In der Phase der Vertiefung können bereits kleine Erleuchtungserfahrungen auftreten. Im Zen-Buddhismus werden sie auf Japanisch Kenshō genannt. Christliche Mystiker sprechen in solchen Fällen von Erleuchtungen oder geistigen Einsichten.
Diese Erkenntnisse haben eine andere Qualität als rein intellektuelle Einsichten, die durch das Verstehen von Inhalten und Zusammenhängen entstehen.
In ihrer Klarheit übersteigen sie den Intellekt bei Weitem.
Geistige Wahrheit kann nicht allein mit dem Verstand erfasst werden. Sie wird durch geistige Erleuchtung vermittelt – so lautet das christliche Verständnis, und so entspricht es auch meiner persönlichen Erfahrung.
Solche Erleuchtungen sind ein plötzliches Gewahrwerden geistiger Wirklichkeit.
Sie geschehen häufig während der Meditation, können aber ebenso gut in alltäglichen Situationen auftreten. Solche Erfahrungen berühren uns zutiefst in unserem Wesen – manchmal bis zu Tränen oder emotionaler Überwältigung.
Beispielsweise hatte ich während meiner morgendlichen Gymnastik – für mich zugleich eine Achtsamkeitsübung – eine Kenshō-Erfahrung.
In bisher nie erlebter Klarheit wurde mir bewusst, dass ich nicht der Denker in mir bin. Ich bin etwas ganz anderes – das, was im Buddhismus als wahres Wesen bezeichnet wird. Im gewöhnlichen Bewusstsein sind wir vollständig mit unserem Denken, Fühlen und Wollen identifiziert.
Ich wusste das bereits seit 30 Jahren – aber diese Erfahrung des erweiterten Bewusstseins war in ihrer Intensität völlig neu für mich.
Über Erleuchtungen dieser Art und ähnliche Erfahrungen werde ich später noch mehr berichten.