2. Kapitel - Geist-Körper-Einheit

2. Kapitel - Geist-Körper-Einheit

Leser, denen das Göttliche Prinzip geläufig ist, sollten zuerst die Begriffsklärung von Geist und Körper lesen.

Begriffe Geist und Körper

Thomas Schuh
Autor

2.1 Aufbau und Dynamiken im Geistigen- und Physischen Gemüt

2.1 Aufbau und Dynamiken im Geistigen- und Physischen Gemüt Thomas Schuh

2.1.1 Geistiges Gemüt und Physisches Gemüt

2.1.1 Geistiges Gemüt und Physisches Gemüt

Im Göttlichen Prinzip ist das Geistige Selbst und das Physische Selbst des Menschen beschrieben. Das Geistige Selbst besteht aus dem Geistigen Gemüt und dem geistigen Körper. Das Physische Selbst besteht aus dem Physischen Gemüt und dem physischen Körper.

Im Folgenden untersuchen wir den Aufbau der geistigen und physischen Aspekte des menschlichen Gemüts genauer.

Das menschliche Gemüt

Ein Gemüt besteht grundsätzlich aus Verstand, Gefühl und Wille.

Thomas Schuh

Die grundlegenden Aspekte unseres Gemütes sind Intellekt, Emotion und Wille.

S. 187

Daher können wir davon ausgehen, dass es im Geistigen wie auch im Physischen Gemüt jeweils die Aspekte Verstand, Gefühl und Wille gibt.

Geistiges Gemüt und Physisches Gemüt

Das menschliche Gemüt setzt sich aus Geistigem und Physischem Gemüt zusammen.

 

Das menschliche Gemüt besteht aus Geistigem Gemüt und Physischem Gemüt. Das Verhältnis der beiden Gemüter entspricht dem von Sông Sang (innerem Wesen) und Hyông Sang (äußerer Gestalt).

S. 58 Abs. 4

2.1.2 Das Geistige Gemüt und das Herz

2.1.2 Das Geistige Gemüt und das Herz

Der Begriff "Geistiges Gemüt" wurde aus dem Koreanischen Wort saengshim 생심 übersetzt und bedeutet wörtlich: Lebens-Gemüt, Lebenskern, Lebensherz.

Der Ort, wo Gott im Menschen wohnt

Thomas Schuh

Das geistige Gemüt ist der Kern des Geistigen Selbst, es ist der Ort, an dem Gott wohnt.

S. 56 Abs. 2

Wie wir dem Göttlichen Prinzip entnehmen, ist das Geistige Gemüt der Kern des Geistigen Selbst, es ist der Ort, an dem Gott wohnt.

Gleichermaßen ist das Herz, der Ort, wo Gott im Menschen seinen Platz hat.

Wenn ihr (Gott) fragt: „Wo bist Du?“, wird Er antworten: „Wo soll Ich sonst sein? Ich bin im Innersten deines Herzens! Ich bin in deinem Herzen!“.

S. 1541

Der Platz im Menschen, wo wahre Liebe verankert ist

Das Geistige Gemüt ist, wie das Herz, der Aspekt im Menschen, an dem die wahre Liebe verankert ist

Without a spirit mind we would be unable to connect to the spirit world or to true love.

P. 689, par. 7 - P. 691, par. 1

At that point, you own one hundred percent of your body and mind. True love takes root in your heart so that you feel everything that God feels, and your body automatically resonates with that.

 

P. 1212, par. 1, 4, 5

Der Ort, wo der Mensch mit Gott in Beziehung treten kann

Der Platz im Menschen,an dem der Mensch und Gott miteinander in Beziehung stehen bzw. in Beziehung treten können, ist das Geistige Gemüt gleichermaßen wie das Herz.

The mind-like element of the spirit (spirit mind = Geistiges Gemüt) does not come into being without a relationship with God.

When you have prepared yourself to absorb into your body and mind 100 percent of God’s essential true love, which will live for the sake of others for tens of thousands of years, the roots of God’s love will be anchored in your heart. You will feel everything that He feels, and your body automatically will resonate with those feelings. In fact, the body is designed to be a resonator of the mind’s world based on true love. You

P. 898, par. 6

Der Bezug des Geistigen Gemüts zum Herzen

Da wir in anderen Aussagen lesen, dass das Herz der innerste Kern im Menschen ist, entsteht das folgende Modell. Im Diagramm sehen wir, dass das Herz im Zentrum des Geistigen Gemüts liegt.

Das Geistige Gemüt mit dem Herzen im Zentrum
Das Geistige Gemüt mit dem Herzen im Zentrum

2.1.3 Das Physische Gemüt

2.1.3 Das Physische Gemüt

Das Physische Gemüt ist das Denken, Fühlen und Handeln, welches in unserem Physischen Selbst angelegt ist. Dies geschieht weitgehend auf der Grundlage der Gehirnfunktionen.

Thomas Schuh

Koreanisch = yukshim 육심 (wörtl: physisches Gemüt, physisches Wesen)

Das Physische Gemüt sichert die Selbsterhaltung des physischen Körpers durch Überlebens-, Schutz- und Vermehrungsfunktionen. Der tierische Instinkt ist beispielsweise ein Aspekt des Physischen Gemüts bei Tieren.

S. 55 Abs. 3

Im weiteren Verlauf werden wir noch genauer auf das Physische Gemüt eingehen.

Es ist nicht immer leicht, zwischen Physischem und Geistigem zu unterscheiden. Vor allem in den westlichen Kulturen wird tendenziell dem Bereich des Geistes zu viel zugeordnet. In manchen Philosophien wurde der Geist mit Verstand gleichgesetzt. Das ist problematisch, da die Grenzlinie zwischen Geist und Körper verschoben wird.

Um an dieser Stelle das physische Gemüt genauer zu definieren, greifen wir hier schon einmal den Erklärungen vor und behaupten Folgendes.

Durch die weitgehende Inaktivität des Geistigen Gemüts hat das Physische Gemüt Aufgaben des Geistigen Gemüts übernommen. Diese müssen im Laufe der geistigen Entwicklung wieder bewusst vom Geist vollzogen werden.

Funktionen die wir vorwiegend dem Physischen Gemüt zuordnen

  • Instinktives Verhalten
  • Konditionierungen
  • Motorische Abläufe
  • Automatisches Denken (Denken das ohne bewusste Entscheidung geschieht)
  • Gewohnheitsmäßiges Verhalten
  • Zwischenmenschliche Interaktions- und Reaktionsmuster
  • Triebe
  • Im Körper gespeicherte Gefühle (Im Sinne von Bioenergetik)
  • Affekte

2.1.4 Geistige und physische Verlangen

2.1.4 Geistige und physische Verlangen

Physische Bedürfnisse und Verlangen

  • Nahrung, Luft, Licht

  • Bewegung, Entspannung, Erholung, Schlaf, Stimulation

  • Gesundheit, Lebensenergie

  • Wohlbefinden, angenehme Lebensumstände

  • Triebbefriedigung

Leitmotiv Wohlbefinden

Alle Verlangen des Phsyischen Gemüts streben letztendlich nach persönlicher Befriedigung und Wohlbefinden. Daher könnten wir Wohlbefinden als das Leitmotiv des Phsyischen Gemüts bezeichnen.

Geistige Bedürfnisse und Verlangen

  • Wachstum und sich selbst verbessern

  • Geistige Wahrheit

  • gute geistige Atmosphäre

  • Liebe empfangen und geben

  • etwas Wertvolles und Sinnvolles tun

  • sich für das Wohl anderer und den Fortschritt des Ganzen einsetzen

  • Verbundenheit mit Gott und Menschen

Leitmotiv Liebe

Alle Verlangen des Geistigen Gemüts streben letztendlich nach der Freude des Herzens, die durch die Erfüllung von Liebe entsteht. Daher könnten wir Liebe als das Leitmotiv des Geistigen Gemüts bezeichnen.

Thomas Schuh

2.1.5 Das Gemüt im ursprünglichen Zustand und die Grenzlinie zwischen Geist und Körper

2.1.5 Das Gemüt im ursprünglichen Zustand und die Grenzlinie zwischen Geist und Körper

Das Ursprüngliche Gemüt verstehen wir als das menschliche Gemüt im ursprünglichen von Gott geschaffenen Zustand.

Wie schon erwähnt, besteht das menschliche Gemüt aus Geistigem und Physischem Gemüt. Im Ursprünglichen Gemüt nimmt das Geistige Gemüt die Subjektposition gegenüber dem Physischen Gemüt ein. Das Geistige Gemüt ist also inneres Zentrum und das Physische Gemüt äußerer Ausdruck.

Das Ursprüngliche Gemüt bezeichnet also mehr einen Zustand und weniger einen anatomischen Aspekt.

 

Thomas Schuh
Das Ursprüngliche Gemüt in Bezug zum geistigen und physischen Gemüt
Das Ursprüngliche Gemüt in Bezug zum geistigen und physischen Gemüt
V=Verstand, G=Gefühl, W=Wille

 

Wie im Diagramm angedeutet, bilden im Ursprünglichen Gemüt das Geistige Gemüt, welches mit Gott verbunden ist, und das Physische Gemüt - als Zentrum des Körpers - eine Einheit. Das Geistige Gemüt ist der innere Aspekt (Hyung Sang) und wird zum inneren Impulsgeber des Gemüts. Das Physische Gemüt steht in der Objektposition und wird von den Impulsen des Herzens und von der Wahren Liebe Gottes gelenkt.

 

Die Grenzlinie zwischen Geist und Körper

Im Diagramm ist zudem angedeutet, dass die Grenzlinie zwischen Geist und Körper durch das menschliche Gemüt führt. Sie liegt also nicht zwischen menschlichem Gemüt und physischem Körper wie es durch die begriffliche Ungenauigkeit verstanden werden könnte.

2.1.6 Das gefallene Gemüt

2.1.6 Das gefallene Gemüt

Im Folgenden sehen wir eine Darstellung des menschlichen Gemüts, wie es beim "gefallenen" bzw. "normalen" Menschen vorkommt.

Das folgende Zitat macht deutlich, dass der Konflikt zwischen Gemüt bzw. Herz-Geist und Körper, durch den Sündenfall entstanden ist. Dies ist also nicht der ursprüngliche Zustand.

Thomas Schuh

Originally, if human beings had not fallen, our mind and body, being centered on God’s love, would not contradict each other.

P. 150, par. 4

Durch den Konflikt zwischen Herz-Geist und Körper, kann der Mensch sein Potential nicht entfalten. Dieser Konflikt muss im Laufe der spirituellen Entwicklung gelöst werden.

Because of this conflict, the ideal of the true human potential has been hidden away in a dense fog and trapped behind a high fence. We must generate a wind of truth and love that is strong enough to sweep the fog away. We must tear down the mighty fence between our mind and body that stands so high as to pierce the sky. The course of overcoming this struggle is our destiny.

P. 152, par.8 , P. 153, par. 4-7

Das folgende Diagramm zeigt den Zustand des normalen bzw. gefallenen Menschen.

Das gefallene Gemüt
Das gefallene Gemüt

Hier sehen wir, dass das Geistige Gemüt und das Herz verkümmert sind. Die geistigen Verlangen sind schwach und werden von den physischen, selbstbezogenen Verlangen dominiert. Das folgende Zitat beschreibt dies bildlich.

Due to the Fall, the mind does not have a relationship with the spirit world. It may be easier for you to understand if you think of the mind of fallen human beings as a person who has no bones in his body. The mind of a fallen person has a form like a human body (Gemüt) that has no bones (Geistiges Gemüt).

P. 689, par. 7 - P. 691, par. 1

Zudem sehen wir, dass der Einfluss der destruktiven geistigen Welt die Dominanz des Physischen Gemüts verstärkt. Oder anders ausgedrückt, dass unreife Geistwesen den Menschen in eine negative Richtung beeinflussen. Sie können damit ihre unreifen, selbstbezogenen Bedürfnisse befriedigen.

After the Fall, the human body became Satan’s dwelling place. As the apostle Paul laments in Romans 7:23-24, “I see in my members another law at war with the law of my mind, making me captive to the law of sin that dwells in my members. Wretched man that I am! Who will rescue me from this body of death?”

P. 152, par.8 , P. 153, par. 4-7

Hier beschreibt auch der Apostel Paulus seinen inneren Kampf gegen die Dominanz des Physischen Gemüts.

2.1.7 Die Dominanz des Physischen Gemüts

2.1.7 Die Dominanz des Physischen Gemüts

Es kann nicht immer klar zwischen Physischem und Geistigem getrennt werden. Vor allem in den westlichen Kulturen wird tendenziell dem Bereich des Geistes zu viel zugeordnet. In manchen Philosophien wurde sogar der Geist mit Verstand gleichgesetzt. Wenn man die Erläuterungen von Sun Myung Moon im Sinne unserer westlichen Kultur versteht, wird man lediglich die Einheit von Verstand, Willen und Körper suchen. Das muss unweigerlich in Frustration enden.

Die Erkenntnis und Chance

Um an unserer geistigen Entwicklung zu arbeiten, ist es wichtig zu erkennen, dass der Mensch mehr physisch funktioniert und der Geist eine viel geringere Rolle spielt als wir herkömmlich annehmen. Unser physisches Gehirn vollbringt tagtäglich großartige Leistungen, die kaum zu überschätzen sind.

Es mag für spirituelle Menschen unangenehm oder sogar bedrückend sein, wenn sie feststellen, dass einige Aspekte ihres Denkens, Fühlens und Wollens vom physischen Gemüt stammen. Jedoch liegt gerade in dieser Erkenntnis eine große Chance, die eine schnellere Entwicklung ermöglicht.

Die Grenze der Psychotherapie

Wie viele Menschen versuchen verzweifelt ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, machen aber nur mäßige Fortschritte? Menschen, die durch ihre Geschichte schwer belastet sind, können sich kaum von dem Schmerz und der negativen Wirkung ihrer Vergangenheit befreien. Da ich selbst 17 Jahre psychotherapeutisch tätig war und auch selbst viele Therapien für meine persönlichen Themen in Anspruch genommen habe, kann ich hier aus eigener Erfahrung sprechen. Moderne Psychotherapie leistet Großes, um Menschen aus der Krise zu helfen. Das große Potential des Menschen liegt jedoch in seinem Geist und kann nur durch Spiritualität geborgen werden.

Aus meiner Sicht ist die Situation, die wir im Menschen vorfinden, das Resultat eines unterentwickelten Geistigen Gemüts und eines verschlossenen, inaktiven Herzens. Durch die weitgehende Inaktivität des Geistigen Gemüts hat das Physische Gemüt Aufgaben des Geistigen Gemüts übernommen. Hier noch einmal die Liste von Aspekten, die ich dem physischen Gemüt zuordne.

  • Triebe
  • Konditionierungen
  • Instinktives Verhalten
  • Motorische Abläufe
  • Automatisches Denken (Denken das ohne bewusste Entscheidung geschieht)
  • Gewohnheitsmäßiges Verhalten
  • Zwischenmenschliche Interaktions- und Reaktionsmuster
  • Im Körper gespeicherte Gefühle (Im Sinne von Bioenergetik)
  • Affekte

Dies macht sehr deutlich, dass viele Bereiche, die Psychotherapien zu verändern versuchen, im Bereich des Physischen Gemüts liegen. Ohne dass jedoch das Geistige Gemüt und das Herz wieder aktiv werden, kann der Mensch nicht im ursprünglich von Gott gedachten Sinne gesund werden. Nur die Erfahrung wahrer Liebe, im realen Kontakt zu Gott, kann die letztendliche Heilung des Menschen vollbringen.

Dies heißt nicht, dass psychotherapeutische Methoden nicht sehr hilfreich sein können. Gerade um in Kontakt mit seinen Herzen zu kommen, können sie auf dem spirituellen Weg begleitend helfen. Dies wird später im Kapitel über das Gemüt und Herz ausführlich behandelt.

Die Erkenntnis und gläubige Menschen

Viele Gläubige kämpfen tagtäglich darum, ein besserer Mensch zu werden, indem sie daran arbeiten, ihr Verhalten zu verbessern. Der Versuch jedoch, sich im Zustand der Dominanz des Physischen Gemüts, hin zu einem selbstlosen Menschen zu disziplinieren, ist, wie wenn man versucht, ein Auto durch Anschieben auf 100 km/h zu bringen.

Zuerst das Problem der physischen Dominanz in sich zu erkennen und mit diesem Bewusstsein daran zu arbeiten, das Geistige Gemüt und Herz zu erwecken, ist wie den Motor zu starten (anstatt zu schieben). Werden die geistigen Verlangen wach, sind wir von innen, aus Freude zum geistigen Leben, zu Fortschritten getrieben. Wir werden dann, von der tiefen inneren Freude und Sehnsucht, auf die 100 km/h beschleunigt.

Thomas Schuh

2.1.8 Das Erwecken des Geistigen Gemüts

2.1.8 Das Erwecken des Geistigen Gemüts

Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es eine wichtige Aufgaben ist, das Geistige Gemüt von der physischen Dominanz zu befreien. Im Zentrum des Geistigen Gemüts befindet sich das geistige Herz, der Wesenskern des Menschen. Wenn wir unseren Wesenskern entdecken und befreien möchten, müssen wir an der Verbesserung der Geist-Körper-Einheit arbeiten. Dies geschieht durch die Befreiung des Geistigen Gemüts von der physischen Dominanz.

Der Schlüssel ist das erwecken und aktivieren des Geistigen Gemüts und des Herzens. Erst daraus entspringen die geistigen Verlangen mit ausreichender emotionaler Kraft, mit welchen sich das Physische Selbst natürlicherweise vereinen kann.

Dies wird im folgenden Zitat ausgedrückt.

Thomas Schuh

When the spirit mind sprouts up in us, our body is happy to unite with it. Everything automatically begins to unite.

P. 689, par. 7 - P. 691, par. 1

Hier wird geschildert, dass durch das Erwecken des Geistigen Gemüts, Geist-Körper-Einheit auf natürliche Weise entsteht. Diese Veränderung im Menschen wird zudem als einen nötige innere Revolution bezeichnet. Dies wird anderorts auch "Revolution des Herzens" genannt.

However, when spiritual energy dwells within us and engenders the awakening of our spirit mind, our mind and body naturally unite. Unless this type of revolution occurs, unless we discover the origin that can rectify everything from the root, we have no way to find the ideal.

P. 689, par. 7 - P. 691, par. 1

2.2 Phänomene in der Praxis

2.2 Phänomene in der Praxis

Wir haben uns nun mit den Modellen über das Geistige- und das Physische Gemüt und die Daynamiken beschäftigt. Im Folgenden wollen wir unsere Perspektive auf die tatsächlich im Menschen zu beobachtenden Phänomene lenken.

Thomas Schuh

2.2.1 Automatisches Denken kommt nicht vom menschlichen Geist

2.2.1 Automatisches Denken kommt nicht vom menschlichen Geist

Im Kapitel über das "gefallene Gemüt" wurde deutlich, dass das Physische Gemüt gegenüber dem Geistigen Gemüt zu dominant ist. Wie können wir dies praktisch verstehen?

Herkömmlicherweise ordnet man das Denken ausschließlich dem Geist zu. Dies ist jedoch nach meiner Einschätzung nicht immer der Fall. Auch das physische Gemüt kann Denkleistungen vollbringen, ähnlich wie bei hochentwickelten Tieren. Darüber hinaus ist das menschliche Gehirn höher entwickelt als bei allen Tieren und kann schon von daher höhere Denkleistungen vollbringen. Zudem hat der Mensch einen Geist. Durch das Denken des Geistes, lernt das Gehirn auch komplexe Denkvorgänge zu vollziehen. Im Gehirn werden durch wiederholtes Denken Strukturen mittels Synapsen geschaffen. Daher kann das menschliche Gehirn auch ohne Initiierung durch den Geist relativ komplexe Denkvorgänge vollziehen.

Erfahrungen bei der Meditation

Wenn Menschen zu meditieren beginnen, bemerken sie, dass der Verstand denkt, ohne dass sie es bewusst initiiert haben. Es laufen automatische Gedankenketten ab, die nicht gestoppt werden können. Oft sind die Menschen anfangs darüber schockiert, dass der Verstand so außerhalb ihrer Kontrolle funktioniert. Erst durch langes geistiges Training kommen wir in die Lage, zur Stille zu finden.

Automatisches Denken im Alltagsbewusstsein

Der Zustand unseres Alltagsbewusstseins, in dem wir nicht achtsam sind, ist aus meiner Sicht eine Trance. In dieser Alltagstrance ist ein Großteil unserer Aufmerksamkeit in unseren halbautomatischen Gedanken und Bilderwelt gebunden. Nur ein kleiner Teil ist in Kontakt mit der physischen und geistigen Wirklichkeit, in der wir uns in diesem Moment befinden. Dies wird im Kapitel über Bewusstseinszustände detailliert erklärt.

Durch die Übung der Achtsamkeit wird uns folgendes Phänomen bewusst. Wir hören z.B. ein Wort im Radio oder sehen ein Bild am Straßenrand, daraufhin wird eine Gedankenschleife oder ein Gedankenzug in Gang gesetzt. Wenn wir nicht achtsam sind, folgen wir in der Regel diesen Schleifen, oder springen bildlich auf den Gedankenzug auf. Hier ist keine bewusste Entscheidung getroffen worden, dass wir über das Thema nachdenken wollen. Der Verstand ist außerhalb der Kontrolle des Bewusstseins und somit außerhalb der Kontrolle unseres Geistes.

Die Folge dieses Zustandes

Wir wissen, dass unsere Gedanken unsere Gefühle und unsere Geisteshaltung beeinflussen. Daher ist es fatal, wenn dies außerhalb der Kontrolle unseres Geistes geschieht. Der Verstand und vor allem das automatische Denken können nur Wissen und Erfahrungen aus der Vergangenheit aufgreifen.

Wenn wir also unbewusst diesen Gedankenschleifen folgen, wiederholen wir die Vergangenheit. Ein bewusstes unvoreingenommenes Erleben, oder offenes Handeln aus dem Herzen ist in diesem Zustand nicht möglich.

Thomas Schuh

2.2.2 Interaktions- und Reaktionsmuster können nicht lieben

2.2.2 Interaktions- und Reaktionsmuster können nicht lieben

Nicht nur das automatische Denken ist ohne die Initiierung durch unseren Geist möglich. Auch die zwischenmenschlichen Reaktionen, die mittels unbewusster Interaktions- und Reaktionsmuster gesteuert werden, können ohne Zutun des Geistes ablaufen.

Wenn wir uns in der Alltagstrance befinden, können zwischenmenschliche Erlebnisse leicht alte Erfahrungen in uns antriggern. Unsere unbewussten Muster, die in unseren Lebenserfahrungen, vorwiegend in den ersten Lebensjahren, geprägt wurden, werden aktiv. Besonders deutlich wird dies bei negativen Erfahrungen. In Bruchteilen von Sekunden werden die alten Interpretationen, Projektionen wach und lösen negative Gefühle und dementsprechende Reaktionen aus. Im Extremfall können andere Menschen dadurch verletzt und Beziehungen gänzlich zerstört werden.

Auch wenn die Muster in positiven Erfahrung geprägt wurden und positive Reaktionen hervorrufen, fehlt das entscheidende Element: die Liebe. Das Physische Gemüt kann nicht lieben.

Thomas Schuh

Without a spirit mind we would be unable to connect to the spirit world or to true love.

P. 689, par. 7 - P. 691, par. 1

Das Herz, von dem die Impulse der Liebe ausgehen, ist ein spiritueller Aspekt mit Sitz im Zentrum des Geistigen Gemüts.

Das Physische Gemüt kann zwar instinktiv nach dem Muster der Liebe handeln, jedoch hat es keinen Zugang zu der kosmischen Kraft der wahren Liebe. 

Beispielsweise kümmern sich viele Tiermütter unter Einsatz ihres Lebens um ihre Jungen. Genauso existiert im Physischen Gemüt ein Programm, das Eltern instinktiv nach dem Modell der wahren Liebe handeln lässt. Dieses instinktive Verhalten kann auch ohne das aktive geistige oder spirituelle Herz ausgeführt werden.

Beziehungen sollten nicht unbewusst aus Mustern gelebt werden

Beziehungen sind das Wertvollste im menschlichen Leben und laut dem Göttlichen Prinzip besteht der Schöpfungszweck darin, Freude durch das Geben und Empfangen von Liebe zu verwirklichen. Daher sollten Beziehungen aus dem Herzen heraus, mit wahrer Liebe gestaltet werden.

Da bei den meisten Menschen das Geistige Gemüt und das Herz inaktiv sind, übernimmt das Physische Gemüt durch Interaktions- und Reaktionsmuster die Abläufe in zwischenmenschlichen Beziehungen. Dies entspricht aus meiner Sicht nicht dem Modell wie Gott uns geplant hat. Anders ausgedrückt ist dies eine Fehlfunktion, die korrigiert werden sollte.

Es ist daher nötig, dass der Mensch aus der Alltagstrance erwacht und achtsam wird. Zudem müssen das Geistige Gemüt und das Herz wieder aktiv werden, damit der Mensch aus dem Herzen heraus leben kann. Es muss sozusagen zuerst der geistige Zustand verändert werden und die physische Steuerung unserer Interaktion wieder in eine bewusste geistige Steuerung überführt werden.

Mit geistiger Steuerung meine ich nicht die Selbstkontrolle durch Verstand und Willen, sondern die Steuerung des innersten Kern des Menschen und dem Zentrum des Geistes, dem Herzen. Um dies zu erlangen, muss zuerst das Geistige Gemüt erweckt werden, damit die Verlangen des Geistigen Gemüts wieder fühlbar werden. Zudem braucht es ein Öffnen und Reaktivieren des Herzens.

2.3 Die Betrachtung einiger Herangehensweisen

2.3 Die Betrachtung einiger Herangehensweisen

Bevor wir auf die uns mit dem Veränderungsprozess im Detail auseinandersetzen, möchte ich in diesem Kapitel einige vorwiegend aus den christlichen Kontext bekannte Methoden und Phänomene aufgreifen und mit den vertieften Verständnis der erklärten Modellen betrachten.

Vielfach werden in der Praxis Methoden und Herangehensweise übernommen, ohne die inneren Prozesse zu verstehen. Das führt zum einen dazu, dass diese Methoden ungezielt oder mit unrealistischen Erwartungen eingesetzt werden und die erwünschte Wirkung ausbleibt. Zum anderen werden Methoden aus mangelnden Verständnis über ihre Bedeutung vernachlässigt. 

Thomas Schuh

2.3.1 Selbstdisziplin und Geist-Körper-Einheit

2.3.1 Selbstdisziplin und Geist-Körper-Einheit

Selbstdisziplin könnte man als die Einheit von Verstand, Willen und Körper bezeichnen. Wenn Motivation dabei ist, ist das Gefühl auch mit enthalten.

Wir haben auf der Seite "Begriffe Geist und Körper" besprochen, dass das Gemüt des gefallenen Menschen keinen geistigen Anteil beinhaltet bzw. dass das Geistige Gemüt nicht zum Tragen kommt. Daher kann die Selbstdisziplin eines gefallenen Menschen noch keine Geist-Körper-Einheit sein.

Das Konzept von Selbstdisziplin sagt nichts darüber aus, ob der Geist und das Herz dahinter steht.

Bei Selbstdisziplin kann Folgendes der Fall sein:

  • Herz und Gefühl können vollkommen ausgeschlossen sein
  • Sie kann für gute und destruktive Zwecke eingesetzt werden
  • Sie ist auch ohne Spiritualität möglich
  • Sie ist noch kein spirituell höherer Zustand und führt nicht zwangsläufig dort hin

Beim vollkommenen Menschen ist das Gemüt im Zustand des Ursprünglichen Gemüts. Dort ist das Geistige Gemüt in der Subjektpostion gegenüber dem Physischen Gemüt. Hier ist die Einheit von Gemüt und Körper gleichzeitig auch die Einheit von Geist und Körper. Zweifellos können wir sagen, dass ein Mensch mit Geist-Körper-Einheit Selbstdisziplin besitzt.

 

Thomas Schuh

Selbstdisziplin als Methode

Um Veränderungen zu erzielen, ist fast immer Selbstdisziplin nötig. Somit dient die Selbstdisziplin als wichtige zu erlernende Fähigkeit, die man sich am Besten schon im Jugendalter aneignet.

Selbstdisziplin als Vorstufe

Steht ein vom Herzen motivierter Beweggrund hinter den verfolgten Zielen, dann könnte man diese Form der Selbstdisziplin als Vorstufe der Geist-Körper-Einheit ansehen.

Ohne ein erwecktes Geistiges Gemüt, ein aktives Herz und eine reale Beziehung zu Gott - sprich, ohne wahre Liebe ist wirkliche Geist-Körper-Einheit jedoch nicht möglich.

Der Ursprung der wahren Einheit, in der Gemüt und Körper nicht in Konflikt sind, beginnt mit dem Erben und Erleben von Gottes wahrer Liebe.

S. 2479 Abs. 3

Die Gefahr

Wenn wir Geist-Körper-Einheit als Selbstdisziplin verstehen, besteht die Gefahr, dass zu wenig Augenmerk auf Spiritualität gelegt wird. Bleiben Menschen auf dieser Stufe stehen, kehrt kurz oder lang Frustration ein. Erst wenn wir uns für die Wahre Liebe öffnen, indem wir unsere Spiritualität entwickeln, erleben wir auch die spirituelle Kraft und Freude. Dies kann auch das höchste Maß an Selbstbeherrschung nicht ersetzen.

 

2.3.2 Die Bedeutung der Askese

2.3.2 Die Bedeutung der Askese

Um die Dominanz des Physischen Gemüts zu schwächen und das Geistige Gemüt zu stärken, wird von den meisten Religionen Askese praktiziert.

Den Begriff Askese könnte man wie folgt definieren:

Freiwillige Enthaltsamkeit und Selbstkontrolle mit dem Ziel eines geistigen Fortschritts. Hierzu wird auf Bequemlichkeiten und Bedürfnisse des Körpers verzichtet wie z.B. durch Fasten, früh aufstehen und sexuelle Enthaltsamkeit.

Sun Myung Moon spricht viel über dieses Thema und stellt aber auch den Zweck und die Grenze dar.

Thomas Schuh

if you intentionally increase the force of your conscience beyond the force of your body, your body will follow it. If you cannot, you had better decrease your body’s force through fasting and asceticism.

P. 1519, par. 5

Hier wird deutlich, dass das eigentliche Ziel ist, die Kraft des Gewissens (1) bzw. des Geistes zu stärken. Weiter heißt es, wenn wir dies nicht schaffen, ist es besser die Dominanz des Physischen Gemüts zu schwächen.

Es ist also der Plan B, wenn wir Plan A, den Geist zu stärken und das Geistige Gemüt zu erwecken, nicht schaffen. Oder es ist eine Phase, in der Askese im Vordergrund steht, worauf dann die Phase folgt, in der das Stärken des Geistes im Vordergrund steht.

Then how can they be brought into unity? There are two ways of doing so. First, find the fundamental truth, achieve an attitude of absoluteness with a strong faith and an unchanging mind, and thus weaken the body. In short, practice asceticism.

933/3579

Auch hier wird von 2 Wegen gesprochen, wobei den Geist zu stärken der primäre Weg ist.

After a man and a woman have fulfilled their goal and completely achieved the standard of morality, they can become one. This is why in the Last Days the era of the power achieved through asceticism will come to an end...

933/3579

In diesem Zitat wird angekündigt, dass die Zeit, in der Askese eine Rolle spielt, zu Ende geht.

Der Anspruch eines moralischen Standards ist jedoch für das geistige Leben essenziell und bleibt bestehen. Ein Mensch mit einem liebenden Herzen kann seinen Partner nicht verletzen und ihn betrügen oder ihn verlassen. Ein reifer Mensch braucht dafür keine Regel, da sein Herz ihn nicht destruktiv handeln lässt.

Is there anyone who likes to practice asceticism? Is there anyone in this world who enjoys carrying out ascetic practices? Out of the thousands and tens of thousands of practitioners, not one of them enjoys it. If there are millions of Buddhists, would there be even one among them who enjoys practicing asceticism? The answer is no.

This being the case, can the ideal possibly be realized by forcing people to perform an ascetic practice? This would be self-defeating. Since it is impossible to achieve the ideal by practicing asceticism even by force, the notion that you can reach perfection when being forced into it is absurd.

933/3579

Askese führt nicht zur Vollkommenheit. Es ist lediglich eine Methode, um die Dominanz des Physischen Gemüts zu reduzieren, wenn das geistige Fundament zu schwach ist.

I discovered that there is only one way to resolve the conflict between mind and body, and that is the way of true love.

P. 278, par. 5

Geist-Körper-Einheit ist nur möglich, wenn wir zur wahren Liebe finden und sie praktizieren.

Meine Schlussfolgerung über Askese

Zum einen ist Sexualmoral und Treue eine Sache des Herzens und muss von Praktiken wie Fasten differenziert werden. Sexualmoral ist also etwas, was wir als reife Menschen ohne Zwang und Regel einhalten, da es mit dem ursprünglichen menschlichen Wesen stimmig ist. Die wird sich in Ewigkeit nicht ändern.

Betrachten wir Methoden wie Fasten, die dazu dienen, das physische Gemüt zu schwächen. Diese Methoden sind höchstens zeitbegrenzt nötig, um eine Grundlage für das Erwecken des Geistigen Gemüts zu legen und um dem Geistigen Gemüt ein Chance zu geben, zum Vorschein zu treten. Das Ziel und der Hauptfokus sollte das Stärken des Geistes und das Erwecken des Geistigen Gemüts sein.

In unserem Geist-Körper-Einheit-Programm legen wir den Fokus auf das Erwecken des Geistigen Gemüts. Dies erfordert ohnehin eine große Selbstdisziplin, regelmäßig Studium, Meditation, Gebet und liebevolle Achtsamkeit zu praktizieren. Dabei liegt unser Fokus darin, eine Geisteshaltung der Wahren Liebe zu entwickeln und mit dem offenen Herzen reale Liebe zu erfahren und zu geben. Letztendlich zielt die ganze innere Arbeit darauf hin, ein aktives spirituelles Leben zu praktizieren und in den Flow der Wahren Liebe zu kommen.

 

 

1* Der Begriff Gewissen wie ihn Sun Myung Moon verwendet, entspricht nicht dem psychologischen Verständnis. Den ursprünglichen koreanischen Begriff yangshim 양심 würde man wörtlich als  "gutes Herz" oder "gutes Gemüt" übersetzen. Es ist vereinfacht ausgedrückt, der äußere Impulsgeber des geistigen Verlangens nach dem Guten.

2.3.3 Der Stellenwert von Wissen

2.3.3 Der Stellenwert von Wissen

Ohne geistiges Wissen, kann keine geistige Entwicklung stattfinden.

Zuerst ein einfaches psychologisches Beispiel. Nehmen wir an, wir würden die Namen unserer Gefühle nicht kennen. Im täglichen Leben erleben wir vielleicht 20 verschiedene Arten von Unwohlsein. Wenn wir diese nicht benennen können, dann können wir diese Empfindungen nicht zuordnen und nicht strukturieren. Es bleibt ein nebulöses Gebilde von vielen facettenreichen Empfindungen.

Viel schwieriger ist es, die komplexen geistigen Zusammenhänge nur anhand eigener Erfahrung zu erkennen. Das Wissen über innere und geistige Zusammenhänge gibt uns eine Struktur, durch die wir unsere Erfahrungen einordnen können. Wir haben einen Anhaltspunkt und können entsprechende Entscheidungen treffen. Anhand der Erfahrungen lernen wir wieder, unsere Entscheidungen zu reflektieren und gelangen zur Erkenntnis.

Thomas Schuh

Für den gefallenen Menschen bedeutet Wissen das Licht des Lebens, das ihm Kraft für einen Neubeginn gibt, während Unwissenheit für ihn der Schatten des Todes und der Rand des Abgrunds ist.

S. 11 Abs. 2

Aus Unwissenheit können keine wahren Gefühle erwachsen, und bei fehlendem Wissen und mangelnder Emotion kann ein Wille zum Handeln nicht entstehen.

S. 11 Abs. 2

Studium innerer Wahrheit und geistiger Schriften

Das Wissen über geistige Zusammenhänge ist der Beginn der geistigen Entwicklung. Jeder Beruf beginnt mit einer Ausbildung, alle Religionen haben ihre Schriften und studieren sie.

Erwecken des Geistigen Gemüts durch das Prinzip der Resonanz

Um das Geistige Gemüt zu erwecken, ist das Studium geistiger Schriften äußerst wichtig. Menschen, die ein Erwachen ihres Geistigen Gemüts erlebt haben, wissen, dass das Geistige Gemüt große Freude über geistige Wahrheit empfindet. Durch das Studium bringen wir etwas in unserem Geistigen Gemüt zum Schwingen. Durch das Prinzip der Resonanz wird das Geistige Gemüt angeregt und aktiviert.

2.3.4 Christliche Neugeburt und das Erwachen des Geistigen Gemüts

2.3.4 Christliche Neugeburt und das Erwachen des Geistigen Gemüts

Das Erlebnis der christlichen Neugeburt

Menschen, die zum Christentum bekehrt werden, erleben oft eine sogenannte Neugeburt. Bei diesem Phänomen erfahren die Betroffenen ein geistiges Sich-Öffnen. Sie fühlen intensive Gefühle, erleben große Freude beim Studium spiritueller Wahrheit und spüren eine tiefe Verbundenheit in der Gemeinschaft.

Das Erwachen des geistigen Gemüts

Dies könnte rein psychologisch durch das zwischenmenschliche Sich-Öffnen erklärt werden, wodurch eine Bindung zu der christlichen Gemeinschaft entsteht. Das Erlebnis geht jedoch über dieses Bindungsphänomen hinaus. Es öffnet sich auch die geistige Empfindsamkeit. Es kommt zu einer Aktivierung von spirituellen Bedürfnissen und Empfindungen. Anders ausgedrückt, erwacht und öffnet sich das Geistige Gemüt.

Die Freude an der Wahrheit zeigt, dass ein spirituelles Bedürfnis befriedigt wird, das vorher meist gar nicht bewusst war. Das Bedürfnis nach spiritueller Wahrheit ist ein Bedürfnis des Geistigen Gemüts. Die Menschen spüren zudem die geistige Atmosphäre in der Gemeinschaft. Das geht über das zwischenmenschliche Sich-Öffnen hinaus und ist durch das Erwachen des Geistigen Gemüts möglich. Die geistige Empfindsamkeit ist in diesem Zustand erhöht. Außerdem entsteht der Wunsch, andere Menschen zu lieben und sich für einen höheren Zweck einzusetzen. Zusätzlich werden auch tatsächlich geistige Ressourcen frei. Menschen kommen aus den inneren Impulsen des Herzens in die Lage, echte Nächstenliebe zu leben.

Faszinationsphase und Reifezustand

In der Psychologie werden im Verlauf zwischenmenschlicher Beziehungen verschiedene Phasen beobachtet und beschrieben.

Am Beispiel einer Paarbeziehung kennen wir die erste Phase, die Faszinationsphase oder im Volksmund Verliebtheitsphase genannt. Wir alle wissen, dass diese Phase nicht anhält, sondern in eine Ernüchterungsphase mündet. Über einen langen Prozess der Beziehungsreifung gelangen Paare zu einem Reifungszustand oder zu einer reifen Liebe. Die Faszinationsphase ist wie ein Vorgeschmack dafür, wie sich eine reife Liebe anfühlt. Die reife Liebe erfordert jedoch das erfolgreiche Durchlaufen eines langen Prozesses. Die reife Liebe wird von Betroffenen im Vergleich zur Faszinationsphase als tiefer, vertrauter und schöner beschrieben. Man ist mehr auf dem Boden und in sich zentriert, empfindet gleichzeitig tiefe Liebe für den anderen. Auf dem Weg zum Reifezustand sind wiederkehrende Faszinationsphasen möglich, die immer mehr dem Reifezustand nahe kommen.

Während man die Gefühle in der Faszinationsphase ohne eigenes Zutun praktisch geschenkt bekommt, ist für den Reifezustand ein erfolgreiches Durchschreiten aller Phasen nötig.

Faszinationsphase und Reifezustand im spirituellen Leben

Auch die christliche Neugeburt ist eine Art Faszinationsphase, die jedoch ein Sich-Öffnen für die Spiritualität miteinschließt. Auch diese Phase geht zwangsläufig vorüber. Mit der Ernüchterungsphase beginnt ebenso ein langer Prozess, der zur spirituellen Reifung führen soll.

Viele Menschen können diesen Prozess jedoch nicht erfolgreich durchschreiten und erleben keine weiteren Faszinationsphasen mehr. Hier wird es nötig, gezielt an der spirituellen Reifung und der Wiedererweckung des Geistigen Gemüts zu arbeiten. Hierdurch können die Voraussetzungen geschaffen werden, dass sich das Geistige Gemüt wieder öffnet und wach wird. Damit werden die spirituellen Bedürfnisse und Ressourcen wieder aktiv.

Theologisch gesehen geht die Neugeburt noch weit über diese Darlegung hinaus. Wir belassen es jedoch an dieser Stelle mit der erfahrungsorientierten Betrachtung.

Thomas Schuh

2.4 Der Beginn einer teifgreifenden Veränderung

2.4 Der Beginn einer teifgreifenden Veränderung Thomas Schuh

2.4.1 Bewusstseinszustände

2.4.1 Bewusstseinszustände

Zwei Richtungen der Bewusstseinszustände

Wir können grundsätzlich 2 Richtungen unterscheiden, in die wir unseren Bewusstseinszustand verändern können.

  1. Die Trance
  2. Das Hier und Jetzt Bewusstsein

 

Thomas Schuh
Das Alltagsbewusstsein liegt zwischen Trance und Hier-und-Jetzt-Bewusstsein
Das Alltagsbewusstsein liegt zwischen Trance und Hier-und-Jetzt-Bewusstsein

Das Hier und Jetzt Bewusstsein

Unter Hier und Jetzt Bewusstsein verstehen wir einen Zustand, in dem unsere volle Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt ist. Wir sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken die reale Umgebung. Dies schließt auch unsere inneren Empfindungen und auch eventuelle spirituelle Wahrnehmungen mit ein.

Die Trance

Unter Trance verstehe ich einen Zustand in dem wir defokussiert sind und unsere innere, oft bildliche Wahrnehmung in Erscheinung tritt. Hier schwindet die Grenze zum Unterbewusstsein und wir erhalten Zugang zu den Tiefen unseres Gemüts. Hier sind wir für unsere Intuition und auch für Suggestionen empfänglicher.

Das Alltagsbewusstsein

Unser Alltagsbewusstsein ist ein Zustand, der irgendwo dazwischen liegt. Hier nehmen wir zum Teil die Wirklichkeit wahr und gleichzeitig ist ein großer Teil unserer Aufmerksamkeit mit unserer inneren Gedanken- und Bilderwelt beschäftigt. Jedoch ist uns dieser Zustand einer teilweisen Trance nicht bewusst.

Bewusste Veränderung unseres Bewusstseinszustandes

Wenn wir damit beginnen, unseren Bewusstseinszustand bewusst zu verändern, werden wir uns zuerst unseres derzeitigen Zustands bewusst. Das ist der große Unterschied zum Alltagsbewusstsein, in dem wir uns unseres derzeitigen Zustands unbewusst sind.

Daher hilft jede Richtung der bewussten Veränderungen, uns und unsere Zustände besser kennen zu lernen. Zudem bekommen wir mehr Kontrolle über unseren Zustand.

2.4.2 Das Unterbewusstsein und das Physische Gemüt

2.4.2 Das Unterbewusstsein und das Physische Gemüt

Das Unterbewusstsein ist wie das Betriebssystem unseres Gemüts. Es speichert all unsere Erfahrungen auf unseren Festplatten.

Die Festplatten sind zum einen das Gehirn, aber auch die Muskulatur und die Zellen des Körpers. Aus der Bioenergetik wissen wir, dass Erfahrung in Muskeln gespeichert sind und diese Energie mit all den Erinnerungen durch körpertherapeutische Techniken wieder freigelegt und bewusst gemacht werden kann.

Im Unterbewussten ist auch eine Grundaustattung an Funktionen unseres Gemüts angelegt. Diese beinhaltet Selbstheilungsmechanismen, wie z.B. die Verarbeitungsfähigkeit in Träumen.

Diesen Bereich des Unterbewusstseins ordne ich primär dem Physischen Gemüt zu.

Das Unterbewusstsein und die Geistige Welt

Das Unterbewusstsein steht auch in Verbindung mit der Geistigen Welt. Durch Träume kann die Geistige Welt Botschaften vermitteln. Die Qualität dieser Träume unterscheidet sich von den im physischen Gemüt angelegten Verarbeitungsträumen. Sie werden klarer und realer als herkömmliche Träume erlebt.

Grenze zwischen Geist und Körper im Unterbewusstsein

Wo exakt die Grenze zwischen Geistigem und Physischem Gemüt im Unterbewusstsein liegt können wir noch nicht abschließend feststellen. Es ist jedoch sehr deutlich, dass unverarbeitete negative Erfahrungen in unserem physischen Körper gespeichert sind und somit zum physischen Gemüt gehören. Konditionierung und viele Ängste sind auf diese Weise im Physischen manifestiert.

Es ist anzunehmen, dass Verletzungen eines Menschen nicht nur das Physische Gemüt betreffen, sondern auch das Geistige Gemüt Schaden erleidet. Jedoch kann das Geistige Gemüt sich schnell regenerieren, da es mit Gott in Verbindung steht.

Thomas Schuh

The part that is like the mind of the spirit is immersed in the spirit world. It always maintains a relationship with God.

P. 689, par. 7 - P. 691, par. 1

Bei einem Menschen mit vielen schlechten Erfahrungen liegt, bildlich gesprochen, das Physische Gemüt wie ein schwerer, nasser Sack auf dem Geistigen Gemüt. Das Geistige Gemüt muss sich von diesem erst befreien, um wachsen zu können.

 

2.4.3 Die Situation im Alltagsbewusstsein

2.4.3 Die Situation im Alltagsbewusstsein

Wie schon erwähnt ist unser Alltagsbewusstsein ein Zustand, der zwischen dem Hier-und-Jetzt-Bewusstsein und einer Trance liegt. Ein großer Teil unserer Aufmerksamkeit ist in unserer inneren Gedanken- und Bilderwelt gebunden. Zudem sind wir uns dessen nicht bewusst. In diesem Zustand gehen wir durch den Tag und erledigen unsere Aufgaben.

Die innere Gedanken- und Bilderwelt

In unserer inneren Gedanken- und Bilderwelt können wir die gespeicherten Erfahrungen und unser Wissen aufrufen und mit der gegenwärtigen Erfahrung vergleichen. Zudem sind wir in der Lage, neue Bilder und Filme zu konstruieren. All diese Dinge finden in diesem subjektiven inneren Raum statt.

Die Wirklichkeit ist jedoch im Hier und Jetzt. Zum einen in der physischen Umgebung und in unserem realen Körper. Aber auch in der realen geistigen Umgebung.

Die Alltagstrance

Wenn wir tagträumen, ziehen wir unsere Aufmerksamkeit vollkommen von der Wirklichkeit ab. Wir unterhalten ein Geben und Empfangen mit unseren gespeicherten Erfahrungen und unseren Phantasien. Erwachen wir wieder ein Stück aus dem Tagtraum, dann nehmen wir wieder unseren Körper und unsere Umgebung wahr. Wir sind wieder da und wach. Jedoch liegt dieser Wachzustand zwischen 20% und 50%. Würden wir unsere Aufmerksamkeit 100% der Wirklichkeit im Hier und Jetzt schenken, wären wir erst dann richtig wach.

Trance bedeutet, dass die Grenze zwischen Wach- und Unterbewusstsein schwindet. Wenn wir uns der Trance nicht bewusst sind, dann können wir zwischen Wirklichkeit und den gespeicherten Informationen der Vergangenheit nicht unterscheiden. Die Wirklichkeit verschwimmt mit unseren Interpretationen, unserer Vergangenheit und unseren Phantasien zu einem undifferenzierbaren Brei.

Der Versuch zu Erwachen

In manchen Momenten in unserem Leben werden wir richtig wach. Beispielsweise in dem Moment, in dem wir um Haaresbreite einem tödlichen Unfall ausgewichen sind, oder in dem Moment, in dem wir vom 10-Meterbrett springen, oder auch in einem entspannten Moment im Urlaub, in dem uns der Anblick eines Sonnenuntergangs überwältigt und zu Tränen rührt.

Diese wachen Momente sind mehr oder weniger zufällig, ohne unsere eigene geistige Kraft entstanden. Versuchen wir hingegen, in der Meditation ohne äußere Hilfe wach zu sein, dann merken wir, dass uns die geistige Kraft dazu fehlt. Wir können ohne langes Training die innere Gedanken- und Bilderwelt nicht einfach loslassen und in das Hier und Jetzt gehen.

Das primäre Problem ist nicht, dass wir denken oder visualisieren. Das Problem ist, dass wir zum einen uns dessen nicht bewusst sind und zum anderen, wir es nicht stoppen können.

Betrachten wir die Folgen von diesem Zustand

Im folgenden Diagramm sehen wir das Wachbewusstsein und das Unterbewusstsein mit einer Grenzlinie. In der Mitte liegt das Herz, das Zentrum des Geistigen Gemüts. Die Punkte im unterbewussten Bereich deuten unsere gespeicherten positiven (Ringe) und negativen (schwarze Punkte) Erfahrungen an. Das entspricht weitgehend unserem physischen Gemüt.

 

Thomas Schuh
Das Alltagsbewusstsein
Das Alltagsbewusstsein

Wenn wir im Alltagsbewusstsein etwas erleben, trifft dies auf unsere gespeicherten Erfahrungen und Konditionierungen im Physischen Gemüt im Unterbewussten. In Bruchteilen von Sekunden interpretieren wir das Erlebnis im Vergleich mit unserer Vergangenheit. Dies können wir nicht abstellen, da es außerhalb unseres Bewusstseins stattfindet. Wir nehmen die Welt sozusagen durch die Brille unserer Vergangenheit wahr.

Das Herz und das Geistige Gemüt werden unter normalen Umständen nicht erreicht.

Je tiefer wir uns in der Alltagstrance befinden, desto mehr Resonanz entsteht mit unserer Vergangenheit. Und desto weniger offen sind wir für die Resonanz in unserem Geistigen Gemüt und Herzen.

Das Antriggern negativer Erfahrungen

Wenn wir negative Erfahrungen in uns tragen, die wir nicht verarbeitet haben, dann passiert Folgendes: Erleben wir etwas Ähnliches wie damals, dann wird die alte Erfahrung angetriggert. Es genügen oft schon Bruchstücke, die uns an die alte Erfahrung erinnern und einen Wiedererkennungseffekt erzeugen. Das Unbewusste ist hier sehr ungenau.

Ist eine negative Erfahrung angetriggert, dann werden die gespeicherten Gefühle aktiv. Zudem sind die Interpretationen, Schlussfolgerungen und Glaubenssätze präsent. Wir projizieren unbemerkt die alten Bilder in die Wirklichkeit. In der Regel sind wir uns dieser Vorgänge nicht bewusst und reagieren mehr auf das Konstrukt in uns, als auf die Wirklichkeit.

Je mehr wir uns in der unbewussten Alltagstrance befinden, desto anfälliger sind wir für dieses Phänomen.

2.4.4 Das Hier und Jetzt Bewusstsein

2.4.4 Das Hier und Jetzt Bewusstsein

Betrachten wir nun das Hier-und-Jetzt-Bewusstsein und seine Auswirkungen. Das Hier-und-Jetzt-Bewusstsein ist ein Bewusstseinszustand, den wir durch Meditation und Achtsamkeit erreichen können. Hier ist die volle Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt.

Erfahrungen mit dem Hier-und-Jetzt-Bewusstsein

Durch die Übung, z.B. der Zazen-Meditation und der konsequenten Achtsamkeit, verändert sich unser Bewusstseinszustand. Dabei halten wir die Aufmerksamkeit konsequent im Hier und Jetzt und folgen nicht dem automatischen Denken unseres Gehirns bzw. des Physischen Gemüts. Wir üben das reine Bewusstsein.

Das reine Bewusstsein

Das reine Bewusstsein ist die Wahrnehmung ohne Interpretation und ohne die Vergleiche mit der Vergangenheit. Wir sehen beispielsweise einen orangen Porsche Carrera. Nein, wir sehen ein Gebilde mit glatter Oberfläche und abgerundeten Formen. Die Augen wissen nicht, dass diese Farbe orange heißt und was ein Auto ist. Sie wissen auch nicht, dass es von der Firma Porsche hergestellt wurde und dass das Modell Carrera heißt. Dies sind alles gespeicherte Informationen in unserem Gehirn. 

Wenn wir bei der reinen Wahrnehmung bleiben, reduzieren wir den Fokus der inneren Gedankenwelt und bleiben im Hier und Jetzt.

Dieses reine Bewusstsein ist die Tür durch die wir aus der Box unserer Vergangenheit aussteigen. Bildlich gesehen ist es, wie wenn man sich von einem Ast zum anderen schwingt. Anfangs halten wir uns am Ast der Vergangenheit des Physischen Gemüts fest und über das reine Bewusstsein können wir uns davon lösen und zum Ast des Geistigen Gemüts übergreifen und uns dort festhalten.

Es natürlich nicht das Ziel, immer im reinen Bewusstsein zu bleiben und nicht mehr zu denken. Es ist nur die Methode, auf die geistige Seite unseres Selbst überzugreifen und das Physische als Objekt zu beobachten. Sind wir im Geistigen gefestigt, können wir das Physische in den Dienst unseres bewussten Geistes stellen. Es wird uns dann beste Dienste erweisen.

Veränderungen im Hier-und-Jetzt-Bewusstsein

Betrachten wir das folgende Diagramm im Vergleich zum vorhergehenden auf der Seite "Die Situation im Alltagsbewusstsein", dann wird deutlich, dass sich die Linie zwischen Wachbewusstsein und Unterbewusstsein nach unten verschoben hat. Die gespeicherten Erfahrungen stehen somit nicht mehr zwischen Herz und Bewusstsein. Das Erlebte im Hier und Jetzt erzeugt eine Resonanz im Herzen und nicht in negativen Erfahrungen.

 

 

Thomas Schuh
Das Hier und Jetzt Bewusstsein
Das Hier und Jetzt Bewusstsein

Das Diagramm stellt bildlich die innere Veränderung dar, die man im Hier-und-Jetzt-Bewusstsein erleben kann. Von folgenden Erfahrungen wird berichtet:

  • Die Wahrnehmungen aller Sinne wird intensiver, schärfer und räumlicher
  • Ängste und negative Gefühle werden reduziert
  • Positive Empfindungen werden intensiver
  • Man kann die Liebe in noch so kleinen Dingen spüren
  • Das Herz öffnet sich und ist viel öfter berührt
  • Die Empfindsamkeit für geistige Atmosphäre erhöht sich

Durch diese Veränderung befreien wir, bildlich gesprochen, unser Geistiges Gemüt von dem schweren nassen Sack - unserem überdominanten Physischen Gemüt.

Es sei hier betont, dass das Physische Gemüt grundsätzlich nichts Negatives ist. Es hat sich jedoch durch die Abwesenheit unseres Geistigen Gemüts über alles ausgebreitet und verhindert das Erwachen des Geistigen Gemüts.

2.4.5 Bewusste Wahrnehmung

2.4.5 Bewusste Wahrnehmung

Bewusste Wahrnehmung bedeutet, dass unsere Aufmerksamkeit bei unseren Sinnen ist. Wir sehen bewusst, was wir sehen, wir hören bewusst, was wir hören und wir fühlen bewusst, was wir fühlen. Mit "bewusst fühlen" ist zum einen der Tastsinn, zum anderen die inneren Empfindungen im Körper, sowie die Emotionen gemeint.

Durch die bewusste Wahrnehmung ziehen wir die Aufmerksamkeit von unserer inneren Gedankenwelt ab und lenken sie in die Wirklichkeit. Hier geht es zuerst um die Wahrnehmung der physischen Wirklichkeit. Das ist die Grundlage dafür, um später mit der realen geistigen Wirklichkeit in Kontakt zu kommen.

Gott ist in der Wirklichkeit

Ich möchte hier deutlich machen, dass die geistige Wirklichkeit nicht in der inneren Gedanken- und Bilderwelt liegt. Dies wird oft missinterpretiert. Die geistige Welt, die reale geistige Atmosphäre um uns herum und nicht zuletzt Gott befinden sich in der Wirklichkeit. Wir können zwar Phantasien über Gott haben und geistige Dinge kreieren, jedoch bleiben das Phantasien. Die geistige Realität existiert nur im Hier und Jetzt.

Hier wird von spirituellen Menschen oft eingewendet, dass wir mit dem Geist Zeit und Raum überschreiten können. Das ist richtig, jedoch ist es ein Trugschluss, dass wir in unserer Gedankenwelt beim Tagträumen real spirituelle Erfahrungen machen können.

Wirkliche Spiritualität beginnt mit dem Erwachen des Geistigen Gemüts, das sich von der Dominanz des Physischen befreit hat.

Die Übung der bewussten Wahrnehmung der physischen Realität, dient dazu, unser Bewusstsein wieder unter die eigene Kontrolle des Geistes zu bekommen.

Die Veränderung durch bewusste Wahrnehmung

Wir betrachten im Folgenden die Veränderung noch einmal etwas detaillierter. Im folgenden Diagramm sehen wir die gespeicherten Informationen im Unterbewusstsein. Darüber ist der Bereich der inneren Gedanken- und Bilderwelt.

Beginnen wir bewusst oder unbewusst über etwas nachzudenken, dann werden die Denkprogramme aktiv. Gedanken erzeugen mehr oder weniger emotionale Energie. Ein Großteil der Aufmerksamkeit ist in der inneren Gedanken- und Bilderwelt gebunden.

Thomas Schuh
Situation im Alltagsbewusstsein
Situation im Alltagsbewusstsein

 

Im nächsten Diagramm ist der Zustand im Hier-und-Jetzt-Bewusstsein dargestellt. Hier ist die innere Gedanken- und Bilderwelt still. Das ist der Zustand der Stille, den wir durch Meditation und die Übung der Achtsamkeit erreichen können.

Situation im Hier-und-Jetzt-Bewusstsein
Situation im Hier-und-Jetzt-Bewusstsein

 

Im folgenden Diagramm sehen wir dargestellt, dass durch die bewusste Wahrnehmung die innere Gedanken- und Bilderwelt verkleinert wird. Dies geschieht nicht dadurch, dass man dagegen ankämpft, sondern indem man die Aufmerksamkeit auf die Wahrnehmung lenkt. Dadurch, dass man sich voll und ganz in die Wahrnehmung hineinbegibt, reduziert sich die Aktivität in der Gedanken- und Bilderwelt.

Veränderung durch bewusste Wahrnehmung
Veränderung durch bewusste Wahrnehmung

Sinn der Übung der bewussten Wahrnehmung

Wie schon erwähnt, geht es nicht darum, dass wir nicht mehr denken und träumen. Das Ziel ist, dass wir wieder Herr über unseren Zustand werden und uns nicht von dem automatischen Denken unseres Physischen Gemüts bestimmen lassen. Durch die Übung der bewussten Wahrnehmung entwickeln wir eine geistige Kraft, die für die Verbesserung des Geist-Körper-Einheit Zustands nötig ist.

Wir können uns zwar durch äußere Aktionen und extreme Erfahrungen in einen wacheren Zustand bringen, jedoch ist das dann nicht aus eigener geistiger Kraft geschehen. Wenn wir uns in der Meditation still hinsetzen, werden wir mit unserer automatischen Gedanken- und Bilderwelt konfrontiert und können lernen, unsere Aufmerksamkeit aus eigener geistiger Kraft zu steuern. Dies ist eine der Übungen, die ich für die Arbeit an der Geist-Körper-Einheit empfehle.

2.4.6 Liebevolle Achtsamkeit

2.4.6 Liebevolle Achtsamkeit

Achtsamkeit ist im ersten Schritt das konsequente, bewusste Wahrnehmen. Hier bleiben wir mit der Aufmerksamkeit bei den sinnlichen Wahrnehmungen.

Moderne, im medizinischen Kontext eingesetzte Achtsamkeittrainings, wie z.B. MBSR begnügen sich mit der sinnlichen Wahrnehmung. Hier wird bewusst die religiös-spirituelle Geisteshaltung entfernt, die bei den ursprünglichen, z.B. im Zen-Buddhismus, praktizierten Formen sehr zentral sind. Schon dies alleine hat, wie wissenschaftlich erwiesen, eine psychisch stabilisierende, stressabbauende und angstreduzierende Wirkung.

Achtsamkeit und Liebe

Wenn wir etwas lieben, dann schenken wir ihm unsere Aufmerksamkeit. Ohne etwas oder jemanden unsere Aufmerksamkeit zu schenken, können wir nicht glaubwürdig behaupten, dass wir das Objekt oder den Menschen lieben. Aufmerksamkeit ist also ein erster Schritt, um Liebe auszudrücken.

Die Beziehung zu unserem Körper und unserem Physischen Gemüt, wird wieder richtiggestellt, wenn das Geistige Gemüt die Subjektposition gegenüber dem Physischen Selbst einnimmt. Unser achtsames Bewusstsein, dass ich dem Geist zuordne, sollte also in eine liebende Haltung gehen. Nur so können sich der Körper und das Physische Gemüt geliebt fühlen und sich dauerhaft freiwillig in die Objektposition begeben.

Die letztendliche Geist-Körper-Einheit ist zwar nur nach der vollzogenen persönlichen Revolution des Herzens möglich. Jedoch müssen wir gleich von Anfang an mit dem Prinzip der Liebe beginnen. Nicht nur das Ziel ist Liebe, auch der Weg ist Liebe. Daher ist die Geisteshaltung bei der Übung der Achtsamkeit entscheidend.

Die Geisteshaltung bei der liebevollen Achtsamkeit

1. Liebevolle Annahme gegenüber dem was ist und wie es ist

Wenn wir uns auf unsere Entwicklung konzentrieren, wollen wir uns meist verändern. Es steckt meist eine gewisse Unzufriedenheit mit dem derzeitigen Zustand dahinter. Das schlägt sich dann oft auch in einer Geisteshaltung der Unzufriedenheit mit uns selbst nieder. Wohingegen das Streben nach Veränderung und Verbesserung sehr positiv ist, kann die Geisteshaltung der Unzufriedenheit, Ungeduld bis hin zur Selbstablehnung sehr kontraproduktiv sein.

Das Essenziellste was dem Menschen fehlt, ist die Erfahrung von Liebe. Daher ist es wichtig, eine innere Atmosphäre der Liebe zu schaffen. Liebe schließt uns selbst nicht aus.

Mit einer Haltung uns selbst gegenüber in dem Sinne: "Dir faulem Sack werde ich in den Hintern treten, damit du andere lieben lernst", können wir keine Liebe verwirklichen. Hier neigen wir dazu, alles, was unerwünscht ist, zu verdrängen und nur zuzulassen, was uns an uns gefällt.

In der therapeutischen Praxis konnte ich immer wieder erleben, dass die liebevolle Annahme ein Katalysator für Veränderung ist. Oder wenn wir als Eltern unseren Kinder eine grundsätzliche Annahme vermitteln, dann wollen sie von selbst besser werden. Dabei können wir sie dann liebevoll unterstützen und gegebenenfalls auch fordern. Genauso funktioniert es auch mit unserem Physischen Selbst.

2. Herstellen einer liebevollen inneren Atmosphäre

Die Geisteshaltung der liebevollen Achtsamkeit geht noch darüber hinaus. Das Ursprüngliche Gemüt des Menschen beinhaltet die gesunde menschliche innere Haltung. Diese ist von Dankbarkeit, Demut, dem Wunsch andere lieben, alles zu geben und sich einem höheren Zweck und Gott hinzugeben, geprägt. Dies ist die Haltung, die mit dem innersten Kern des Menschen, dem Herz, im Einklang ist und es ist die Haltung, die uns und unser Herz öffnet.

Liebevolle Achtsamkeit bedeutet auch, dass wir uns bewusst und sanft in diese Haltung lenken.

Thomas Schuh

Der Lehrer, der euch am nächsten steht, ist euer eigenes, ursprüngliches Gemüt. Euer ursprüngliches Gemüt ist wertvoller als euer engster Freund, ja sogar wertvoller als euer Vater oder euere Mutter. Ihr solltet lernen, auf das zu hören, was euer ursprüngliches Gemüt euch sagt. Diesen Zustand müsst ihr erreichen. Der buddhistische Ausdruck wäre, dass ihr euere innere Natur reinigen müsst.

S. 1541 Abs. 5

Ich nenne die Achtsamkeit mit der beschriebenen Geisteshaltung "liebevolle Achtsamkeit".

Achtsamkeit und Selbstliebe

Durch die Achtsamkeit kommt man voll und ganz in den Körper. Alles, was wir mit unseren physischen Sinnen wahrnehmen, wird über den Körper wahrgenommen. Wenn wir mit unserem Bewusstsein immer da sind, dann schenken wir gleichzeitig unserem Körper und unserem Gemüt ständige Aufmerksamkeit. Das Besondere ist, dass wir dies auch tun, wenn wir uns vollständig auf andere Menschen einlassen und für sie da sind. Hier vereinen sich Selbstliebe und Nächstenliebe ganz praktisch.

Selbstliebe wird oft zu einfach verstanden. Dass ich nur tue, was mir gut tut, dass ich, bildlich gesehen, das halbe Leben im Wellnesshotel verbringe und meine Bedürfnisse wichtiger nehme, als die anderer. Das bringt jedoch keine wirklich tiefe Befriedigung, weil es in einer selbstbezogenen Haltung stattfindet, die der ursprünglichen menschlichen Natur widerspricht.

Selbstliebe ohne Selbstbezogenheit

Liebevolle Achtsamkeit ist vollkommen anders. Die Aufmerksamkeit, die mir dadurch zuteil wird, dass ich immer da bleibe und bewusst in meinem Körper bin, vermittelt eine tiefe Selbstliebe, ohne dass es den Hauch von Selbstbezogenheit hat. Wie groß ist oft das Bedürfnis, gehört, gesehen und wahrgenommen zu werden? Wir brauchen die Aufmerksamkeit von anderen Menschen. Der Grund liegt auch darin, dass wir selbst meist abwesend sind und den Kontakt zu uns selbst verloren haben. Durch die liebevolle Achtsamkeit wird dieses Bedürfnis befriedigt, indem wir immer da und bei uns sind. Indem wir in uns die liebevolle Atmosphäre kreieren, leben wir in dieser inneren Umgebung und strahlen dies aus. Diese Form der Selbstliebe wird zum Sprungbrett für die Nächstenliebe.

2.4.7 Geistige Empfindsamkeit

2.4.7 Geistige Empfindsamkeit

Bevor wir über geistige Empfindsamkeit sprechen, wollen wir sie von geistiger Offenheit abgrenzen.

Geistige Sinne

Der Mensch hat nicht nur 5 physische Sinne, sondern auch 5 geistige Sinne. Die mittlerweile wissenschaftlich erforschten Nahtoterfahrungen zeigen, dass beim Verlassen des physischen Körpers die 5 geistigen Sinne sofort aktiv sind. Beim Eintritt in den Körper sind sie jedoch wieder wie abgeschaltet.

Thomas Schuh

Die Geistige Welt wird so genannt, weil wir sie nicht durch unsere fünf physischen Sinne wahrnehmen können. Doch wir verstehen sie mit unseren fünf geistigen Sinnen. Menschen, die geistige Erfahrungen gemacht haben, beschreiben die Geistige Welt als so real wie die Welt unseres physischen Umfelds.

S. 53 Abs. 1

Sun Myung Moon erklärt, dass sich im Zustand der vollkommenen Geist-Körper-Einheit die geistigen Sinne öffnen werden.

Wenn sie (Geist und Körper) sich vereinen, dann habt ihr nicht fünf, sondern zehn Sinnesorgane. Ihr könnt dann die himmlische Geistige Welt sehen und sie verstehen. Jeder wird die Musik hören, die vom Himmel kommt.

S. 859 Abs. 4

Geistige Offenheit

Das Öffnen der geistigen Sinne, sprich die Wahrnehmungsfähigkeit der Geistigen Welt, ist im noch unvollkommenen Zustand nicht erstrebenswert. Dadurch findet kein geistiges Wachstum statt. Es genügt, die geistigen Gesetze zu kennen und danach zu leben. Im unreifen Zustand ist es sogar gefährlich, wenn sich die geistigen Sinne öffnen.

Wenn Menschen im unreifen Zustand geistig offen werden, verlieren sie oft die Bodenhaftung. Sie werden psychisch instabil und beeinflussbar.

Geistige Emfindsamkeit

Die geistige Empfindsamkeit ist etwas anders. Hier handelt es sich um eine Art geistige Wahrnehmung, die in Verbindung mit den physischen Sinnen stattfindet.

 

Da diese geistigen Wirklichkeiten im Körper schwingen und sich in physiologischen Phänomenen ausdrücken, können sie durch die fünf physischen Sinne erkannt werden.

Das gesamte Spektrum geistiger Empfänglichkeit eines Geistigen Selbst wird in der wechselseitigen Beziehung zum Physischen Selbst während des irdischen Lebens entwickelt.

S. 57, Abs. 4

Die Erfahrung zeigt, dass konsequente Achtsamkeit die geistige Empfindsamkeit deutlich erhöht. Sie führt jedoch nicht direkt zu einer geistigen Offenheit.

Die Erhöhung der geistigen Empfindsamkeit entsteht durch das Erwecken des Geistigen Gemüts. Geistige Empfindsamkeit ist sehr erstrebenswert. Dadurch können wir die geistige Atmosphäre spüren, wir fühlen die Schwingung unserer inneren Haltung, wir empfinden die Atmosphäre und Freude, wenn wir uns mit geistiger Wahrheit beschäftigen. Zudem werden unsere geistigen Verlangen fühlbar und bewusst. Dies ist motiviert und fördert das Wachstum.

Im Gegensatz zur geistigen Offenheit, ist die Erhöhung der geistigen Empfindsamkeit ungefährlich. Ganz im Gegenteil, Achtsamkeit erdet und macht psychisch stabil.

Achtsamkeit aus der Sicht der 5 physischen und 5 geistigen Sinne

Die physischen Sinne nehmen jeden Moment wahr, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Dies können wir nicht abschalten. Auch wenn wir tagträumen, hören die Ohren die Geräusche der Umgebung.

In Achtsamkeit sind wir mit unserer Aufmerksamkeit bei den Sinnen. Wir sehen bewusst, was wir mit den physischen Augen sehen. So gesehen ist der Geist mit seinem Bewusstsein genau da, wo der Körper ist. Das Auge des Bewusstseins ist mit dem Auge des Körpers eins. Das Ohr des Bewusstseins ist mit dem Ohr des Körpers eins. Die Wahrnehmungen werden dadurch wesentlich intensiver empfunden.

Womöglich ist das der Beginn der Einheit der geistigen und physischen Sinne. Dadurch dass das Bewusstsein vollkommen mit der physischen Wahrnehmung eins ist, sind auch die geistigen Sinne an dieser Wahrnehmung beteiligt. Hierdurch können auch die geistige innere Qualität und Schwingung mit den geistigen Sinnen wahrgenommen werden. Die physische Wahrnehmung wird also mit der geistigen Wahrnehmung ergänzt.

Zudem entsteht durch die verbesserte Einheit von geistigem und physischem Selbst mehr Resonanz im Geistigen Selbst.

Die Wahrnehmungsfähigkeit der Liebe

Die vielleicht wesentlichste Erfahrung, die man durch die Praxis der liebevollen Achtsamkeit macht, ist, dass sie die Wahrnehmungsfähigkeit der Liebe entwickelt. Wir können in noch so kleinen Dingen die Liebe Gottes fühlen. Dies hat vor allem mit der Aktivierung des Geistigen Gemüts und dem Öffnen des Herzens zu tun. Im Kapitel über das Gemüt und das Öffnen des Herzens wird das noch eingehend besprochen.

Durch Achtsamkeit werden die Empfindungen intensiver, wodurch wir lebendiger werden. Durch die liebevolle Haltung und die Dankbarkeit werden wir offener. Insekten und Spinnen werden zu kleinen, süßen Krabbeltieren. Der Schmutz in der Ecke beginnt zu leuchten. Das Grün eines Blattes verursacht ein tiefes Gefühl der Freude. Das Gefühl, eine Tasse in der Hand zu halten, überwältigt einen, da man mit jeder Zelle spürt, dass man lebt. Diese und noch viele andere Dinge habe ich im Hier-und-Jetzt-Bewusstsein erlebt.

Alles ist aus Liebe geschaffen und wir beginnen, uns dafür zu öffnen. Liebe ist nicht nur ein Gefühl, sie ist eine kosmische Kraft, die in allem steckt. Liebevolle Achtsamkeit öffnet uns dafür, dies auch wahrzunehmen und zu fühlen.

2.4.8 Selbsterinnern und Auflösen der Ego-Identifizierung

2.4.8 Selbsterinnern und Auflösen der Ego-Identifizierung

Das Thema Bewusstseinsentwicklung mag stellenweise sehr realitätsfremd und abgehoben klingen. Es sind jedoch ganz natürliche Erfahrungen und Entwicklungen, die uns für die Liebe öffnen. Diese folgenden Phänomene und Erfahrungen erkläre ich, um die inneren Veränderungen noch deutlicher zu machen.

Durch Meditation und die Übung der Achtsamkeit gelangen viele Menschen zu einem Phänomen, das G. Gurdjieff (P.D. Ospensky) als Selbsterinnern bezeichnet und beschrieben hat.

Gurdjieff behauptet, dass ohne das Erwachen des Bewusstseins und die Fähigkeit des Selbsterinnerns, keine geistige Entwicklung stattfinden kann. Im normalen Alltagsbewusstsein sind wir so sehr von Gewohnheiten gesteuert, dass der Geist gar keine Chance hat, dem zu entfliehen.

Wenn ich das auch nicht ganz so absolut sehe, ist dieses Phänomen des Selbsterinnerns bedeutend. Aus meiner Erfahrung führt die Übung der Achtsamkeit dazu, dass ich realisiere, dass ich Geist bin und einen Körper habe. Die Wahrnehmung ist nicht nur die Wahrnehmung, sondern ich gelange zu dem Bewusstsein, dass ICH das Objekt wahrnehme. Dadurch kann ein Geben und Empfangen zwischen dem Geistigen Selbst und dem Objekt entstehen. Es fühlt sich fast so an, als ob man sich selbst in dem Objekt wiederfindet. 

G. Gurdjieff erklärt auch, dass durch dieses Geben und Empfangen eine Energie generiert wird, die für das geistige Wachstum erforderlich ist. Nach einer gewissen Praxis kann man spüren, wie der Geist aufgeladen wird.

Erfahrungen mit Selbsterinnern in der Wahrnehmung

Nachdem man das Phänomen einmal erlebt hat, empfindet man die normale, unbewusste Wahrnehmung, wie im folgenden Diagramm dargestellt, als Wahrnehmung in eine Richtung. Wir sind uns des Objektes bewusst, das wir wahrnehmen. Wer das Objekt wahrnimmt, wissen wir zwar, es ist uns aber in diesem Moment nicht bewusst.

 

Normale, unbewusste Wahrnehmung

Thomas Schuh
Normale unbewusste Wahrnehmung

 

Selbsterinnern in der Wahrnehmung

Das folgende Diagramm stellt die Wahrnehmung beim Selbsterinnern dar. Es ist mir bewusst, dass ich das Objekt wahrnehme.

Selbsterinnern in der Wahrnehmung

In dieser Form der bewussten Wahrnehmung beginnen wir zu realisieren, dass wir nicht nur der physische Körper sind, sondern dass wir Geist sind. Dies fühlt sich sehr vertraut und kraftvoll an, auch wenn wir das vorher noch nie so erlebt haben.

Selbsterinnern ist sozusagen noch eine weitere Stufe der Achtsamkeit, die uns zum Bewusstwerden des Geistes führt. Wozu ist das sinnvoll?

Auflösung der Identifizierung

G. Gurdjieff und auch der Buddhismus beschreiben ein weiteres Phänomen: Die Auflösung der Identifizierung.

Herkömmlich sind wir der Ansicht, dass es gut ist, wenn wir uns mit dem, was wir gerade tun identifizieren. Dies meint zum einen, dass wir die Tätigkeit mit ganzer Überzeugung, Motivation und Leidenschaft tun. Dies ist sehr erstrebenswert. Sich jedoch damit zu identifizieren würde bedeuten, dass wir es in dem Bewusstsein tun, dass wir das sind was wir gerade tun. Das ist jedoch nicht der Fall. Wir sind ein Mensch und tun eine Tätigkeit.

Im normalen Alltagsbewusstsein haben wir uns vergessen. Wir haben nur die Sache, die wir tun im Bewusstsein. In diesem  Zustand ist das Geistige Selbst weitgehend abwesend, was wir aber nicht empfinden. Hier sind wir, wie schon erklärt, dafür anfällig, dass negative Erfahrungen getriggert werden, auf Gedankenzüge aufzuspringen und auch von der Geistigen Welt beeinflusst zu werden.

Im Zustand des Selbsterinnerns bleiben wir uns bewusst. Hier lösen wir die Identifizierung mit dem, was wir tun auf und kommen zu dem Bewusstsein, dass ich tue.

Wiederholt die Frage, wozu dient dies?

Auflösung der Identifizierung mit Ego und dem Physischen Gemüt

Wir sind nicht nur mit den Dingen identifiziert, die wir tun, sondern auch mit dem, was wir denken und fühlen. Dies ist im unreifen Zustand jedoch sehr vom Physischen Gemüt bestimmt. Somit sind wir normalerweise mit dem Physischen Gemüt identifiziert. Dies ist auch sehr ähnlich mit dem was wir Ego nennen. Wir haben gehört, dass das gefallene Gemüt egozentriert ist.

Unity of mind and body is impossible unless you practice love’s absolute values, where you give yourself for the sake of others completely. Please discard self-centeredness. It is the root of fallen nature.

P. 1519, par. 2

Wenn wir nicht das sind, was wir tun, was wir denken und was wir fühlen, was sind wir dann? Wir sind ein Geistiges Wesen. Indem wir uns von der Identifizierung von dem lösen, was wir tun, was wir fühlen und was wir denken, können wir uns mit unserer ursprünglichen Identität identifizieren. Wir sind das Geistige Gemüt und Herz.

Selbstverleugnung und die Auflösung der Identifizierung

Viele Religionen behaupten, dass wir uns selbst verleugnen müssen. Jesus sagt, dass wir zuerst sterben müssen, um zum ewigen Leben zu kommen.

Was genau muss sterben? Das Ego, das gefallene Gemüt muss sterben. Wenn wir uns vollkommen damit identifizieren, dann müssen wir uns verleugnen und müssen sterben. Es fühlt sich zumindest so an, da wir nicht wissen, wer wir wirklich sind. Wenn wir jedoch die Identifizierung mit dem Ego auflösen, dann können wir uns mit unserem wahren Selbst identifizieren. Tatsächlich ist das keine Identifizierung mehr, sondern wir erkennen uns selbst und sind wir selbst. Dann sind das gefallene Gemüt und das Ego in der Objektposition und können vom Geistige Gemüt aus gereinigt und geleitet werden.

Oft stehen religiöse Menschen vor der Situation, dass ihr Herz etwas von ihnen verlangt, was ihr Ego nicht überwinden kann. Dies zu überwinden fühlt sich an, als ob man emotional stirbt. Die Bereitschaft, diese Art von Sterben oder Selbstverleugnen zu durchlaufen, ist stellenweise im Entwicklungsprozess nötig. Dies sind oft die größten geistigen Entwicklungsschritte.

Das Sterben des Egos soll jedoch nicht ewig fortdauern. Irgendwann sollte das Ego aufgelöst sein und wir werden aus unserem wahren Wesen, unserem Ursprünglichen Gemüt leben.

2.5 Wachstum und die Rolle von Geistwesen

2.5 Wachstum und die Rolle von Geistwesen

Ich möchte das Bild hier noch um die Perspektive der Geistigen Welt erweitern. Hier geht es um die Frage, welche Rolle die in der Geistigen Welt lebenden Menschen und Wesen in diesem Zusammenhang spielen. Das Thema Geistige Welt, das Leben nach dem Tod und den Bezug zu unserem Leben ausreichend einzuführen, würde den Rahmen der Ausführung sprengen. Jedoch ist ohne das Betrachten dieser Perspektive das Erklärungsmodell unvollständig und die große Bedeutung und Kraft der Arbeit an der Geist-Körper-Einheit sowie von Achtsamkeit und Meditation nicht vollends verständlich.

Eine ausgezeichnete und bodenständige Zusammenfassung über das Thema Geistige Welt und den Bezug zu unserem Leben, bietet das Buch "Lebensraum Ewigkeit" von Johannes Stampf (ISBN: 978-3-8482-2001-499).

In den folgenden Seiten betrachten wir zuerst die Veränderung von Mustern aus psychologischer Sicht und erweitern dies mit allbekannten Prinzipien und Phänomenen. Anschließend wagen wir eine Blick über unseren herkömmlichen Wahrnehmungsbereich hinaus und begutachten die sehr logische Wechselwirkung mit Geistwesen.

Thomas Schuh

2.5.1 Die Veränderung von Mustern

2.5.1 Die Veränderung von Mustern

Durch Erfahrungen und wiederholende Denk-, Reaktions- oder Handlungsabläufe, bilden sich im Gehirn Strukturen. Sind diese Strukturen einmal gebildet, dann laufen diese inneren Abläufe in den gebildeten Strukturen ab. Solange wir nicht bewusst etwas verändern, wiederholen wir die gebildeten Muster. Sie werden zu einem, uns in der Regel unbewussten, Automatismus.

Diese Strukturen steuern beispielsweise unsere motorischen Handlungsabläufe, wie das Schreiben oder Autofahren. Auf der Verhaltensebene sind das unsere Gewohnheiten. Diese Strukturen leiten aber auch unser Denken. Die Gehirnforschung kommt zu dem Schluss, dass unser Denken immer nach dem gleichen Schema abläuft. Solche Strukturen regeln aber auch unsere Reaktionen und Interaktionen mit der Umwelt. Dies wird in der Psychologie kurz als Muster bezeichnet.

Thomas Schuh
Vereinfachte Darstellung einer Struktur oder eines Musters
Einfache Struktur oder Muster

Die Veränderung von Strukturen und Mustern

Das Verlassen der gewohnten Strukturen erfordert eine bewusste Aktion. Einfache Gewohnheiten können durch eine bewusste Anstrengung mit Verstand und Willen verändert werden. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ist eine Periode von mindestens 6 Wochen nötig, um neue Verhaltensweisen zur Gewohnheit zu machen. Nach dieser Zeit beginnen sich neue Strukturen zu bilden.

Liegt den Gewohnheiten eine Psychodynamik zugrunde, dann kann dies mit Verstand und Willen alleine nicht verändert werden. Solche Psychodynamiken liegen tiefer und sind meist sehr komplex. Hierzu ist ein entsprechend tieferer Prozess nötig. Dafür müssen unbewusste Strukturen durch Reflexion bewusst gemacht und die komplexen Wechselwirkungen von Wahrnehmung, Interpretationen, Einstellungen und Gefühlen schrittweise verändert werden. Diese Prozesse werden beispielsweise in einer Psychotherapie vollzogen. Es ist auch wissenschaftlich erwiesen, dass eine Psychotherapie Gehirnstrukturen verändert. Solche tiefgreifenden Veränderungen finden auch in Krisen und durch einschneidende Erfahrungen statt.

Veränderung von Strukturen bedeutet immer, dass neue Strukturen geschaffen werden. Dadurch entstehen neue Wahlmöglichkeiten. Alte Strukturen können nicht gelöscht oder eliminiert werden. Eventuell bilden sie sich über Jahrzehnte zurück, wenn sie überhaupt nicht mehr benutzt werden. Sie bleiben aber grundsätzlich bestehen. Dies erklärt auch, warum es immer wieder Rückfälle geben kann. Bei Alkoholikern stellt man fest, dass sie immer Alkoholiker bleiben und nur trocken werden können. Sobald sie wieder zu trinken beginnen, sind sie wieder süchtig.

Die Entwicklung neuer Strukturen und Muster
Die Entwicklung neuer Strukturen und Muster

Veränderung und das Geistige Gemüt

Unser Geistiges Gemüt wird zwar auch durch unsere Lebensweise geprägt, es ist aber viel flexibler als die Gehirnstrukturen. Der Geist kann jeden Moment anders reagieren. Wir können unsere Haltung von einem Moment auf den anderen ändern. Es braucht zwar auch Prozesse, die in uns die Bereitschaft für eine innere Veränderung aufbauen, trotzdem ist der bewusste Geist flexibler und kann positive Veränderungen beispielsweise in der inneren Einstellung viel schneller vollziehen. Dies setzt jedoch voraus, dass das Geistige Gemüt befreit ist. Solange das Physische Gemüt unser Geistiges Gemüt dominiert, ist eine Veränderung und geistiges Wachstum nur sehr begrenzt möglich. Um jedoch das ganze Bild zu verstehen, müssen wir uns auch über den Einfluss der Geistigen Welt bewusst werden.

2.5.2 Das Geben und Empfangen mit Geistwesen

2.5.2 Das Geben und Empfangen mit Geistwesen

Nachdem ich nun ein grobes Bild über Strukturen und Muster gezeichnet habe, möchte ich auf die Wechselwirkung mit Geistwesen eingehen. Unter Geistwesen verstehe ich Geistmenschen, also verstorbene Menschen, die nur noch in der Geistigen Welt existieren, und Engel. Geistwesen haben einen bestimmten Entwicklungsstand genauso wie wir Menschen mit physischen Körper.

Kraft entsteht durch Geben und Empfangen

Ein Grundprinzip, das hier eine Rolle spielt, ist das Geben und Empfangen. Kraft entsteht durch das Geben und Empfangen. Existiert ein Element isoliert und bewegungslos, entsteht keine Kraft.

Wenn wir uns beispielsweise mit einem Thema beschäftigen, darüber lesen und mit anderen darüber sprechen, dann entsteht eine emotionale Energie. Beenden wir das Geben und Empfangen damit, dann flaut die Energie wieder ab. Durch dieses Prinzip entwickeln sich Kräfte und Dynamiken.

Das Prinzip der Anziehung und Resonanz

Geistwesen sind, wie wir, von ihren Lebenserfahrungen geprägt. Sie werden durch Menschen mit ähnlichen Erfahrungen, Einstellungen, Gedanken und Stimmungslagen angezogen. Dies kommt dadurch, dass unsere Gefühle, Gedanken und Einstellungen in ihnen Resonanz erzeugen. Das ist ähnlich, wie wir es in zwischenmenschlichen Beziehungen erleben. Sind wir über einen Verlust traurig, tut es uns gut, mit Menschen darüber zu sprechen, die Ähnliches erfahren haben und uns verstehen. In dieser Verfassung werden wir von euphorischen Menschen nicht angezogen, sondern eher abgestoßen. Im Negativen ziehen sich auch hasserfüllte Menschen nach diesem Prinzip an.

Musterverstärkung durch die Kraft des Gebens und Empfangens mit Geistwesen

Wenn wir uns gedanklich und innerlich mit einem Thema beschäftigen und eine emotionale Energie erzeugen, ziehen wir entsprechende Geistwesen an. Unsere Geisteshaltung, Einstellungen, Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen haben eine Wechselwirkung mit Geistwesen. Die Geistwesen erhalten eine Befriedigung, wenn wir mit ihnen im Einklang leben und entsprechend ihren Impulsen und Bedürfnissen handeln. 

Erlauben wir uns wieder die Gedanken und Einstellungen eines alten negativen Musters zu beleben, dann ziehen wir wieder entsprechende Geistwesen an. Auch wenn wir noch nicht nach dem alten Muster handeln, gewinnt es zunehmend wieder an Kraft. Diese Kraft wird durch das Geben und Empfangen mit den Geistwesen verstärkt. Ist die Kraft aufgebaut, ist es sehr schwierig, den Neigungen des alten Musters zu widerstehen. Diese Kräfte erreichen eine Intensität, die unsere Willenskraft übersteigt. Deshalb passiert es häufig, dass Menschen, die in der Psychotherapie erfolgreich ein neues Muster angeeignet haben, wieder in das alte zurückfallen.

 

Thomas Schuh
Musterverstärkung durch die Kraft des Gebens und Empfangens mit Geistwesen
Musterverstärkung durch die Kraft des Gebens und Empfangens mit Geistwesen

In diesem Diagramm sehen wir ein Geistwesen, das ein ähnliches Muster wie der Mensch hat - angedeutet durch die 3 verbundenen Punkte in rot. Obwohl der Mensch ein neues Muster (türkise Punkte und Linien) geschaffen hat, bleibt es kraftlos, da das alte Muster durch die Interaktion verstärkt wird.

2.5.3 Geistiges Wachstum aus der Perspektive der Beziehung zu Geistwesen

2.5.3 Geistiges Wachstum aus der Perspektive der Beziehung zu Geistwesen

Der Unterschied zwischen höheren- und niederen Geistwesen

Aus meiner persönlichen Erfahrung kenne ich sehr unterschiedliche Formen, wie Geistwesen mit uns interagieren. Dies ist bei höheren und niederen Geistwesen grundsätzlich anders. Höhere Geistwesen leben im Geist der Liebe und versuchen, uns in unserem Ursprünglichen Gemüt zu unterstützen. Sie möchten uns nicht dominieren, sondern behandeln uns mit Achtung. Sie versuchen, uns in unserem innersten Wesenskern, dem Herzen, zu erreichen. Damit wir die Impulse, die uns zu einem besseren Leben bewegen, in uns selbst beleben. Sie geben uns Inspirationen, die uns bei unserem Wachstum und bei der Erfüllung unserer Verantwortung helfen. Sie unterstützen Erkenntnissprozesse und schenken uns bewusstseinserweiternde Erfahrungen. Hohe Geistwesen beleben unser Herz und führen uns zu unserem innersten Wesen.

Niedere Geistwesen dagegen, versuchen, uns mittelbar oder unmittelbar zu dominieren. Böswillige Geistwesen greifen uns bewusst an, um uns an guten Taten zu hindern oder zu schädigen. Aber auch Geistwesen, die in ihrer Unreife gefangen und nicht aktiv böswillig sind, versuchen durch uns ihre Triebe und stark selbstbezogenen Beweggründe zu befriedigen. Dadurch verstärken sie unsere selbstbezogenen Verlangen und die Dominanz unseres Physischen Gemüts. Somit haben sie auch eine Wirkung, die eine Dominanz über unser Geistiges Gemüt ausübt und unser Wachstum blockiert.

Es gibt auch gutwillige Geistwesen, die jedoch noch sehr unreif und wenig liebes-fähig sind. Diese kritisieren uns und klagen uns an, oder sie versuchen uns in eine gute Richtung zu drängen. Hier spürt man auch deutlich die mangelnde Liebesfähigkeit und den Versuch uns mit einer respektarmen Haltung zu beeinflussen.

Es gibt noch andere Qualitäten der Interaktion, dies soll an dieser Stelle jedoch genügen. Wir können also zusammenfassen, dass höhere Geistwesen versuchen, durch unser Herz zu wirken und niedere uns durch Gedanken und die Verstärkung von Gefühlen und physischen Verlangen beeinflussen. Niedere Geistwesen verstärken damit die Dominanz unseres physischen Gemüts und verhindern die Befreiung unseres Geistigen Gemüts und unseres Herzens. Höhere Geistwesen hingegen unterstützen uns liebevoll bei der Befreiung unseres Geistigen Gemüts.

Thomas Schuh
Geistiges Wachstum aus der Perspektive der Bezeihung zu Geistwesen
Geistiges Wachstum aus der Perspektive der Bezeihung zu Geistwesen

 

Das Diagramm zeigt verschiedene Ebenen der Geistigen Welt. In niederen Geistigen Sphären befinden sich böswillige und unreife Geistwesen, die ein egozentriertes Leben geführt haben. Sie verstärken bei Menschen die ungesunde Dominanz des selbstbezogenen Physischen Gemüts, wodurch das Erwachen des Geistigen Gemüts blockiert wird.

Durch das Diagramm soll ersichtlich werden, dass wir das Geben und Empfangen mit niederen Geistwesen beenden müssen, um unser Geistiges Gemüt zu befreien. Und zudem ein gutes Geben und Empfangen mit höheren Geistwesen aufnehmen, die unser Geistiges Gemüt stärken.

Das Geben und Empfangen mit Geistwesen entsteht auf einer Grundlage, die in uns liegt. Wir entziehen uns dem Einfluss dieser Geistwesen, indem wir uns verändern. Besonders wenn wir eine liebevolle selbstlose Geisteshaltung aufbauen und danach handeln.

Durch diesen Prozess reifen wir innerlich und steigen selbst in höhere geistige Ebenen auf. Aufsteigen geht einher mit dem inneren Reifezustand. Hierbei ist vorallem die Befreiung von Barrieren und Begrenzungen im eigenen Herzen von zentraler Bedeutung. Hierdurch kommen wir in Einklang mit unserem innersten Wesenskern, der selbstlos ist und aus Liebe heraus leben möchte. Dies führt zum inneren Frieden und zur inneren Freiheit sowie zum höchstem menschlichen Glück.

Es sei hier nur kurz eine weiteres Prinzip erwähnt. Wenn Menschen daran arbeiten, in eine höhere Sphäre aufzusteigen, wehren sich die Geistwesen häufig und kämpfen dagegen an. Es gibt in diesem Zusammenhang ein Prinzip das Sun Myung Moon das Wiedergutmachungsprinzip nennt. Das besagt, dass ein Mensch, der in eine höhere Sphäre aufsteigen will, einen Preis bezahlen muss. Dieser Preis kann passiv dadurch bezahlt werden, dass man schwierige Phasen mit einer guten Geisteshaltung durchlebt. Oder er kann aktiv bezahlt werden, indem man bewusst gute Grundlagen über eine Zeitperiode wie z.B. 40 Tage hinweg legt. Diese Grundlagen sind nötig, um sich von den negativen Geistwesen abzutrennen und uns selbst zu reinigen. 

Die Wirkung von Meditation und Achtsamkeit auf das Geben und Empfangen mit Geistwesen

Durch die Praxis der Achtsamkeit und die Übung der Mediation zentrieren wir uns und beenden die Interaktion in unserer Bilder- und Gedankenwelt. Damit reduziert sich gleichzeitig auch das Geben und Empfangen mit Geistwesen, die uns über Gedanken, Gefühle und Verlangen beeinflussen.

Das kann man selbst ausprobieren. Wenn man in einem negativen emotionalen Zustand ist und im Kopf innere Dialog und fixe Gedankenschleifen ablaufen, dann ist es sehr schwer, achtsam zu sein. In diesem Zustand sind wir nur sehr begrenzt in der Lage, eine gute innere Haltung und gute Lösung zu finden. Üben wir in einer solchen Situation trotzdem konsequent Meditation und Achtsamkeit, dann passiert zuerst einmal nichts. Nach einer gewissen Zeit löst sich jedoch etwas und wir fühlen uns wieder frei. Dann können wir Ängste und negative Gefühle loslassen und sind wieder Herr über unsere Gefühls- und Gedankenwelt. Dann sind wir wieder in der Lage, hochwertige Lösungen zu finden und umzusetzen.

Durch Achtsamkeit entziehen wir diesen Dynamiken, sowie dem Einfluss der niederen Geistwesen die Kraft. Dadurch kann sich unser Geistiges Gemüt von der Dominanz des Physischen befreien. Wir kommen wieder in Kontakt mit unserem innersten Wesen und unserem Herzen, wodurch wir offen und liebes-fähig werden. Daher hat Buddha festgestellt, dass Meditation und Achtsamkeit das Gemüt reinigt und von dem selbstbezogenen Ego befreit.

 

2.6 Die Bedeutung, Wirkung und Übung der Meditation

2.6 Die Bedeutung, Wirkung und Übung der Meditation Thomas Schuh

Wenn Menschen selbstbewusst sind, haben sie tief in ihrem Herzen einen Ort, an dem das Gemüt sich wohlfühlen kann. Euer Geist sollte den Weg zu diesem Platz finden. Wenn er etwas von seiner Müdigkeit weggeschlafen hat, wird er wieder sensibel werden. Wenn ihr diesen Moment benutzt, um euer Gemüt ohne andere Gedanken in euerem Kopf zu fokussieren, dann werdet ihr in der Lage sein, alles andere herauszufinden. Somit müsst ihr meditieren und beten.

S. 1551

Die Meditation ist eine praktische Übung, mit der wir daran arbeiten können, das Geistige Gemüt ein Stück mehr in die Subjektposition gegenüber dem Physischen Gemüt zu bringen. Durch Meditation kann also eine Basis für die Verbesserung der Geist-Körper-Einheit geschaffen werden.

Zudem zeigen wissenschaftliche Studien auf, dass Meditation Stress und Ängste abbaut und dadurch die psychische- und körperliche Gesundheit fördert. Regelmäßiges Meditieren verhilft uns somit auf vielen Ebenen in einen besseren Zustand zu kommen.

Die Meditationsform, die ich für die Arbeit an der Geist-Körper-Einheit empfehle, ist an die im Zen-Buddhismus praktizierte Zazen-Meditation angelehnt. Hier geht es darum, in das Hier-und-Jetzt-Bewusstsein zu gelangen. Viele Meditationen gehen genau in die entgegengesetzte Richtung, sie fördern eine Trance. Das kann zu bestimmten Zwecken durchaus sinnvoll sein, fördert jedoch nicht die Geist-Körper-Einheit.

Die Zazen-Meditation ist sozusagen die intensive Trockenübung für die Achtsamkeit. Meditation praktiziert man punktuell, z.B. 1-3 mal am Tag 15-30 Minuten. Achtsamkeit kann man den Tag durchgehend praktizieren. Um jedoch die Fähigkeit zu entwickeln, achtsam zu werden, ist die Meditation als Vorübung nötig.

Meditation und Willenskraft

Um meditieren zu lernen, brauchen wir Selbstdisziplin. Wir müssen einen regelmäßigen Rhythmus finden und durchhalten.

Meditation selbst beginnt jedoch genau dann, wenn wir unsere willentliche Anstrengung loslassen und uns vollkommen in den Moment hineinfallen lassen. Für das Loslassen brauchen wir eine andere geistige Kraft als für das Festhalten oder die Konzentration. Auch sehr willensstarke Menschen, können oft nicht loslassen. Durch Meditation lernen wir, alles loszulassen und einfach da zu sein.

Das Erlernen der Meditation beginnt mit einer Meditationsübung und irgendwann geschieht Meditation. Die in der Meditation angestrebte Stille ist ein äußerst kraftvoller Zustand. Der Geist ist Subjekt über die Gedanken- und Bilderwelt und das ohne jegliche Willensanstrengung, sondern einfach durch das Da-Sein. Die Anwesenheit des Geistes in diesem Moment ist ein beeindruckendes Erlebnis.

Anfangs mag Meditation als unangenehm und langweilig empfunden werden. Man könnte an so viele interessante Sachen denken und innere Bilder und Filme ansehen. Und hier ist nur eine weiße Wand. Wenn wir aber in das Hier und Jetzt durchdringen, öffnet sich ein weiter Raum der Wirklichkeit. Wir beginnen, den Moment substantiell zu spüren. Die Welt um uns herum wird dreidimensional und wir sind im Mittelpunkt. Wir sehen die Wand nicht nur, sondern wir spüren sie.

Meditation als Vorbereitung für Gebet

Gott ist immer da, nur wir sind oft abwesend oder mit vielen Dingen beschäftigt. Durch Meditation kommen wir mit allem, was wir sind im Hier und Jetzt an. Wir sind vollkommen da. Es ist nicht das selbstzentrierte Egobewusstsein. Es ist eine Selbstzentrierung und Präsenz des Geistes, die für eine Begegnung mit Gott vorbereitet.

In diesem Zustand fällt das Beten viel leichter. Wir erleben schneller tiefe Empfindungen. Wir können uns auf die Präsenz Gottes einstimmen. Wir können unsere innere Haltung bewusst vorbereiten, unser Herz wahrnehmen und fühlen und uns auf Dankbarkeit und Demut einstimmen. Meditation ist daher eine sehr gute Vorbereitung für das Gebet.

Durch die Meditation öffnen sich andere Gebetszugänge, als das häufig praktizierte Gespräch mit Gott. Wir können dadurch auch einmal 5 Minuten nur hinhören, ohne gedanklich abzudriften. Wir können unser Herz fühlen und hineinspüren, bis wir die Präsenz Gottes fühlen und unweigerlich ein breites Lächeln entsteht.

Das Thema Gebet wird im Kapitel über das Zuwenden zu Gott ausführlich behandelt.

2.6.1 Konzepte und Vorübungen der Meditation

2.6.1 Konzepte und Vorübungen der Meditation

Es gibt verschiedene Konzepte, die sich für mich in der Meditationspraxis herauskristalisiert haben. Im Laufe der Meditationspraxis werden diese Konzepte immer wieder wichtig. Wir werden herausgefordert, diese Konzepte zu vertiefen und tiefgehender in uns zu realisieren. Auf den folgenden Seiten werden die einzelnen Konzepte und hilfreiche Meditationsübungen vorgestellt.

Thomas Schuh

2.6.1.1 Respekt vor der Wirklichkeit in diesem Augenblick

2.6.1.1 Respekt vor der Wirklichkeit in diesem Augenblick

In der Regel versuchen wir, sobald uns etwas unangenehm ist, es zu verändern. Sind wir verspannt, dann versuchen wir, uns zu entspannen. Spüren wir einen Schmerz, dann versuchen wir, etwas zu unternehmen, um ihn aufzulösen.

Zudem beschäftigen wir uns gedanklich mit der Ursache und der Bedeutung des unangenehmen Zustands und überlegen, wie wir das Unerwünschte auflösen oder von uns entfernen können.

In dieser Weise ist das Physische Gemüt konstruiert, das in erster Linie nach Wohlbefinden sucht. Bei der dazugehörigen Übung lösen wir uns von diesem Mechanismus und respektieren den realen Zustand, wie er in diesem Moment ist. Wir beenden also jegliche Willensanstrengung und hören auf, es uns angenehmer gestalten zu wollen.

Dies beginnnt mit der inneren Haltung von Respekt vor unserer Wirklichkeit. Wir respektieren und achten alles, wie es jetzt in diesem Moment ist und nehmen es achtsam wahr. Dabei wird häufig die Erfahrung gemacht, dass sich die unangenehmen Empfindungen relativ schnell verändern oder uns intuitiv Erkenntnisse kommen. Dies ist jedoch nicht unser primäres Ziel und nicht der Fokus bei dieser Übung.

In der Übung lernen wir, unserer Wirklichkeit in diesem Moment mit Respekt und Achtung zu begegnen. Praktisch ausgedrückt, ist es ein bewusstes Da-sein-mit-dem-was-ist. Wir nehmen wahr, wie es in diesem Moment ist und respektieren dies. Dadurch wird das Bewusstsein Subjekt über den Mechanismus des Physischen Gemüts.

Übung: Da-Sein-mit-dem-was-ist

Du setzt dich aufrecht auf deinen Stuhl und nimmst dich wahr. Dabei belasse alles wie es ist. Es geht einfach nur darum wahrzunehmen, wie es im Augenblick ist. Du nimmst wahr, wie sich dein Körper jetzt anfühlt. Die Berührungspunkte mit dem Boden, der Sitzfläche, der Lehne; die Kleidung auf der Haut; die Spannungen der Muskeln; deine Emotionen; alles was du fühlen kannst. Lasse alles wie es ist und nimm es bewusst wahr.

Du nimmst wahr, wie du dich fühlst, in diesem Augenblick. Du bleibst da bei dir. Bleibe voll und ganz da bei dir, in diesem Augenblick, mit dem was jetzt ist. Erkenne die Wirklichkeit an, wie sie jetzt ist. Respektiere die Wirklichkeit in diesem Moment.

 

Thomas Schuh

2.6.1.2 Bewusste Wahrnehmung

2.6.1.2 Bewusste Wahrnehmung

Das Konzept der bewussten Wahrnehmung wurde schon auf der gleichnamigen Seite ausführlich erklärt.

Partnerübung - Bewusste Wahrnehmung

Hierzu machen wir einen Spaziergang mit einem Übungspartner. Die Übung wird in 4 Sequenzen und mit wechselnden Rollen durchgeführt. In der Rolle A teilt der Übungspartner seine Wahrnehmungen dem Partner in der Rolle B mit. Da die Eindrücke schneller aufgenommen werden, als man sie aussprechen kann, soll dies einfach so schnell wie möglich ausgedrückt werden. Eine Sequenz sollte mindestens 2 Minuten praktiziert werden.

  1. Mitteilen, was man sehen kann, alle visuellen Wahnehmungen
  2. Mitteilen, was man hören kann, alle auditiven Wahnehmungen
  3. Mitteilen, was man fühlen kann, alle kinestetischen Wahnehmungen
  4. Mitteilen, was man auf allen 3 Wahrnehmungskanälen wahrnimmt

Anschließend wechseln die Übungspartner die Rollen.

Nachdem beide Partner diese Übung durchgeführt haben, führt jeder für sich die 4 Sequenzen noch einmal durch. Dieses mal jedoch ohne zu sprechen und jeweils nur eine Minute pro Sequenz.

Danach gehen sie noch einige Minuten schweigend weiter. Sie bleiben in der intensiven Wahrnehmung und genießen diesen Zustand.

Thomas Schuh

2.6.1.3 Atmen lassen

2.6.1.3 Atmen lassen

Unser Atem wird vollständig von unserem physischen Körper gesteuert. Die meiste Zeit des Tages ist uns der Atem nicht bewusst. Sobald wir damit beginnen, unseren Atem bewusst zu beobachten, neigen wir dazu, ihn willentlich zu beeinflussen. Beim "Atmen lassen" beobachten wir den Atem bewusst und überlassen die Kontrolle vollständig dem Körper. Wir vertrauen dem Körper die Steuerung des Atems bewusst an. Das ist im Grunde eine Vertrauensübung.

Dabei erlauben wir, dass der Atem im Moment unvollständig und zu kurz ist. Dass er eventuell zu schnell ist oder extrem langsam wird. Natürlicherweise beginnt ein freier tiefer Atem damit, Pausen zu machen. Wir erlauben diese Pausen so lange wie sie sein mögen. Wir lernen hier bewusst Kontrolle abzugeben und zu vertrauen. Das geht soweit, dass wir sogar erlauben würden, dass der Atem aufhört. Keine Sorge, der Atem wird bei der Übung nicht aufhören. Aber wenn wir soweit loslassen können, dass wir dies erlauben können, dann ist der Atem wirklich frei von unserer willentlichen Kontrolle.

Wenn wir den Atem frei atmen lassen, dann beginnt ein Prozess. Der Atem wird nach und nach Spannungen abbauen und sich langsam in Richtung zu einem vollständigen Atem verändern. Irgendwann fühlen wir uns so verbunden mit dem Atem und es ensteht das Gefühl, dass der Atem uns atmet.

Vorübung - Frei durchatmen

Da die meisten Menschen gewohnheitsmäßig unvollständig atmen, beginnen wir mit einer Vorübung. Hier zeigen wir dem Körper wieder eine vollständige Atmung. Dadurch können sich schon erste Verspannungen und Blockaden, die sich oft schon jahrzehntelang eingenistet haben, lösen.

Ein vollständiger Atem umfasst 3 Bereiche: die Bauch oder Zwerchfellatmung, die Brustatmung und die Schlüsselbeinatmung.

Der Atem wird oft durch Emotionen und Anspannungen blockiert oder erschwert. Befinden wir uns in einem negativen emotionalen Zustand, ist der Atem meist stark eingeschränkt. Das blockiert zusätzlich den Fluss von Energien und verhindert das Abfließen der emotionalen Energie. Wenn wir hingegen frei durchatmen, kommen gestaute Energien wieder in Fluss.

In dieser Übung geben wir dem Atem eine sanfte willentliche Unterstützung, damit er wieder durch alle Bereiche durchatmen kann.

Einleitung der Atemübung

Wir beginnen mit 3 bewussten möglichst vollständigen Atemzügen. Dabei atmen wir vollständig aus. Wir drücken die Luft aus allen Bereichen der Lunge möglichst vollständig heraus. Dann atmen wir mit dem Zwerchfell ein, dabei wölbt sich der Bauch nach außen. Dann weiten und öffnen wir den Brustkorb und füllen den Brustbereich mit Luft. Zuletzt ziehen wir die Schlüsselbeine hoch und füllen die Lungenspitzen. Dies machen wir 3 mal möglichst langsam, damit wir nicht hyperventilieren.

Beim dritten Einatmen halten wir bei maximal gefüllten Lungen die Luft für einige Sekunden an. Dabei entspannen wir uns und lassen die Muskelspannung des Brustkorbs los. Dann öffnen wir wieder die Atemwege und lassen die Luft ausströmen.

Übung – Frei durchatmen

Bei der Hauptübung "Frei durchatmen" unterstützen wir den Atem sehr sanft dabei, vollständig durchzuatmen. Dies soll sehr angenehm und entspannt stattfinden. Wir atmen einfach eine Weile bewusst und langsam vollständig durch. Diese Übung hat eine sehr belebende Wirkung.

Anleitung während der Übung – Atmen lassen

Bei dieser Übung beginne zuerst wieder mit 3 vollständigen Atemzügen, wie in der "Einleitung der Atemübung" beschrieben.

Zur Übung "Atmen lassen" setze dich aufrecht hin und entspanne dich soweit wie möglich.

Lenke deine Aufmerksamkeit auf den Atem. Erlaube dem Atem unvollständig und zu schnell, oder holprig zu sein. Der Atem wird mit der Zeit von selbst tiefer und vollständiger werden. Wir müssen ihn nur lassen. Bleibe mit deiner ganzen Aufmerksamkeit bei dem Atem und lasse ihn sein wie er ist. Bleibe enspannnt. Genieße diese Bewegung in deinem Bauch und Brustkorb. Lass es einfach geschehen. Lasse einfach los. Bleibe ganz da bei deinem Atem. Lasse soweit los, dass du sogar erlauben würdest, dass der Atem aufhört. Jeder Atemzug ist neu und etwas anders.

Thomas Schuh

2.6.1.4 Gedanken und Gedankenzüge loslassen

2.6.1.4 Gedanken und Gedankenzüge loslassen

Test - Nicht denken

Zu Beginn bitte ich Sie zuerst selbst einen Test zu machen. Denken Sie ab jetzt 5 Minuten NICHTS.

Eventuell haben Sie etwas Ähnliches erlebt, wie im Folgenden beschrieben.

Wenn wir auf Kommando versuchen, nichts zu denken, dann erfahren wir, dass dies nicht möglich ist. Nach einigen Sekunden beginnen wir über das Nicht-Denken nachzudenken, oder denken an etwas anderes. Oft vergessen wir ziemlich schnell, dass wir nicht denken wollten. Das sogennannte automatische Denken beherrscht unser Bewusstsein. Es vesetzt uns sehr schnell in eine Trance, so dass wir alles andere vergessen.

Willensstarke Menschen versuchen meist durch Konzentration, diesen Mechanismus zu besiegen. Bei der Konzentration wird sich jedoch lediglich auf etwas fokussiert, wodurch alles andere auszublendet. Sobald die Konzentration nachlässt, ist das automatische Denken in gleicher Intensität wieder vorhanden und wahrnehmbar. Es hat also kein Beenden des Denkens stattgefunden. Es wurde nur vorübergehend ausgeblendet.

Der erste Schritt, um Herr über unser Bewusstsein zu werden, ist zu erkennen, dass diese Form des Denkens automatisch, ohne bewusste Entscheidung abläuft. Solange wir nicht versuchen, das Denken abzustellen, können wir die Illusion aufrechterhalten, dass das Denken vollständig unter unserer Kontrolle steht. Erst wenn wir dies an uns selbst beobachten, können wir beginnen, unseren Zustand zu verbessern.

Lösen des Bewusstseins vom Verstand

Die willentliche Konzentration ist eine Verstandeskraft und nicht das Bewusstsein. Mit der Kraft des Vestandes alleine können wir uns nicht von unserem Verstand lösen. Hierzu brauchen wir das Bewusstsein. Das Bewusstsein ist im Gegensatz zur Konzentration offen und weit.

Wir müssen also, das an den Verstand gebundene Bewusstsein vom Verstand lösen. Dadurch können wir wieder Herr über unser Bewusstsein werden. Dann sind wir in der Lage, ohne Anstrengung das Plappern des Vestandes zu beobachten und können es auslaufen und ruhig werden lassen.

Übung - Gedankenzüge lozuslassen

Gedankenzüge beginnen meist ohne bewusste Initiierung unseres Geistes. Wir hören ein Wort im Radio, lesen eine Werbung, oder denken gerade über etwas nach. Mit einem bestimmten Wort oder Bild wird ein neuer Gedankenzug in Gang gesetzt. Oft besteigen wir nacheinander mehrere Züge und wissen dann nicht mehr, warum wir über dies oder jenes nachdenken. Die Gedankenzüge werden nicht von uns initiiert, sondern sie beginnen vollständig automatisch.

In der Meditation und der Übung der Achtsamkeit lernen wir, auf diese Gedankenzüge nicht aufzusteigen. Wir üben, sie einfach loszulassen und da zu bleiben. So vermeiden wir, dass wir in eine Trance versetzt werden und bleiben mit unserem Bewusstsein wach.

Wenn wir beim Meditieren merken, dass wir auf einen Gedankenzug aufgestiegen sind, lassen wir ihn wieder los - nichts weiter. Anfänger ärgern sich oft über sich selbst. Dies ist vollkommen unnötig und kontraproduktiv.

Wir sollten versuchen, eine liebevolle innere Atmosphäre in uns zu schaffen. Hier ist eine Haltung hilfreich, die den Gedankenzügen eigentlich keine Beachtung schenkt. Gedankenzüge sind nicht böse und auch kein Zeichen von Schwäche. Es ist auch egal, ob man auf einen Zug aufgestiegen ist. Wenn man es erkennt, lässt man ihn einfach los und beschäftigt sich nicht mehr damit. Wir üben lediglich das Erkennen der Gedankenzüge und sie loszulassen.

Manchmal bekommt man gute Ideen während der Meditation. Das hat den Grund, dass wir beim Meditieren offener und intuitiver sind, als im Alltagsbewusstsein. Ich gehe dabei wie folgt vor. Ich denke ca. 1-2 Minuten darüber nach und schreibe die Idee auf. Dann meditiere ich wieder dankbar und fröhlich weiter.

Thomas Schuh

2.6.1.5 Vertrauen und Loslassen

2.6.1.5 Vertrauen und Loslassen

Um etwas loszulassen brauchen wir eine andere geistige Fähigkeit, als die Konzentrationsfähigkeit und die aktive Willenskraft. Auch sehr willensstarke Menschen können oft nur schwer loslassen. Oft hindern uns Ängste daran, Dinge loszulassen, die uns schaden.

Viele klassische Neurosen zeichnen sich dadurch aus, dass Menschen fixe Gedanken und Vorstellungen nicht loslassen können. Es muss beispielsweise 5 mal kontrolliert werden, ob das Bügeleisen ausgesteckt ist. Oder die fixe Vorstellung, verunreinigt zu sein, wird vergeblich durch Reinigungsrituale zu eliminieren versucht.

Um loszulassen brauchen wir Vertrauen. Die Fähigkeit zu vertrauen und loszulassen eröffnet uns neue Freiheit. Wir können mit unserem Geist viel freier unser Leben gestalten. Die Veränderungen des Lebens können viel flüssiger und schneller vollzogen werden. Viel Leid entsteht dadurch, dass wir zu lange an etwas festklammern, was eigentlich schon vorbübergegangen ist.

Vertrauen

Das Sprichwort "Vertrauen ist gut, Kontolle ist besser", ist in den meisten Situationen falsch. Richtiger wäre "Vertrauen macht glücklich, Kontrolle ist meist schädlich". Kontrolle macht das Leben komplizierter, blockiert den Fluss des Lebens, beschädigt Beziehungen und vieles mehr. Hinter Kontrollversuchen steckt meistens Angst. Wer vertrauen kann, kann sich öffnen. Letztendlich geht es in der spirituellen Entwicklung darum, die Grundlage zu schaffen, um sich für Gott und die Wahre Liebe zu öffnen. Dies erfordert Vertrauen und Hingabe.

Übung - Loslassen

Diese Übung ist recht unspektakulär. Sie hat auch keine besonders starke Wirkung. Hier üben wir lediglich einen Vorgang, den wir für die Meditation und die Übung der Achtsamkeit benötigen: den Schritt, etwas loszulassen und da zu bleiben.

Während der Meditation und der Übung der Achtsamkeit werden wir immer wieder in die Situation kommen, in der wir etwas loslassen möchten. Bei dieser Übung können wir uns ausschließlich auf diesen Vorgang fokussieren.

Bei dieser Übung ist es nicht unbedingt nötig, eine bestimmte Körperhaltung einzunehmen. Die Augen bleiben offen. Man kann während der Übung auch die Körperhaltung ab und zu ändern.

Während dieser Übung lassen wir Körperspannungen, Gedanken, innere Bilder und Gefühle los. Sobald uns etwas ins Bewusstsein kommt, lassen wir es los, soweit es in diesem Moment möglich ist. Dann beschäftigen wir uns nicht weiter damit, sondern bleiben einfach da.

Wichtig ist, dass wir bei dieser Übung nicht in eine Trance gehen, wie z.B. beim Autogenen Training. Es ist hier auch nicht das Ziel, einen möglichst tiefen Entspannungszustand zu erreichen. Es geht lediglich darum, körperlich alle unnötigen Anspannungen zu lösen und mit unserem Bewusstsein bei keinen Gedanken, Bildern oder Gefühlen hängen zu bleiben. Wir bleiben einfach wach und bewusst da.

Anleitung während der Übung

Nimm zuerst deinen Körper wahr, wie er in diesem Moment ist. Bleibe wach und mit deinem Bewusstsein im Hier und Jetzt. Wenn du eine Spannung wahrnimmst, lasse sie los. Als Beispiel spüre deinen Schultern, ob es dort unnötige Anspannung gibt. Wenn ja, dann lasse sie jetzt einfach los. Spüre in deinen Kiefer und lasse unnötige Spannung los.

So mache es ab jetzt mit jeder unötigen Spannung, die dir ins Bewusstsein kommt. Lasse sie los, soweit es in diesem Moment möglich ist und beschäftige dich nicht mehr damit. Bleib einfach da.

Sobald du auf etwas aufmerksam wirst, dann lasse es los. Spüre dich und bleibe da im Hier und Jetzt. Wenn ein Gedanke bewusst wird, lasse ihn los. Wenn ein inneres Bild aufkommt, lasse es los. Bleibe wach im Hier und Jetzt. Mit jedem Loslassen kommst du ein Stück mehr hierher, ins Hier und Jetzt. Lasse Spannungen los. Lasse Gedanken los. Lasse Gefühle los. Soweit es in diesem Moment möglich ist. Du braucht nicht gegen irgendetwas zu kämpfen, sondern einfach da-sein. Wenn etwas kommt, lass es einfach los. Du bist da, spürst dich, beobachtest dich. Einfach entspannt wach da-sein.

Thomas Schuh

2.6.1.6 Das Zentriert-sein

2.6.1.6 Das Zentriert-sein

Was bleibt, wenn wir alles losgelassen haben, was uns ablenkt und zerstreut? Wir werden in uns zentriert. Anders herum: Wenn wir uns in uns zentrieren, dann kommen wir in die Lage, alles andere loszulassen.

Zentriert-sein körperlich

Das Zentrieren kann man körperlich, wie folgt, beschreiben. Kommt von Außen ein Druck von vorne, kann ich auf verschiedene Weisen reagieren. Ich kann mich nach hinten wegdrücken lassen, oder ich kann Gegendruck ausüben. Zentriert sein bedeutet, den Körper in Richtung Boden nach unten zu drücken und auf dem Punkt stehen zu bleiben.

Im Schwerpunkt des menschlichen Körpers liegt ein Energiezentrum das im Japanischen Hara genannt wird. Es liegt eine Handbreite unter dem Bauchnabel. Die Fokussierung auf das Hara erleichtert das Zentrieren.

Zentiert-sein in der Reaktion

In der Reaktion zentriert bleiben bedeutet Folgendes. Greift mich jemand verbal an, dann könnte ich den Angreifer auch verbal angreifen, oder ich kann mich verteidigen und rechtfertigen. Zentriert bleiben bedeutet, bei seinem Standpunkt zu bleiben, ihn kurz auszusprechen und sich nicht mehr damit zu beschäftigen. Wohlgemerkt ist das nicht immer die angemessene Reaktion. Jedoch ist es sehr kraftvoll, wenn wir in der Lage sind, innerlich so zu reagieren.

Zentiert-sein in der Haltung

Zentriert sein bedeutet, in seiner Haltung unverändert zu bleiben, egal was passiert. Die höchste Form der inneren Haltung, ist die Haltung der Liebe. Hoch entwickelte Menschen bleiben in der Haltung der Liebe zentriert und unveränderlich.

Zentiert-sein bei der Mediation

In der Meditation üben wir, unser Bewusstsein zu zentrieren. Hierzu ist es hilfreich, beim Ausatmen die Kraft im Hara und beim Einatmen den Solarplexus zu spüren. Das Bewusstsein bleibt im Körperschwerpunkt verankert. Hierdurch können die Gefühle und Gedanken als weiter außen liegende Erscheinungen wahrgenommen werden.

 

Thomas Schuh

2.6.1.7 Die Stille und die Hingabe

2.6.1.7 Die Stille und die Hingabe

Die Stille ist ein Zustand, den man bei fortgeschrittener Meditation erreichen kann. Hier ist das Geben und Empfangen mit der inneren Gedanken- und Bilderwelt vollkommen beendet. Das automatische Denken hat aufgehört und es ist ruhig geworden.

Stille kann man in diesem Sinne auch nicht üben. Es ist das Resultat, wenn wir konsequent alles losgelassen haben und achtsam geblieben sind. Nach einer gewissen Zeit hört auch das Geplapper der Gedankenwelt auf und es wird still.

Die Stille ist ein äußerst kraftvoller Zustand. Hier sind wir 100%ig da und sonst nichts.

Die Tiefe des Augenblicks und Hingabe

Fortgeschrittene Meditation ist kein gelangweiltes Da-sitzen. Es erfordert höchste Hingabe.

Bei der Meditation dringen wir in die Tiefe des Augenblicks ein. Jeder Augenblick ist neu. Er war noch nie da und wird nie wieder kommen. Es gibt nur diesen Augenblick, alles andere ist Illusion. Mit diesem Bewusstsein können wir uns mit ganzem Herzen und ganzer Leidenschaft diesem Moment hingeben. Wir lassen uns förmlich in das Hier und Jetzt hineinfallen. Es ist wie der Sprung von einer Klippe. Es erfordert die Bereitschaft alles loszulassen und mit jeder Zelle des Körpers und mit jeder Faser des Geistes da zu sein.

 

Thomas Schuh

2.6.1.8 Übung des Selbsterinnerns

2.6.1.8 Übung des Selbsterinnerns

Das Konzpt des Selbsterinnerns wurde schon auf der Seite "Selbsterinnern und Auflösen der Ego-Identifizierung" ausführlich erklärt und grafisch dargestellt. Es ist möglich, sich über die visuelle Wahrnehmung an dieses Phänomen heranzutasten.

Übung – Selbsterinnern

Bei dieser Übung ist die Körperhaltung unbedeutend. Man kann diese Übung beispielsweise im Sitzen machen. Hier betrachtet man visuell einen Gegenstand z.B. eine Kerze. Während man die Kerze ansieht, macht man sich bewusst, dass ich diese Kerze sehe. Die Betonung liegt bei ICH.

Im "normalen" Bewusstseinszustand sind wir uns unserer Selbst nicht bewusst. Hier üben wir, dieses Bewusstsein langsam zu entwickeln.

Anleitung während der Übung

Schau jetzt die Kerze an. Du siehst jetzt die Kerze. Schaue dir die Kerze genau an.

Wo sind die Augen, die die Kerze sehen? Wo ist der Kopf, in dem die Augen sind, die die Kerze sehen? Wo ist der Körper, in dem die Augen sind, die die Kerze sehen? Wo genau ist die Person, die die Kerze sieht. Wo ist das Wesen, dass diesen Körper hat, der diese Kerze sieht?

Die Frage ist: "Wer sieht die Kerze"? Wer sieht diese Kerze? Wer ist das Wesen, dass diese Kerze sieht?

Oder sage dir selbst: "ICH sehe diese Kerze". Immer wieder "ICH sehe diese Kerze". Sei dir bewusst, dass du diese Kerze siehst. Und jetzt fühle: "ICH sehe diese Kerze".

Irgendwann entsteht vielleicht das Gefühl, dass du in dieser Kerze etwas von dir wiedererkennst. Vielleicht verschmilzt es irgendwann, so dass du in der Kerze ein Stück vertrautes findest. Die Kerze wird ganz vertraut. Du erkennst dich, während du die Kerze betrachtest.

Vielleicht fühlst du einen Hauch davon in deinem Herzen. Das Gefühl, dass du da bist während du die Kerze siehst. Hier im im Herzen, ist das Zentrum des Wesens, dass die Kerze sieht.

Schau jetzt in dem Raum herum. Sei dir bewusst, dass du da bist und diesen Raum siehst. Du bist da. Fühle jetzt: "ICH sehe den Gegenstand", "ICH sehe den Raum". Ich bin da. ICH spüre den Druck der Sitzfläche. ICH höre die Stimme. ICH sehe den Gegenstand. ICH bin da. ICH nehme die Gruppe wahr. ICH sitze hier zwischen zwei Personen...

Thomas Schuh

2.6.1.9 Das Öffnen

2.6.1.9 Das Öffnen

Als ich im März 2008 das Privileg hatte, eine persönliche Audienz bei Kendo Sugihara -  einem international bekannten Zen-Mönch - zu bekommen, stellt ich folgende Frage. Welche Anstrengung unternimmt ein Zen-Mönch, um geistig zu wachsen? Seine Antwort war: "Man muss sich nicht anstrengen, sondern nur öffnen". Die Tragweite dieser Antwort, wurde mir erst in den darauffolgenden Jahren bewusst.

Thomas Schuh
Audienz bei Kendo Sugihara in Japan
Audienz bei Kendo Sugihara in Japan
Von Links: Mizue Schuh (Geb. Kishimoto), Thomas Schuh, Kendo Sugihara, Kazuo Kishimoto

Das Öffnen

Das Öffnen ist einer der wesentlichsten Aspekte der geistigen Entwicklung. Laut dem Göttlichen Prinzip, ist die wesentlichste Fähigkeit, die wir in unserem Leben entwickeln sollten, die Fähigkeit, Gottes Liebe zu empfangen. Hierfür ist das Öffnen des Herzens für Gottes Liebe unabdingbar. Wir haben auch schon festgestellt, dass ein höher entwickelter Mensch, intensivere Gefühle und Empfindungen hat. Dies entsteht durch das Öffnen des Herzens.

Das Öffnen erfordert eine entsprechende Geisteshaltung, sowie Vertrauen. Wir können uns nicht willentlich öffnen. Es ist das Resultat eines erfolgreich durchlaufenen Prozesses. Ich habe schon erklärt, dass Meditation nicht Konzentration ist, sondern das Bewusstsein befreit, welches offen und weit ist. Wir sollten uns bei der Meditation darüber klar sein, dass der Zielzustand ein offener Zustand ist.

Das Öffnen des Herzens ist ein Haupthema des Kapitels über Gemüt und Herz und des Kapitels über das Zuwenden und das Öffnen für Gott. Hier wird der Prozess ausführlich und tiefgehend beschrieben.

2.6.2 Zazen – Die Übung der vollkommenen Achtsamkeit

2.6.2 Zazen – Die Übung der vollkommenen Achtsamkeit

Zazen ist die klassische Meditationsinsform wie sie im Buddhismus und vorallem im Zen-Buddhismus praktiziert wird. Ich beschreibe hier wie ich Zazen gelernt und erfahren habe. Diese Betrachtung mag Stellenweise nicht mit der klassischen Sicht übereinstimmen.

Aus meiner Sicht ist Zazen die reinste Form der Meditation. Zazen ist keine Meditationstechnik. Es werden zwar auch im Rahmen des Zazen verschiedene Meditationsübungen gelehrt.

Eine Beispiel ist das Zählen der Atemzüge. Hier zählt man die Atemzüge, bis der erste Gedanke aufkommt. Sobald man realisert, dass ein Gedanke aufgekommen ist, beginnt man wieder von forne.

Dies sind jedoch nur Vorübungen. Zazen selbst ist die Praxis der vollkommenen Achtsamkeit. Zazen bedeutet sich vollkommen in diesen Moment hineinfallen zu lassen. Es erfordert die vollkommene Hingabe in das Hier und Jetzt.

Zu Beginn wird einem das plappern der Gedanken bewusst. Man realisiert die innere Unruhe und Zertreutheit. Zudem ist man anfangs mit Körperhaltung und Körperspannungen beschäftigt. Dies erfordert, dass man nach und nach alles loslässt und durch einen Prozess mehr und mehr in das Hier und Jetzt durchdringt. Dies wird vollzogen, indem man achtsam wahrnimmt und mit dem Bewusstsein wach und da bleibt. Als Endresultat gelangt man irgendwann zur Stille.

Thomas Schuh
Meditationsabend in München in den Räumlichkeiten der Familienföderation
Meditationsabend in München in den Räumlichkeiten der Familienföderation

Körperhaltung im Zazen

Im klassischen Zazen wir großen Wert auf die exakte Körperhaltung gelegt. In Japan wird diese bis ins letzte Detail perfektioniert. Aus meiner Erfahrung, ist die Körperhaltung sehr hilfreich, jedoch nicht unbedigt nötig. Im Folgenden werde ich die Körperhaltung grob beschreiben.

Sitzhaltung

Beim Zazen sitzt man auf einer Meditationsbank oder einem Meditationskissen. Wesentlich ist, dass die Knie unterhalb der Hüftgelenke sind. Dadurch kommt das Becken und die Lendenwirbelsäule in die ideale Lage. Die Wirbelsäule sollte wie ein Grashalm aufrecht mit einer natürlichen Spannung gerade stehen.

Die beine sind idealerweise zum Lotussitz verschrengt. Es gibt auch den halben und viertelten Lotussitz. Der letzere ist ein Schneidersitzt bei dem die Knie auf den Boden und die Füße auf den Unterschenkeln liegen. Wem das zu schwierig ist, der kann sich auch auf die Knie setzen und das Meditationskissen unter das Gesäß legen.

Um in die richtige Sitzhaltung zu kommen, kann man sich zu Beginn der Meditation kurz nach forne beugen, bis man mit der Stirn den Boden berührt. Dabei wird das Gesäß nach hinten herausgedrückt. Wenn man sich danach wieder aufsetzt, hat man einen gute Sitzhaltung.

Um Seitlich in die gerade Haltung der Wirbelsäule zu kommen, kann man den Arm seitlich über den Kopf legen und die Wirbelsäule seitlich dehnen. Diese Bewegung führt man zu beiden Seiten hin aus und kehrt dann zur geraden Haltung zurück. Dadurch fällt es leichter die angenehme natürliche Spannung der Wirbelsäulenmuskulatur zu finden. Während der Meditation sollten nur die Muskeln angespannt sein, die zum aufrechthalten der Wirbelsäule nötig sind. Alles andere ist entspannt.

Die Halswirbelsäule sollte gerade sein. Das Kinn etwas angezogen. Die Zunge liegt oben am Gaumen.

Der Blick geht ca. einen Meter vor einem auf dem Boden. Hier kann man sich zur Hilfe eine Kerze oder einen Gegenstand plazieren.

Die Hände werden mit der Handfläche nach oben ineinander gelegt. Die Daumenspitzen berühren sich. Die Daumengelenke sollten möglichst geraden und nicht abgewinkelt sein.

Atem

Der atem fließt gleichmäßig. Beim Zazen praktiziert man vorwiegend die Zwerchfellatmung. Zum erlernen kann man sich beim einatmen auf den Solarplexus konzentrieren und beim ausatmen, auf das Hara. Das Hara ist eine Energiezentrum das genau im Körperschwerpunkt liegt. Es befindet sich in etwa eine Handbreite unterhalb des Bauchnabels.

Zu Anfang kann man mit drei vollständigen Atemzügen beginnen, wie es in der "Einleitung der Atemübung" beschrieben wurde.

 

Das Programm

Das Programm

Wie wird das Geistige Gemüt erweckt?

Prinzipiell helfen alle 3 Bereiche der inneren Arbeit, sowie auch die Praxis der Nächstenliebe, das Erwecken des Geistigen Gemüts zu fördern. Das Geist-Körper-Einheit-Programm fokussiert sich jedoch gezielt auf diesen Prozess.

Zur Erweckung des Geistigen Gemüts empfehle ich daher Folgendes:

Die fettgedruckten Punkte sind Teil des "Geist-Körper-Einheit"-Programms.

 

 

Thomas Schuh

Wechselwirkung mit der geistigen Welt

Wechselwirkung mit der geistigen Welt

Betrachten wir die Bewusstseinszuständ etwas detailierter und im Zusammenhang mit der Geistigen Welt.

Im folgenden Programm sehen wir wieder das Alltagsbewusstsein. Hier sehen wir die Situation noch einmal detailierter. Im Unterbewusstsein sind die gespeicherten Erfahrungen noch inaktiv. In der inneren Gedanken- und Bilderwelt sind die gespeicherten Programme aktiv und erzeugen Energie.

Thomas Schuh
Zustand im Alltagsbewusstsein
Zustand im Alltagsbewusstsein

Ängste aus spiritueller Sicht

Ängste aus spiritueller Sicht

Durch Meditation und Achtsamkeitstraining werden Ängste stark reduziert. Dies ist bereits wissenschaftlich nachgewiesen.

Ängste und die Dominanz des Physischen

Viele Ängste entstehen dadurch, dass das Geistige Gemüt nahezu abwesend ist. Dadurch wird dem Menschen das Urvertrauen entzogen. Existenzängste wie auch viele andere Ängste haben somit ihre Wurzel darin.

Ängste, unser Geist und die Geistige Welt

Nicht zuletzt werden Ängste maßgeblich durch den Einfluss der unreifen bis destruktiven Geistigen Welt verstärkt. Es ist anzunehmen, dass viele menschliche Ängste durch die Beziehung mit destruktiven Geistwesen entstehen. Die Übung der liebevollen Achtsamkeit entzieht dem geistigen Einfluss die Basis und dessen negative Kraft.

Bei der Übung der Achtsamkeit gibt es eine Phase, wo wir uns unseres Geistes bewusst werden und sich die primäre Identifizierung mit dem Körper auflöst. Dann fühlen wir, dass wir Geist sind und einen Körper haben.

Das entsteht zum einen dadurch, dass der eigene Geist wieder ganz Herr über den Körper ist. Das Physische Gemüt wird wieder zum Objekt des Geistes. Das fühlt sich an, als wie wenn man sich von einer Art begrenzten Besessenheit befreit hat, die einem vorher nicht bewusst war.

Thomas Schuh