Menschen, an dem die wahre Liebe verankert ist

Without a spirit mind we would be unable to connect to the spirit world or to true love.

P. 689, par. 7 - P. 691, par. 1

At that point, you own one hundred percent of your body and mind. True love takes root in your heart so that you feel everything that God feels, and your body automatically resonates with that.

 

P. 1212, par. 1, 4, 5

Der Ort, wo der Mensch mit Gott in Beziehung treten kann

Der Platz im Menschen,an dem der Mensch und Gott miteinander in Beziehung stehen bzw. in Beziehung treten können, ist das Geistige Gemüt gleichermaßen wie das Herz.

The mind-like element of the spirit (spirit mind = Geistiges Gemüt) does not come into being without a relationship with God.

When you have prepared yourself to absorb into your body and mind 100 percent of God’s essential true love, which will live for the sake of others for tens of thousands of years, the roots of God’s love will be anchored in your heart. You will feel everything that He feels, and your body automatically will resonate with those feelings. In fact, the body is designed to be a resonator of the mind’s world based on true love. You

P. 898, par. 6

Der Bezug des Geistigen Gemüts zum Herzen

Da wir in anderen Aussagen lesen, dass das Herz der innerste Kern im Menschen ist, entsteht das folgende Modell. Im Diagramm sehen wir, dass das Herz im Zentrum des Geistigen Gemüts liegt.

Das Geistige Gemüt mit dem Herzen im Zentrum
Das Geistige Gemüt mit dem Herzen im Zentrum

2.1.3 Das Physische Gemüt

2.1.3 Das Physische Gemüt

Das Physische Gemüt ist das Denken, Fühlen und Handeln, welches in unserem Physischen Selbst angelegt ist. Dies geschieht weitgehend auf der Grundlage der Gehirnfunktionen.

Thomas Schuh

Koreanisch = yukshim 육심 (wörtl: physisches Gemüt, physisches Wesen)

Das Physische Gemüt sichert die Selbsterhaltung des physischen Körpers durch Überlebens-, Schutz- und Vermehrungsfunktionen. Der tierische Instinkt ist beispielsweise ein Aspekt des Physischen Gemüts bei Tieren.

S. 55 Abs. 3

Im weiteren Verlauf werden wir noch genauer auf das Physische Gemüt eingehen.

Es ist nicht immer leicht, zwischen Physischem und Geistigem zu unterscheiden. Vor allem in den westlichen Kulturen wird tendenziell dem Bereich des Geistes zu viel zugeordnet. In manchen Philosophien wurde der Geist mit Verstand gleichgesetzt. Das ist problematisch, da die Grenzlinie zwischen Geist und Körper verschoben wird.

Um an dieser Stelle das physische Gemüt genauer zu definieren, greifen wir hier schon einmal den Erklärungen vor und behaupten Folgendes.

Durch die weitgehende Inaktivität des Geistigen Gemüts hat das Physische Gemüt Aufgaben des Geistigen Gemüts übernommen. Diese müssen im Laufe der geistigen Entwicklung wieder bewusst vom Geist vollzogen werden.

Funktionen die wir vorwiegend dem Physischen Gemüt zuordnen

  • Instinktives Verhalten
  • Konditionierungen
  • Motorische Abläufe
  • Automatisches Denken (Denken das ohne bewusste Entscheidung geschieht)
  • Gewohnheitsmäßiges Verhalten
  • Zwischenmenschliche Interaktions- und Reaktionsmuster
  • Triebe
  • Im Körper gespeicherte Gefühle (Im Sinne von Bioenergetik)
  • Affekte

2.1.4 Geistige und physische Verlangen

2.1.4 Geistige und physische Verlangen

Physische Bedürfnisse und Verlangen

  • Nahrung, Luft, Licht

  • Bewegung, Entspannung, Erholung, Schlaf, Stimulation

  • Gesundheit, Lebensenergie

  • Wohlbefinden, angenehme Lebensumstände

  • Triebbefriedigung

Leitmotiv Wohlbefinden

Alle Verlangen des Phsyischen Gemüts streben letztendlich nach persönlicher Befriedigung und Wohlbefinden. Daher könnten wir Wohlbefinden als das Leitmotiv des Phsyischen Gemüts bezeichnen.

Geistige Bedürfnisse und Verlangen

  • Wachstum und sich selbst verbessern

  • Geistige Wahrheit

  • gute geistige Atmosphäre

  • Liebe empfangen und geben

  • etwas Wertvolles und Sinnvolles tun

  • sich für das Wohl anderer und den Fortschritt des Ganzen einsetzen

  • Verbundenheit mit Gott und Menschen

Leitmotiv Liebe

Alle Verlangen des Geistigen Gemüts streben letztendlich nach der Freude des Herzens, die durch die Erfüllung von Liebe entsteht. Daher könnten wir Liebe als das Leitmotiv des Geistigen Gemüts bezeichnen.

Thomas Schuh

2.1.5 Das Gemüt im ursprünglichen Zustand und die Grenzlinie zwischen Geist und Körper

2.1.5 Das Gemüt im ursprünglichen Zustand und die Grenzlinie zwischen Geist und Körper

Das Ursprüngliche Gemüt verstehen wir als das menschliche Gemüt im ursprünglichen von Gott geschaffenen Zustand.

Wie schon erwähnt, besteht das menschliche Gemüt aus Geistigem und Physischem Gemüt. Im Ursprünglichen Gemüt nimmt das Geistige Gemüt die Subjektposition gegenüber dem Physischen Gemüt ein. Das Geistige Gemüt ist also inneres Zentrum und das Physische Gemüt äußerer Ausdruck.

Das Ursprüngliche Gemüt bezeichnet also mehr einen Zustand und weniger einen anatomischen Aspekt.

 

Thomas Schuh
Das Ursprüngliche Gemüt in Bezug zum geistigen und physischen Gemüt
Das Ursprüngliche Gemüt in Bezug zum geistigen und physischen Gemüt
V=Verstand, G=Gefühl, W=Wille

 

Wie im Diagramm angedeutet, bilden im Ursprünglichen Gemüt das Geistige Gemüt, welches mit Gott verbunden ist, und das Physische Gemüt - als Zentrum des Körpers - eine Einheit. Das Geistige Gemüt ist der innere Aspekt (Hyung Sang) und wird zum inneren Impulsgeber des Gemüts. Das Physische Gemüt steht in der Objektposition und wird von den Impulsen des Herzens und von der Wahren Liebe Gottes gelenkt.

 

Die Grenzlinie zwischen Geist und Körper

Im Diagramm ist zudem angedeutet, dass die Grenzlinie zwischen Geist und Körper durch das menschliche Gemüt führt. Sie liegt also nicht zwischen menschlichem Gemüt und physischem Körper wie es durch die begriffliche Ungenauigkeit verstanden werden könnte.

2.1.6 Das gefallene Gemüt

2.1.6 Das gefallene Gemüt

Im Folgenden sehen wir eine Darstellung des menschlichen Gemüts, wie es beim "gefallenen" bzw. "normalen" Menschen vorkommt.

Das folgende Zitat macht deutlich, dass der Konflikt zwischen Gemüt bzw. Herz-Geist und Körper, durch den Sündenfall entstanden ist. Dies ist also nicht der ursprüngliche Zustand.

Thomas Schuh

Originally, if human beings had not fallen, our mind and body, being centered on God’s love, would not contradict each other.

P. 150, par. 4

Durch den Konflikt zwischen Herz-Geist und Körper, kann der Mensch sein Potential nicht entfalten. Dieser Konflikt muss im Laufe der spirituellen Entwicklung gelöst werden.

Because of this conflict, the ideal of the true human potential has been hidden away in a dense fog and trapped behind a high fence. We must generate a wind of truth and love that is strong enough to sweep the fog away. We must tear down the mighty fence between our mind and body that stands so high as to pierce the sky. The course of overcoming this struggle is our destiny.

P. 152, par.8 , P. 153, par. 4-7

Das folgende Diagramm zeigt den Zustand des normalen bzw. gefallenen Menschen.

Das gefallene Gemüt
Das gefallene Gemüt

Hier sehen wir, dass das Geistige Gemüt und das Herz verkümmert sind. Die geistigen Verlangen sind schwach und werden von den physischen, selbstbezogenen Verlangen dominiert. Das folgende Zitat beschreibt dies bildlich.

Due to the Fall, the mind does not have a relationship with the spirit world. It may be easier for you to understand if you think of the mind of fallen human beings as a person who has no bones in his body. The mind of a fallen person has a form like a human body (Gemüt) that has no bones (Geistiges Gemüt).

P. 689, par. 7 - P. 691, par. 1

Zudem sehen wir, dass der Einfluss der destruktiven geistigen Welt die Dominanz des Physischen Gemüts verstärkt. Oder anders ausgedrückt, dass unreife Geistwesen den Menschen in eine negative Richtung beeinflussen. Sie können damit ihre unreifen, selbstbezogenen Bedürfnisse befriedigen.

After the Fall, the human body became Satan’s dwelling place. As the apostle Paul laments in Romans 7:23-24, “I see in my members another law at war with the law of my mind, making me captive to the law of sin that dwells in my members. Wretched man that I am! Who will rescue me from this body of death?”

P. 152, par.8 , P. 153, par. 4-7

Hier beschreibt auch der Apostel Paulus seinen inneren Kampf gegen die Dominanz des Physischen Gemüts.

2.1.7 Die Dominanz des Physischen Gemüts

2.1.7 Die Dominanz des Physischen Gemüts

Es kann nicht immer klar zwischen Physischem und Geistigem getrennt werden. Vor allem in den westlichen Kulturen wird tendenziell dem Bereich des Geistes zu viel zugeordnet. In manchen Philosophien wurde sogar der Geist mit Verstand gleichgesetzt. Wenn man die Erläuterungen von Sun Myung Moon im Sinne unserer westlichen Kultur versteht, wird man lediglich die Einheit von Verstand, Willen und Körper suchen. Das muss unweigerlich in Frustration enden.

Die Erkenntnis und Chance

Um an unserer geistigen Entwicklung zu arbeiten, ist es wichtig zu erkennen, dass der Mensch mehr physisch funktioniert und der Geist eine viel geringere Rolle spielt als wir herkömmlich annehmen. Unser physisches Gehirn vollbringt tagtäglich großartige Leistungen, die kaum zu überschätzen sind.

Es mag für spirituelle Menschen unangenehm oder sogar bedrückend sein, wenn sie feststellen, dass einige Aspekte ihres Denkens, Fühlens und Wollens vom physischen Gemüt stammen. Jedoch liegt gerade in dieser Erkenntnis eine große Chance, die eine schnellere Entwicklung ermöglicht.

Die Grenze der Psychotherapie

Wie viele Menschen versuchen verzweifelt ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, machen aber nur mäßige Fortschritte? Menschen, die durch ihre Geschichte schwer belastet sind, können sich kaum von dem Schmerz und der negativen Wirkung ihrer Vergangenheit befreien. Da ich selbst 17 Jahre psychotherapeutisch tätig war und auch selbst viele Therapien für meine persönlichen Themen in Anspruch genommen habe, kann ich hier aus eigener Erfahrung sprechen. Moderne Psychotherapie leistet Großes, um Menschen aus der Krise zu helfen. Das große Potential des Menschen liegt jedoch in seinem Geist und kann nur durch Spiritualität geborgen werden.

Aus meiner Sicht ist die Situation, die wir im Menschen vorfinden, das Resultat eines unterentwickelten Geistigen Gemüts und eines verschlossenen, inaktiven Herzens. Durch die weitgehende Inaktivität des Geistigen Gemüts hat das Physische Gemüt Aufgaben des Geistigen Gemüts übernommen. Hier noch einmal die Liste von Aspekten, die ich dem physischen Gemüt zuordne.

  • Triebe
  • Konditionierungen
  • Instinktives Verhalten
  • Motorische Abläufe
  • Automatisches Denken (Denken das ohne bewusste Entscheidung geschieht)
  • Gewohnheitsmäßiges Verhalten
  • Zwischenmenschliche Interaktions- und Reaktionsmuster
  • Im Körper gespeicherte Gefühle (Im Sinne von Bioenergetik)
  • Affekte

Dies macht sehr deutlich, dass viele Bereiche, die Psychotherapien zu verändern versuchen, im Bereich des Physischen Gemüts liegen. Ohne dass jedoch das Geistige Gemüt und das Herz wieder aktiv werden, kann der Mensch nicht im ursprünglich von Gott gedachten Sinne gesund werden. Nur die Erfahrung wahrer Liebe, im realen Kontakt zu Gott, kann die letztendliche Heilung des Menschen vollbringen.

Dies heißt nicht, dass psychotherapeutische Methoden nicht sehr hilfreich sein können. Gerade um in Kontakt mit seinen Herzen zu kommen, können sie auf dem spirituellen Weg begleitend helfen. Dies wird später im Kapitel über das Gemüt und Herz ausführlich behandelt.

Die Erkenntnis und gläubige Menschen

Viele Gläubige kämpfen tagtäglich darum, ein besserer Mensch zu werden, indem sie daran arbeiten, ihr Verhalten zu verbessern. Der Versuch jedoch, sich im Zustand der Dominanz des Physischen Gemüts, hin zu einem selbstlosen Menschen zu disziplinieren, ist, wie wenn man versucht, ein Auto durch Anschieben auf 100 km/h zu bringen.

Zuerst das Problem der physischen Dominanz in sich zu erkennen und mit diesem Bewusstsein daran zu arbeiten, das Geistige Gemüt und Herz zu erwecken, ist wie den Motor zu starten (anstatt zu schieben). Werden die geistigen Verlangen wach, sind wir von innen, aus Freude zum geistigen Leben, zu Fortschritten getrieben. Wir werden dann, von der tiefen inneren Freude und Sehnsucht, auf die 100 km/h beschleunigt.

Thomas Schuh

2.1.8 Das Erwecken des Geistigen Gemüts

2.1.8 Das Erwecken des Geistigen Gemüts

Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es eine wichtige Aufgaben ist, das Geistige Gemüt von der physischen Dominanz zu befreien. Im Zentrum des Geistigen Gemüts befindet sich das geistige Herz, der Wesenskern des Menschen. Wenn wir unseren Wesenskern entdecken und befreien möchten, müssen wir an der Verbesserung der Geist-Körper-Einheit arbeiten. Dies geschieht durch die Befreiung des Geistigen Gemüts von der physischen Dominanz.

Der Schlüssel ist das erwecken und aktivieren des Geistigen Gemüts und des Herzens. Erst daraus entspringen die geistigen Verlangen mit ausreichender emotionaler Kraft, mit welchen sich das Physische Selbst natürlicherweise vereinen kann.

Dies wird im folgenden Zitat ausgedrückt.

Thomas Schuh

When the spirit mind sprouts up in us, our body is happy to unite with it. Everything automatically begins to unite.

P. 689, par. 7 - P. 691, par. 1

Hier wird geschildert, dass durch das Erwecken des Geistigen Gemüts, Geist-Körper-Einheit auf natürliche Weise entsteht. Diese Veränderung im Menschen wird zudem als einen nötige innere Revolution bezeichnet. Dies wird anderorts auch "Revolution des Herzens" genannt.

However, when spiritual energy dwells within us and engenders the awakening of our spirit mind, our mind and body naturally unite. Unless this type of revolution occurs, unless we discover the origin that can rectify everything from the root, we have no way to find the ideal.

P. 689, par. 7 - P. 691, par. 1